Sie stecken hinter dem historischen Spiele-Spaß im Bad Homburger Schloss: Eveline und Andreas Fuchs. Foto: Winter
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BAD HOMBURG - (kat). Der Landgraf ist weg. Gerade noch wurde er gesehen, jetzt ist er verschwunden. Und eine Gruppe von zehn bis 15 Leuten tritt an, um Landgraf Ludwig von Hessen-Homburg zu finden. Und finden müssen sie ihn auf jeden Fall, denn erst wenn sie den Aufenthaltsort des Blaublüters herausgefunden haben, kann die Suche eingestellt werden. Bis das Rätsel aber gelöst ist, muss die Gruppe in den verschlossenen und bewachten Räumen ausharren und rätseln.
Was sich erst einmal recht dramatisch liest, ist nichts anderes als ein Spiel. Die sogenannten Escape Games, einst als Computerspiel entwickelt, werden nun im Schloss Bad Homburg erstmals überhaupt in Deutschland in einem historischen Kontext nachempfunden, und heißen hier Escape Castle. Gesucht wird aber nicht per Mausklick, sondern tatsächlich in den historischen Räumen, in denen sich einst auch diese Geschichten ereignet haben. Dafür werden im Schloss eigens zwei Räume für Escape Castle hergerichtet. Das historische Mobiliar bleibt, aber es finden sich Hinweise wie etwa Buchstaben oder Zahlen, um einen Code oder ein Lösungswort zu finden, sodass am Ende das aufgegebene Rätsel gelöst und die Spieler „entkommen“ können.
Die Idee, das Computerspiel auf das Bad Homburger Schloss zu adaptieren, hatten Eveline und Andreas Fuchs von der Firma Burgenfuchs, die im Schloss schon alte Bekannte sind, tauchen sie dort doch als Prinzessin Elizabeth und Landgraf Friedrich VI. Joseph auf, um Besucher zu führen.
Escape Castle selbst eigne sich auch und vor allem für Gruppen (bis zu 15 Personen), von daher auch für Unternehmen, wie Andreas Fuchs erzählt. Es sei eine gute Möglichkeit zu einer ganz besonderen Form der Teambildung. Schön sei aber auch, wie Museumspädagogin Britta Reimann erzählt, dass sich vor allem jüngere Menschen für das Format interessieren, erfahren sie doch auf diese Weise ganz selbstverständlich und nebenbei historische Zusammenhänge.
Besonders 20- bis 40-Jährige hätten sich bisher zu den ersten Escape Castle angemeldet. „Die Vermittlungsform von Wissen hat sich einfach geändert“, sagt Andreas Fuchs. Die Aufgabe der Museumspädagogik sei es, Geschichte zeitgemäß zu vermitteln, den jungen Leuten „den gewissen Kick“ zu geben, weiß auch Peter Janisch, Fachgebietsleiter Museen der Staatlichen Schlösser in Hessen. Mit diesem Format komme man der Vorstellung der zeitgemäßen Vermittlung geschichtlichen Wissens schon sehr nahe, sind sich die Beteiligten einig.
Das Angebot soll demnächst noch um eine Ebene erweitert werden. Nicht nur, dass auch in anderen Räumen des Schlosses gerätselt werden soll, auch weitere technische Hilfsmittel werden eingesetzt. In der sogenannten „virtuality version“ sollen sich die realen Objekte mit Hinweisen aus dem Netz verschränken. Soll heißen, die Teilnehmer können mit dem Smartphone Hinweisen im Netz nachgehen, auch QR-Codes werden eingesetzt. Dafür haben Eveline und Andreas Fuchs eigens die Seite escape-castle.de gestaltet, auf der wichtige Puzzleteile für das Spiel versteckt sind. „Wenn nun ein Hinweis an einer der Statuen im Raum, etwa der Antigone, versteckt ist, dann lernen die Teilnehmer auch direkt etwas über die Geschichte dieser Figur“, sagt Eveline Fuchs. Gerade Jugendlichen könne der Weg über das gewohnte Medium helfen, sich spielerisch mit der Geschichte auseinanderzusetzen, hoffen die Organisatoren.
Und die Anmeldezahlen geben ihnen recht. Die Premiere war bereits ausgebucht. Der nächste mögliche Termin ist Sonntag, 1. Oktober. Darüber hinaus haben schon weitere Privatgruppen Termine reserviert, darunter auch ein Unternehmen, für die das Spiel ins Englische übertragen wird.
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Escape Castle dauert insgesamt eineinhalb Stunden. Pro Person kostet die Teilnahme 19 Euro. Gebucht werden kann das Angebot grundsätzlich an allen Tagen von 10 bis 22 Uhr, am Wochenende bis 18 Uhr. Vorausgesetzt natürlich, die Protagonisten sind verfügbar. Teilnehmer sollten mindestens zwölf Jahre alt sein, bis 16 Jahre ist eine Begleitperson obligatorisch – ein Zugeständnis an das original historische Mobiliar, in dem einst Landgrafen und Prinzessinen wandelten.
Wer sich für Escape Castle interessiert, kann sich unter Telefon 06172/9262-122 oder per E-Mail unter museumspaedagogik@schloesser.hessen.de informieren und auch anmelden.