Kleiderkammer im Pfarrzentrum

Schmitten-Niederreifenberg. Zwei Räume im katholischen Pfarrzentrum in Niederreifenberg sind am Samstag von unermüdlichen ehrenamtlichen Helferinnen zu einer Kleiderkammer für Flüchtlinge aus der Ukraine umfunktioniert worden. Dabei unterstützten auch bereits Geflüchtete, die privat in Schmitten untergekommen sind. Das Restaurant Feldberger versorgte die Helferinnen mit einem leckeren gespendeten Büfett.
Denn den ganzen Tag sortierten sie aus den zahlreich gespendeten Säcken und Kisten die Kleidung nach Größen. In einem Nebenraum wurde zusätzlich noch eine Art »Supermarkt« eingerichtet, wo sich Geflüchtete mit dem Notwendigsten eindecken können - mit Fertiggerichten, Hygieneartikeln, Windeln, Babynahrung, Handtüchern und Bettwäsche.
Dass in Europa Krieg herrscht, erschreckt, und das Mitgefühl für die Betroffenen ist groß. Aufgrund der Coronapandemie mussten in den letzten zwei Jahren außerdem viele Basare ausfallen. Vielleicht auch deshalb haben die Menschen genug Kleidung zum Spenden übrig.
»Wir sind echt überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Menschen und den vielen, vielen Spenden«, sagt Bianca Androsko, die sich mit Angélique Dinges um die Kammer kümmert. Theo Usinger, Vorsitzender des Ortsausschusses der katholischen Gemeinde in Niederreifenberg, Küsterin Steffi Hoffmann sowie ihr Mann Christian hatten sich dafür eingesetzt, dass die Räume zur Verfügung gestellt werden konnten.
»Aufgrund der hohen Spendenbereitschaft, platzt die Kleiderkammer derzeit aus allen Nähten. Es ist kaum noch Lagerplatz vorhanden. Das kann sich aber schnell ändern, wenn die ersten Flüchtlinge in Schmitten ankommen«, meint Bianca Androsko. 1000 Flüchtlinge sind dem Hochtaunusreis zugeordnet worden. Was ständig benötigt werde, seien Unterkünfte, ebenso werden Betten und Wohnungseinrichtungen gebraucht. »Die können wir hier aber nicht lagern«, erklärt Androsko.
Neun ukrainische Familien hat sie schon privat unterbracht. Während des Samstags klingelte oft ihr Telefon und sie versuchte für Flüchtlinge, die sich angekündigt haben, eine Unterkunft oder Gastfamilie zu finden. Sie erwartet drei Familien, eine mit einem siebenjährigen Kind, eine mit achtjährigen Zwillingen und eine Frau mit einem 16-jährigen Teenager. Manchmal geht eine Familie, für die sie eine Unterkunft sucht, auf der Flucht verschollen; vermutlich haben sie anderweitig Unterschlupf gefunden. »Das kommt öfter vor«, so Androsko.
Die Menschen sind traumatisiert
Die Kommunikation ist nicht einfach, läuft über Dritte, unter anderem über die Ukrainerin Stella Lytvyneko, die in Schmitten wohnt. Sie erlebt, dass die geflüchteten Menschen, die hier ankommen, traumatisiert sind. »Es fließen oft Tränen«. Nur mit einem Koffer, mit dem Nötigsten kommen sie, einige von ihnen auch mit ihren Haustieren. Sie berichten von einem dunklen Himmel über ihrer Heimatstadt in der Ukraine - verdunkelt vom vielen Rauch. Auf der Flucht hatten sie ständig Angst, denn oft werden Autos beschossen.
Die 14-jährige Darja, die am 8. März mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in Schmitten von einer Familie aufgenommen wurde, erzählt, dass sie einen ganzen Tag im Bunker verbringen musste. Durch die Vermittlung des befreundeten ukrainischen Au-pair Mädchens Halyna in Deutschland hatten sie hier eine Anlaufstelle. Sie hofft, dass sie bald zurückkehren kann.
Die Kleiderkammer wird vorerst immer dienstags von 16 bis 18 Uhr öffnen. Unter der Telefonnummer 01 70/2 16 19 28 sind Bianca Androsko und Angélique Dinges erreichbar. Wer eine Unterkunft zur Verfügung stellen möchte, kann sich - neben der Gemeinde - unter der E-Mail-Adresse ukraine@schmitten.de melden. »Wenn es dringende Anfragen für die Kleiderkammer gibt, wohnen wir ja im Ort und können immer auch kurzfristig helfen«, so Androsko.