Taunusbahn-Chaos: „Als Minister ist man kein unbeteiligter Dritter“
SPD-Landtagsabgeordnete Elke Barth kritisiert Verkehrsminister Al-Wazir für die massiven Probleme bei der Einführung der Wasserstoffzüge im Taunus.
Bad Homburg – Verärgerte Pendler, Krisengipfel, Ersatzverkehr: Der Start der großen Wasserstoff-Zugflotte im Taunus ist gründlich schiefgelaufen. Ursprünglich waren 27 Wasserstoffzüge bestellt – der RMV hatte den Einsatz der weltgrößten Flotte angekündigt. Bisher seien neun Züge an den RMV übergeben worden, erklärte Hersteller Alstom auf Anfrage. Bis Ende Februar sollen es 14 sein, erst Anfang Juni dann alle 27 fahren.
Schon vor dem geplanten Start im Dezember war klar, dass nur ein Teil der bestellten Züge geliefert werden kann. Ersatzweise sollten Dieselzüge fahren, doch auch mit ihnen gab es Probleme. Von einem „vorhersehbaren Chaos“ der 500 Millionen Euro teuren Flotte spricht der Fahrgastverband Pro Bahn.
Zum Betriebsstart seien nur zwei der neuen Züge einsatzfähig gewesen.

Landesregierung schweigt sich zu Taunusbahn-Chaos im Hochtaunus-Kreis aus
Von der Landesregierung war zu dem Thema bislang kaum etwas zu vernehmen - abgesehen von einem Statement von Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne), das er aber auch nur auf Nachfrage dieser Zeitung abgab.
Die SPD-Landtagsabgeordnete für den Hochtaunus, Elke Barth, kritisiert diese Zurückhaltung - und insbesondere die Reaktion Al-Wazirs auf das Chaos bei der Einführung der Wasserstoffzüge im Taunus. Es sei bezeichnend, dass der Minister „das drängendste verkehrspolitische Problem im Hochtaunuskreis“ beim Neujahrsempfang der Grünen im Kreis mit keinem Wort erwähnte. Darauf angesprochen sah er die Verantwortung für das Debakel allein beim Hersteller der Züge.
Alstom hat sich inzwischen für die Startprobleme entschuldigt und diese mit Personalengpässen bei Schlüssellieferanten, verspäteten oder in der Qualität unzureichenden Zulieferungen kritischer Komponenten begründet.
Dennoch könne die Landesregierung die Schuld nicht nur bei anderen suchen, so Barth: „Wieder einmal folgt Tarek Al-Wazir einem für ihn altbekannten Muster: Bei erfolgreichen Projekten steht er gerne im Rampenlicht und schmückt sich auch mal mit fremden Federn, bei Misserfolgen zeigt er mit dem Finger auf andere.“ Bei Problemen im ÖPNV seien immer andere schuld; mal sind es die Landkreise, Kommunen oder der RMV. „Als Minister ist man kein unbeteiligter Dritter. Man muss gestalten, Impulse setzen und vor allem auch, sich proaktiv einmischen, wenn Akteure Probleme haben“, findet Barth.
Bei der Taufe des ersten Wasserstoffzuges am 6. Dezember 2022 war Al-Wazir dabei und sprach von einem „Meilenstein der Verkehrswende“. Barth moniert, dass sich der Minister nach dem chaotischen Start wenig später überhaupt nicht mehr geäußert habe.
SPD-Landtagsabgeordnete Elke Barth: Chaos auch andernorts im Hochtaunus-Kreis
Dabei ist laut Barth die Taunusbahn nicht das einzige Problem des ÖPNV im Hochtaunus. „Von der vielfach angekündigten Verkehrswende ist im Rhein-Main-Gebiet, und hier vor allem im Hochtaunuskreis, wenig zu verspüren. Ganz im Gegenteil hat man vielmehr das Gefühl, dass sich die Situation ständig verschlechtert“, meint die SPD-Politikerin, und zählt auf: massive Behinderungen bei der S 5, Verspätungen und regelmäßige Zugausfälle auch auf den U-Bahn- Linien.
Für Barth ist klar, wer dafür die Verantwortung trägt: die Landesregierung. So habe sie in den vergangenen Jahren zu wenig Geld in die Infrastruktur investiert. „Erst seit dem Jahr 2018 gibt es überhaupt originäre Landesmittel. Als Gesellschafter des RMV kann das Land zudem direkten Einfluss nehmen und zur Lösungsfindung beitragen.“
Barth hat nun eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt und nach der Rolle des Verkehrsministers bei der Lösungssuche in Sache Taunusbahn gefragt. Hätte das Kabinett mehr tun können, um das Debakel zu verhindern? Die Antwort auf die Anfrage steht noch aus. (Julian Dorn)