Die Waldemser Städtepartnerschaft mit dem ungarischen Szikszó lebt besonders vom Jugendaustausch
Von Christopher Schäfer
Desk Wiesbaden
Brigitte Hörning ist Vorsitzende des Partnerschaftskomitees Waldems-Szikszó. Foto: Christopher Schäfer
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WALDEMS - Brigitte Hörning ist verwachsen mit der Waldemser Partnerschaft mit dem ungarischen Szikszó – anders lässt sich das kaum beschreiben. Denn als die ersten zarten Kontakte Anfang der Neunzigerjahre geknüpft wurden, war sie dabei. Als es dann ernst und so langsam offiziell wurde 1993, wurde sie direkt zur Vorsitzenden des Partnerschaftskomitees Szikszó bestimmt. Und nicht zuletzt haben Brigitte Hörning und ihre Familie die allererste Praktikantin aus Szikszó bei sich zu Hause aufgenommen. Das Mädchen war 1993 zu Gast, hospitierte in Schulen und im Kindergarten und war sogar mit zu Besuch in der anderen Partnergemeinde in Champsaur in Frankreich. „Das war eine sehr schöne Zeit“, erinnert sie sich.
Begegnungen lassen Vorurteile schwinden
Der Besuch ungarischer Praktikanten in Waldemser Kindergärten hat sich seither zu einem der Stützpfeiler der Partnerschaft entwickelt. Wie auch der Schüleraustausch der Riedelbacher Max-Ernst-Schule mit einer Schule in Ungarn. Organisiert werden die jährlichen Besuche von Anke Balschun – die Bermbacherin ist selbst Lehrerin in Riedelbach. Nicht zuletzt sind im Idsteiner Land immer einige Au-pairs aus Ungarn in Familien zu Gast, vermittelt über die Waldemser Partnerschaft. „Eine gute Städtepartnerschaft muss man mit Kindern aufbauen“, ist Brigitte Hörning überzeugt. Sonst gebe es irgendwann niemanden mehr, der die Sache weiterbetreibt. Abgesehen von Schwierigkeiten, die es überall gebe, habe man „durchweg nur gute Erfahrungen gemacht“ mit den Besuchen der Jugendlichen.
Interessant sei in den vergangenen Jahren gewesen, zu sehen, mit welcher Art von Vorurteilen gegenüber Flüchtlingen die jungen Ungarn kamen. Denn dank der Begegnungen mit den Migranten in Waldems hätten sich diese Vorurteile stets in Luft aufgelöst, erzählt Hörning. Die Politik Ungarns unter Ministerpräsident Viktor Orbán habe indes der Freundschaft zwischen Waldems und Szikszó nichts anhaben können: „Ich habe einige Leute dort getroffen, die es auch nicht gut finden, dass Orbán die Pressefreiheit einschränkt.“ Wenngleich Hörning auch gesehen hat: „Der Mann kommt nun mal gut an bei der Bevölkerung.“ Aber das Thema Politik ist freilich nicht vorherrschend bei den gegenseitigen Besuchen, an denen von Zeit zu Zeit auch Gruppen von Erwachsenen beteiligt sind.
Brigitte Hörning ist Vorsitzende des Partnerschaftskomitees Waldems-Szikszó. Foto: Christopher Schäfer Foto: Christopher Schäfer
Die Waldemser Partnergemeinde Szikszó liegt im Nordosten Ungarns. Foto: Stadt Szikszó Foto: Stadt Szikszó
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Neben ihrem Ehrenamt als Vorsitzende des Partnerschaftskomitees koordiniert sie im Rathaus als Verwaltungsmitarbeiterin die beiden Partnerschaften der Gemeinde mit Champsaur in Frankreich und eben auch mit Szikszó. Besonders die Gemeinsamkeiten hebt sie gerne hervor: „Die Menschen in Frankreich und Ungarn sind sehr herzlich“, sagt sie, unter den Deutschen gehe es da doch etwas reservierter zu. Die Zurückhaltung lege sich jedoch im Laufe der Besuche.
Ein „Friedensspender“ in unruhigen Zeiten
Persönlich kann Brigitte Hörning den Besuch des nordöstlichen ungarischen Landesteils trotz der 1300 Kilometer Entfernung nur empfehlen. Rund 30 Mal war sie dort bereits zu Gast: Budapest sei gerade bei Nacht eine besondere Perle: „Das Erlebnis werden Sie Ihr Leben lang nicht vergessen.“ Genauso wie die Geschmäcker des Tokaj-Weins, der Salami und natürlich der selbst angebauten Paprika: „Die schmecken da ganz anders.“
SERIE
Wie steht es um die Partnerschaften, die Städte und Gemeinden im Idsteiner Land mit anderen Kommunen in Europa einst eingegangen sind? Sind sie mit Leben gefüllt oder stehen die Bündnisse kurz vor der Auflösung?
In loser Folge kommen in dieser Serie diejenigen zu Wort, die sich ehrenamtlich für die Städtepartnerschaften in ihrer Kommune engagieren.
Brigitte Hörning beurteilt die Partnerschaft zu Szikszó als „sehr gut verfestigt“, wenngleich sie mehrere Ideen für den Ausbau der Beziehungen habe. Und der Kontakt sei „dringender nötig denn je“: „Das europäische Gefüge bröckelt an allen Ecken. Wir merken, dass es ganz schnell anders sein könnte.“ Und so könne die Freundschaft zu Gemeinden in anderen Ländern wie ein „Friedensspender“ wirken. Waldems und Szikszó könnten somit ein Mosaiksteinchen im großen europäischen Bild sein.