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Die Stimmungsentfacher

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Josefa Schmidt am Klavier sowie Valerie Schweighofer und Carlo Lay verleihen alten Meistern jugendlichen Schwung. © Red

Schmitten-Oberreifenberg (fms). Aller guten Dinge sind drei, sagt der Volksmund. Drei Musiker, drei Komponisten und drei Stücke, das war auch die Triole, die dem jüngsten Feldbergkonzert Struktur verlieh.

Zu hören war Kammermusik vom Feinsten, denn dafür stehen allein schon die Namen Haydn, Schubert und Mendelssohn Bartholdy, alle drei Altmeister des Klaviertrios. Drei junge Meister ihres Fachs, die Pianistin Josefa Schmidt, Valerie Schweighofer an der Violine und Carlo Lay am Cello, zusammen das Avin Trio, hatten das Programm zusammengestellt - und dies war auch in der dargebotenen Reihenfolge höchst anspruchsvoll.

Eine Besonderheit am Rande: Im Publikum saßen diesmal auch vom Krieg vertriebene Menschen aus der Ukraine, und eine Schmittener Ukrainerin aus der Nachbarschaft des Veranstalters, der Familie Groh, übersetzte die Worte, mit der die Künstlerinnen die Stücke einleiteten.

Das Programm begann mit einem Stück zu Ehren des Wiener Klassikers Joseph Haydn, dessen 290. Geburtstag am 1. April zu feiern war. Haydn lebt, so wie viele andere seinesgleichen, in der Musik weiter - und wenn junge Musiker ihn zu klingendem Leben erwecken, ist das ein besonderer Beweis für die Unsterblichkeit seiner Kunst.

Das Klaviertrio A-Dur, Hob. XV:9 besteht aus zwei Sätzen - einem emotionalen Adagio und einem spannungsreichen Vivace, das das »ganz junge Trio auf dem Weg nach oben«, so ein Slogan auf dem Programmheft, besonders lebhaft vortrug. Dabei machte sich schnell der Rückhalt breit, den Schmidt ihren Streichern bot. Gemischte Gefühlslage: ein anrührendes Adagio. Zu dem passte der zufällige Blick nach draußen auf die unter unberührtem Schnee in winterlicher Melancholie erstarrten Terrassenmöbel. Sodann wurde durch den zweiten Satz aber wieder ausgelassene Stimmung verbreitet.

Stimmungen zu entfachen, ist neben aller technischen Versiertheit eine Herausforderung für Musiker, doch an künstlerischer Ausdruckskraft fehlte es dem jungen Trio nicht: »Der zweite Satz ist das Herzstück«, schickte die Pianistin dem Klaviertrio von Franz Schubert, B-Dur, op. 99 (D 898) voraus. Das war zwar etwas unfair gegenüber dem ersten aufwühlenden Satz, aber dann kam der Angepriesene, und die Frage stellte sich, wie das mit dem Herzstück gemeint war.

War es der anspruchsvollste Satz, als Schlüsselsatz, oder ein zu Herzen gehender Satz? Mit »Andante un poco mosso« ist er bezeichnet, und diese Vorgabe setzte das Trio grandios um: Das Klavier beschränkte sich diskret auf die Moderation der beiden sich umschmeichelnden Streicherstimmen, herzzerreißend, aber nicht kitschig. Das folgende Scherzo und Rondo dämpfte die romantische Stimmung wieder und entließ die Besucher mit launigen Bildern in die Pause.

Bilder im Kopf der Zuhörer erzeugen

Bilder zu erzeugen, verstehen die drei Künstler ebenfalls hervorragend, was sich im zweiten Konzertteil mit Felix Mendelssohn Bartholdys Klaviertrio in c-Moll, op. 66 fortsetzte. Bei dem war es Violinistin Schweighofer, die den zweiten Satz als besonders schön herausstellte. Beschrieben als »Andante espressivo« sticht er zwischen den dramatischen Ecksätzen heraus, ist aber ganz anders gestrickt als das Schubert’sche »Herzstück«. Hier punkteten die Musiker bei allem Sinn für die feinen Linien auch mit Temperament besonders beim Scherzo mit seiner mitreißenden Dynamik.

Nach Haydn und Schubert ging das Konzert mit der spätromantischen Wucht Mendelssohns zu Ende. Nicht von ungefähr, möchte man meinen, denn das im Herbst 2019 gegründete Avin Trio wurde im Finale des Mendelssohn-Hochschulwettbewerbs 2021 mit einem Stipendium der Elsa-Wera-Arnold-Stiftung ausgezeichnet. Alle drei, erst Anfang zwanzig, haben schon beachtliche Auszeichnungen und Stipendien vorzuweisen.

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Infos zu den nächsten Feldbergkonzerten gibt es unter www.kammermusik-feldberg.de.

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