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Die neue Normalität in den Schulen im Usinger Land

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Die Grundschüler Sookie (von links), Eric und Moïse haben sich an die Corona-Maßnahmen in der Schule, wie etwa das Tragen einer Maske, längst gewöhnt. © Birgit Schweitzer

Maskenpflicht, Testpflicht, Hände waschen, Abstand halten. Der Schulalltag hat sich nach zwei Jahren Pandemie im Vergleich zu früher stark verändert. Wie kommen die Schulen, die Lehrkräfte und vor allem die Schülerinnen und Schüler im Usinger Land damit zurecht? Wir haben nachgefragt.

Hochtaunuskreis. Ministerpräsident Volker Bouffier verkündete am Montag schrittweise Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Hessen, unter anderem für den Schulbetrieb. Ab dem 7. März soll die Maskenpflicht am Sitzplatz fallen, bereits seit Dienstag gilt eine geänderte Testpflicht: Bei einem Corona-Fall in einer Klasse werden Schülerinnen und Schüler nun nur noch eine statt bisher zwei Wochen lang täglich getestet, ansonsten bleibt es - wie zuvor - bei drei Tests pro Woche.

Mehr Logistik, mehr Organisation, mehr Müll

Doch wie läuft der Schulbetrieb in der Corona-Zeit überhaupt? Die Schulleiter im Usinger Land beklagen durch die Pandemie eine Zunahme an Verwaltungsaufwand und Logistik, die zusätzlich zum normalen Unterrichtsbetrieb bewältigt werden muss. Die Christian-Wirth-Schule (CWS) in Usingen etwa benötigt 3400 Tests in einer Woche für ihre 1150 Schülerinnen und Schüler, wenn in Klassen jeden Tag getestet werden muss, entsprechend mehr, berichtet Schulleiter Hans-Konrad Sohn.

Durch die Tests fällt auch zusätzlicher Müll an. Abgesehen von der Maskenpflicht, Hygienemaßnahmen und Einschränkungen bei Gesang und dem Spielen von Blasinstrumenten, findet der Unterricht aber normal statt, erzählt Sohn. In den jeweiligen Teststunden falle durch das Testprozedere aber bis zu einem Drittel der Zeit weg. Bei Gruppenarbeiten sei man noch vorsichtig, auf Sportarten, in denen enger Kontakt stattfindet, werde verzichtet. Die Chöre und die Gesangsklasse der CWS proben derzeit nur nach Stimmen getrennt und mit Abstand in der Aula. »Verglichen zu der Situation vor einem Jahr ist das erfrischend normal«, sagt Sohn.

Positive Signale: Corona-Fallzahlen nehmen ab

Durch die Omikron-Variante des Virus hatten sich in den vergangenen Wochen die positiven Fälle gehäuft. Die erste Februarwoche sei die härteste gewesen - mit 30 positiven PCR Tests, sagt Sohn. Vorletzte Woche gab es dagegen »nur« drei bis vier Fälle am Tag.

An der Max-Ernst-Schule in Riedelbach waren in einer Woche teilweise nur neun von 25 Kindern einer Klasse da. Ebenso gab es an der Grundschule Reifenberg zeitweise jeden Tag positive Testergebnisse, die ausnahmslos durch PCR-Tests bestätigt wurden, sagt Schulleiterin Anke Gamer. Die Schule stellt in solchen Fällen übrigens eine Bescheinigung aus, damit ein PCR-Test gemacht werden kann, ohne zuvor noch einen Schnelltest im Testzentrum absolvieren zu müssen.

»Lange Zeit, vor den Weihnachtsferien, hatten wir keinen einzigen Fall«, meint Silke Mottl, Schulleiterin der Jürgen-Schumann-Schule (JSS) in Arnoldshain. Nun seien es ein bis zwei Fälle in der Woche. Insgesamt gab es an der JSS aber nur 18 bestätigte Fälle seit der Wiederöffnung der Schule. »Wir haben sehr kooperative Eltern, die ihr Kind auch lieber vorsichtshalber zu Hause lassen, wir gehen viel raus und lüften konsequent alle 20 Minuten«, erklärt sie. Inzwischen ist allgemein in den Schulen - wie auch in der Bevölkerung - eine Abnahme der Infektionen erkennbar.

Kinder werden nur sehr vereinzelt vom Präsenunterricht abgemeldet

Nur sehr vereinzelt machen Eltern von der Möglichkeit Gebrauch, ihre Kinder vom Präsenzunterricht abzumelden. Nach Angaben des Staatlichen Schulamts für den Hochtaunuskreis und den Wetteraukreis sind aktuell rund zwei Prozent der Schülerinnen und Schüler mit Corona infiziert und werden in Quarantäne aus der Distanz beschult. Hessenweit seien es drei Prozent. Im Distanzunterricht erhalten Schüler ihre Aufgaben meist über das Schulportal. Die Adolf-Reichwein-Schule (ARS) in Neu-Anspach nutzt ergänzend dazu eine Schul-Cloud mit Messenger-System, womit auch per Video mit den Lehrkräften kommuniziert werden könne, berichtet Schulleiter Dirk Schulz.

Gefragt, ob es pfiffige Lösungen zur Gestaltung des Unterrichts in Pandemie-Zeiten gebe, meint Anke Gamer: »Die pfiffigste Lösung ist, dass alle möglichst unaufgeregt aufeinander zugehen.« Sie ermöglichte den Kindern bei Bedarf Maskenpausen am offenen Fenster oder auf dem Schulhof. Singen zum Beispiel könne bei schönem Wetter auch draußen stattfinden, im Musikunterricht sei man auf Rhythmusinstrumente umgestiegen. »Da gibt es schon Lösungen«, sagt sie.

Besonders die Grundschüler würden die Corona-Maßnahmen aber als selbstverständlich annehmen. »Sie machen alles toll mit: das Testen und das Einhalten der Regeln. Sie freuen sich, dass sie in die Schule gehen können«, sagt Schulleiterin Silke Mottl (JSS). »Dennoch ist es durch die Masken eine größere Anstrengung sowohl im Unterrichten als auch für die Schüler. Man versteht die anderen schlechter und gerade in der Grundschule macht das Mündliche ja einen großen Teil aus.« So wird das Wegfallen der Maskenpflicht für den Unterricht eine Erleichterung sein.

Hoffnung auf Normalität für den Rest des Schuljahres

»Es ist im Moment die Hoffnung«, sagt Dirk Schulz (ARS), »dass der Rest des Schuljahres noch in Normalität weitergehen und all das stattfinden kann, was Schule auch ausmacht - wie Klassenfahrten, Ausflüge und Feste.«

Die Lerndefizite dagegen halten sich in Grenzen, berichten die Schulen unisono, denn im Distanzunterricht werde auch gelernt. Hans-Konrad Sohn stellt für die CWS fest, dass seine Schülerinnen und Schüler mit dem Leistungsanspruch der Landesabiturklausuren gut zurechtkamen.

Eine Änderung hat die Pandemie und der dadurch gut erprobte Distanzunterricht gebracht: Die Kinder haben - anders als früher - nicht mehr einfach schulfrei, zum Beispiel Ende vergangener Woche wegen des Sturms, sondern erledigen zu Hause analog zum Schultag ihre Aufgaben.

Birgit Schweitzer

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