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Heilig-Kreuz-Kirche soll verkauft werden

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Von: Anke Hillebrecht

In diesem Jahr wird die katholische Kirche Heilig Kreuz Auf der Schanze 70 Jahre alt.
In diesem Jahr wird die katholische Kirche Heilig Kreuz Auf der Schanze 70 Jahre alt. © Jochen Reichwein

Pfarrei will sich bald entscheiden. Eine Gegenpetition hat gestartet mit Hunderten, die bereits unterzeichnet haben.

Gonzenheim -Die katholische Pfarrei St. Marien erwägt, die Heilig-Kreuz-Kirche im Stadtteil zu verkaufen. Noch vor den Sommerferien sollen Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat darüber abstimmen, sich von dem vor 70 Jahren errichteten Gotteshaus Auf der Schanze zu trennen. Hintergrund ist die Kirchliche Immobilien Strategie (KIS) des Bistums Limburg, die die Pfarreien auffordert, ihre Finanzen bei sinkenden Gläubigerzahlen im Blick zu behalten. Dabei geriet offenbar die Gonzenheimer Kirche in den Blick der Gutachter aus Limburg.

Der Ortsausschuss und der Förderverein Heilig Kreuz wollen eine Entscheidung gegen die Stadtteilkirche unbedingt verhindern und haben am 12. Mai eine Online-Petition gestartet. Bereits nach zwei Tagen hatten 500 Gemeindemitglieder unterzeichnet; Stand gestern setzen sich 841 Unterstützende für den Erhalt ein.

„Heilig Kreuz hat eine sehr große Bedeutung für die Menschen in Gonzenheim“, schreibt Unterzeichner Tobias Scholz. „Dieser Raum ist elementar wichtig für den Stadtteil und die Zusammengehörigkeit. Kirche, Schule, Kindergarten, bereits die Kleinsten unserer Gesellschaft wachsen mit diesen drei Säulen auf“, so Claudia Germer. „Diese Kirche ist Teil meines Lebens und war mir durch meine ganze Kindheit und Jugend ein Zuhause“, lautet der Beitrag von Charlotte Spielberg.

Auch Brigitte Laupus, lange Vorsitzende des Ausländerbeirats, hat unterschrieben. „Ich war als Lehrerin der Friedrich-Ebert-Schule sehr oft mit Schulklassen bei den Einschulungsgottesdiensten. Auch privat war ich gerne bei den Gottesdiensten“, schreibt sie. „Es ist unabdingbar, dass die Kirche erhalten bleibt“, meint auch Peter Braun, stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher und Mitglied im Förderverein.

Förderverein stemmt Unterhalt selbst

Der finanzielle Unterhalt der Kirchen werde für Gemeinde und Diözese zu einem immer größeren finanziellen Kraftakt, heißt es bei KIS. Dieses Argument will der Förderverein Heilig Kreuz nicht gelten lassen, stemmt er doch seit Jahren Unterhalts- und Renovierungskosten. „Notwendige Reparaturen, Sanierungen und Investitionen werden schnellstmöglich umgesetzt“, erklärt Hausmeister Stefan Fuchs und nennt Heizungssteuerung, Bodenbelag, Empore und Grundsanierung der denkmalgeschützten Orgel als Beispiele.

Dieses Instrument, weiß die stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins, Anita Söder, war einst eine Schenkung der Stadt. Es handele sich um das Instrument aus der Englischen Kirche, das nach deren Entweihung der neuen Gemeinde in Gonzenheim zur Verfügung gestellt wurde. Viele Unterzeichner führen an, die Heilig-Kreuz-Kirche nicht nur als geistlichen Ort, sondern auch als kulturellen Teil Gonzenheims zu sehen und diesen erhalten zu wollen. Gerade wurden zum 70-jährigen Bestehen zwei Weinstöcke gepflanzt. Ein mit Orgelmusik untermalter YouTube-Film in der Petition zeigt, wie das Gotteshaus mit seinen 350 Sitzplätzen Anfang der 1950er Jahre entstand - mit dem umliegenden Wohngebiet hauptsächlich für katholische Vertriebene des zweiten Weltkriegs. „Inzwischen wohnen im Stadtteil viele Familien“, so der Förderverein. „Sie sollen auch in Zukunft wohnortnah beheimatet sein.“

Für die kroatische Gemeinde im Hochtaunus haben die Verkaufspläne noch eine besondere Komponente: Die Kirche Heilig Kreuz ist ihr Gottesdienstort. Der offenbar sehr stark frequentiert wird, wie die Besucherzahlen, auch die geparkten Autos im Stadtteil zu Messezeiten zeigen. „Für uns Kroaten ist der Besuch der Heiligen Messe ein zentrales Ereignis unseres Seelenfriedens. Wer uns das raubt, richtet enormen Schaden an“, schreibt jemand anonym in der Petition.

Magistrat soll Ziel des Verkaufs erfragen

Nun erreicht das Anliegen auch die Politik. Nächsten Mittwoch wollen die Grünen im Ortsbeirat beantragen, dass der Magistrat „schnellstens, also vor der nächsten Gemeinderats- und Verwaltungsratssitzung, in Erfahrung bringe, was das Ziel des Verkaufs ist und welche Kriterien zu den Verkaufsplänen führen“.

Es gibt Stimmen im Stadtteil, die vermuten, dass die Gonzenheimer Kirche geopfert werden soll, damit sich die Pfarrei auf die restlichen fünf Kirchorte konzentrieren kann. Oder dass bei dem Verkauf der Immobilie der Fokus auf einer maximalen Verwertungssumme liege. Dem Vernehmen nach soll sie einer freien Gemeinde angeboten werden; befürchtet wird aber ein Abriss durch neue Eigentümer, die dort vielleicht Wohnhäuser errichten könnten.

Vom Bistum heißt es auf Nachfrage, ein Abriss sei auf keinen Fall vorgesehen. „Könnte die Kirche nicht als Multifunktionsraum erhalten und für die benachbarte Grundschule oder für Kita-Gruppen genutzt werden?“, fragt sich Anita Söder. Pfarrer Werner Meuer will sich erstmal nicht zu den Plänen äußern.

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