Grüner wird’s nicht

Greenkeeper verpassen dem Centre Court ein neues Gewand. Das Turniert startet am 24.Juni.
Bad Homburg -Wenn Oliver Stuhldreier das Kreidegemisch in den Handwagen eingefüllt hat - übrigens dasselbe, das auch in Fußballstadien zum Einsatz kommt, - ist die ruhige Hand des Greenkeepers gefragt. Wackler und krumme Passagen darf es nicht geben. Das sähe man ziemlich schnell. Auch die dann rund um die Anlage der Bad Homburg Open platzierten Fernsehkameras würden das sofort ins Bild nehmen.
Die akribischen Vorbereitungen für die dritte Auflage des traditionellen Tennis-Turniers (24. Juni bis 1. Juli) laufen auf Hochtouren - und jetzt hat auch der Centre Court sein neues Gesicht bekommen. Am Samstag wurden die Linien auf den drei Matchcourts beim TC Bad Homburg gezogen.
Vorher wurde der 23,77 Meter lange und 10,97 Meter breite Platz aber erst noch vermessen: Dafür waren drei Personen, drei rote Seile, 36 Pins und herkömmliche Maßbänder vonnöten und das ganze Prozedere dauerte etwa eine Stunde. Die Vorgaben sind sehr streng. Während der europäische Fußballverband (UEFA) für Partien bei einer Spielfeldlänge von 100 bis 105 Metern und einer Breite zwischen 64 und 68 Metern Spielraum lässt, sind die aus Wimbledon kommenden Abmessungen ganz genau. Das Problem: Weil aus dem angelsächsischen Inch-System in das metrische System umgerechnet werden muss, kommen oft krumme Werte zustande, die natürlich trotzdem genau umzusetzen sind. „Wir definieren die Eckpunkte des Platzes, die dann für das ganze Turnier bestehen bleiben. Alle Linien werden natürlich genau in ein Protokoll eingetragen. Das wird dann in der Woche vor dem Turnier durch den Oberschiedsrichter auch kontrolliert“, berichtete Stuhldreier.
Und passt alles bisher für die Herrn der Halme? „Alles läuft sehr gut, das Wetter passt. Daumendrücken, dass es auch in den nächsten Wochen warm bleibt“, sagten Supervisor Stuhldreier und der englische Greenkeeper Stuart Burridge unisono. Und was wünschen sich die beiden „Rasenflüsterer“ in der Turnierwoche für ein Klima? „Ideal wären 20 bis 25 Grad Celsius - und kein Regen.“ Direkt nach den Matches werden die Courts jeden Abend noch gewässert, nicht erst am Morgen. „Damit mehr Zeit zum Trocknen bleibt“, erklärte Stuhldreier von Engelmann Turf Care, der einzigen Firma in Deutschland, die von der Wimbledon-Organisation zertifiziert ist.
Rund fünf Wochen vor dem Auftakt erstrahlen die Courts bereits in saftigem Grün und wecken die Vorfreude auf das Turnier mit Wimbledonflair im Kurpark, für das unter anderem schon die Weltranglistenerste und dreimalige Grand-Slam-Siegerin Iga Swiatek, die letztjährige Bad-Homburg-Open-Finalistin und US-Open-Gewinnerin Bianca Andreescu sowie die deutsche Nummer eins Tatjana Maria, Wimbledon-Halbfinalistin von 2022, zugesagt haben. Das komplette Teilnehmerinnenfeld steht dann offiziell am 29. Mai fest.
Aktuell wird der Rasen der Courts alle zwei Tage mit einem sogenannten Doppel-Cut gemäht, also einmal hin und einmal zurück. Bald wird das Pensum auf einmal täglich erhöht. Derzeit beträgt die Schnittlänge noch zehn Millimeter, während der Bad Homburg Open dann wird der „Lawn“, wie der englische Begriff für Rasen lautet, exakte Wimbledonlänge aufweisen: die berühmten acht Millimeter. Zudem wird die Grundlinie von derzeit 5 auf 7,5 Zentimeter verbreitert. Die eigens für diese Linie benutzte, auf Kreide basierende Farbe kommt aus England und ist extra robust. Klar, dass das natürlich trotzdem nicht die ganze Spielzeit hält. Zumal der Rasen im Turnierverlauf weiter wächst und dann nachgemäht werden muss. Nach zwei bis drei Wochen muss Stuhldreier deshalb nachfärben. Für die sechs Plätze in der Kurstadt kommen so bis zu 300 Liter Kreidefarbe zusammen. Und dann bloß nicht verwackeln. judo
