Kleinste Stadt im alten Reich

Schmitten. Rund 1,3 Kilogramm schwer und 596 Seiten dick ist das druckfrische Buch »Reifenberg - Geschichte und Geschichten aus dem hohen Taunus« von Dr. Heinz-Peter Mielke. Herausgeber sind der Geschichtsverein Hochtaunus und der Hochtaunuskreis. Deren Vertreter würdigten bei der Präsentation im Restaurant »Feldberger« den Wert dieses Buches als Nachschlagwerk, aber auch als spannendes Lesebuch für lokalhistorisch interessierte Laien.
Der 1947 geborene Autor begründet seine Liebe zum Hochtaunus durch Aufenthalte im Oberreifenberger Landheim des Frankfurter Goethe-Gymnasiums. Doch zunächst wurden die Hattsteiner 1977 Gegenstand seiner sozio-wirtschaftswissenschaftlichen Dissertation. Parallel dazu sammelte er historische Notizen zu den damals schon wesentlich besser erforschten Reifenbergern.
Intensive Forschung im Ruhestand
Obwohl er als Student nur ein Jahr in Schmitten wohnte und im Museumswesen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen tätig war, hielt Dr. Mielke, der jetzt in Dithmarschen (Schleswig-Holstein) lebt, immer die Verbindung zum Taunus. Für die Herausgabe der beiden Reifenberger Gerichtsbücher und dem Hattsteiner und Arnoldshainer Protokoll ernannte in der Geschichtsverein zum Ehrenmitglied. »Erst mit Beginn meines beruflichen Ruhestandes begann ich meine Aufzeichnungen über Reifenberg in eine lesbare Buchform zu bringen, in der der wissenschaftliche Anspruch nicht ganz untergehen würde«, so Dr. Mielke. Sein neues Buch ist eine Zusammenschau von Teilaspekten der Großgemeinde Schmitten, trägt aber den Titel »Reifenberg«. Dort liegen die geschichtlichen Wurzeln. »An Neuem ist zu lesen, dass unser Gebiet im Hochmittelalter keine »terra incognita« war, dass hier europäische Wirtschaftsgeschichte geschrieben wurde«, so der Autor. »Neu ist auch, dass Reifenberg Stadtrechte hatte oder eine zugestandene Freiheit, die einem Stadtrecht gleichkam«, ergänzte Dr. Mielke. Für ihn war Reifenberg mit seinen zwölf Gebäuden die kleinste Stadt im alten Deutschen Reich. Neu ist auch die frühe Geschichte von Arnoldshain um Arnold von Königstein sowie das Wirken der belgischen Reifenberger, deren Zweig bis ins frühe 20. Jahrhundert existierte.
Für viele Leser werde das eine oder andere aus neuer Perspektive erscheinen, meinte der Autor und sagte: »Mit dem Reifenberg-Buch ist noch längst nicht alles gesagt, es sind noch viele Schätze zu heben«.
Auch etwas für interessierte Laien
Das erste Exemplar seines Buches erhielt Professor Dr. Eugen Ernst, der Dr. Mielkes Lehrer am Gymnasium war, später Kollege im Museumsbereich. Dem Professor, wie posthum den Eheleuten Kaethner, hat der Autor seine jüngste Publikation gewidmet. Außerdem dankte er den Geburtshelfern der neueren Forschergeneration, namentlich Wolfgang Breese, dem zweiten Vorsitzenden des Geschichtsvereins Hochtaunus, sowie Kärtner und Susanne Eckermann von der IG PFORA und Gregor Maier, dem Kulturamtsleiter des Hochtaunuskreises für die Korrektur
Maier sprach von einem Heimatbuch im besten Sinne, das zudem die Summe eines ganzen Forscherlebens darstelle und nannte es »ein Buch, das dem interessierten Laien Vergnügen bereitet, vor allem aber ein wichtiges Referenzwerk für Wissenschaft und Forschung.« Für Bürgermeisterin Julia Krügers (CDU) kommt dieses besondere Buch gerade zur rechten Zeit heraus, in dem Jahr, in dem die Großgemeinde und der Geschichtsverein ihr 50-jähriges Bestehen begehen.
Für die AG der Geschichtsvereine im HTK sprach Wolfgang Ettig launige Worte: »Ober- und Niederreifenberger sind sich über Jahrhunderte aus dem Weg gegangen, jetzt passt Reifenberg zwischen zwei Buchdeckel.« Professor Ernst bescheinigte dem Autor Durchhaltevermögen und Wissbegierde gleichermaßen und mutmaßte, die historischen Fakten könnten gute Vorlagen abgeben für Krimis oder Schicksalromane.
Bei der Signier- und Verkaufsstunde mit Dr. Mielke haben interessierte Bürger die ersten Exemplare des Reifenberg-Buches erworben. Das Werk ist im Plejaden-Verlag erschienen, kostet 34,50 Euro, trägt die ISBN-Nummer 978-3-9816099-5-0, ist im Buchhandel erhältlich oder kann direkt bei Dr. Mielke per E-Mail unter ithpm@t-online.de bestellt werden.