Lektüre mit Suchtfaktor

Nele Neuhaus liest in Schmitten aus ihrem neuen Taunus-Krimi "In ewiger Freundschaft"
Schmitten -Der höchste Berg im Taunus mit Blick auf das ganze Rhein-Main-Gebiet war am Sonntagvormittag genau der richtige Ort für eine Lesung der Autorin, der zahlreiche Krimifans zu Füßen liegen. "Ich denke wir können uns sehr geehrt fühlen, dass Nele Neuhaus heute hier in unserer kleinen Taunusgemeinde aus ihrem neuen Roman "In ewiger Freundschaft" vortragen wird", sagte Heidi Gebhardt am Sonntagvormittag im neuen Feldberghaus.
Ihr war es gelungen, die beliebte Krimischreiberin für die Schmittener Literaturtage zu engagieren. Gefördert von der Bürgerstiftung Schmitten hat Gebhardt übers Jahr verteilt in jedem der neun Schmittener Ortsteile eine Lesung organisiert. Im Namen der Bürgerstiftung freute sich Heidi Merkel über das Engagement der Organisatorin zur Belebung der Kulturszene in Schmitten. Erster Beigeordneter Hartmut Müller outete sich bei der Begrüßung des Stargasts als Fan der Taunuskrimis, weil für ihnen neben der spannenden Handlung der Heimatbezug einen besonderen Reiz darstellt.
Nele Neuhaus gehört inzwischen zu den am meisten gelesenen deutschen Krimiautoren. Ihre Bücher erscheinen in über 20 Ländern und die Fernsehfilme ihrer Taunuskrimis erreichen ein Millionenpublikum. Während Buchhändler oft lange auf eine Lesung mit Nele Neuhaus warten, nutzte Gebhardt ihre persönliche Verbindung. Hatten die beiden doch vor vielen Jahren gemeinsam in einer Werbeagentur in der Schillerstraße in Frankfurt gearbeitet.
Von der Recherche für einen Roman
Mit geschickt ausgewählten Auszügen aus ihrem neuesten Werk baute Nele Neuhaus Spannung auf. Über 50 begeisterte Zuhörer hingen der sympathischen Autorin regelrecht an den Lippen. Nebenbei gab diese eine ganze Menge preis über die Recherchen, die ihren Büchern vorausgehen, und darüber, wie sie Geschichten und Figuren konstruiert.
Der Suchtfaktor erklärt sich durch die von ihr skizzierte Weiterentwicklung ihrer Hauptfiguren. Kommissar Oliver von Bodenstein steht im neuen Buch vor den Trümmern seiner zweiten Ehe. Seine Kollegin Pia Sander, ehemals Kirchhoff, hat Probleme mit der Eifersucht ihres Mannes auf ihren Exmann. Gerichtsmediziner Dr. Henning Kirchhoff hat gerade seinen zweiten Krimi "Mords Freunde" geschrieben. Rein zufällig ist das der Titel des zweiten Taunuskrimis von Nele Neuhaus. Zwischen den Zeilen lässt sie durchblicken, wie gut sie recherchiert. Eine wichtige Quelle war für sie vor allem die Rechtsmedizin in Frankfurt. Anregungen zu ihren Figuren und die Namen von Opfern oder Tätern hole sie sich aus dem richtigen Leben. Der echte Direktor des Opelzoos werde öfters als Dr. Sander angesprochen, weil Pia Sander im Roman mit dem Zoodirektor verheiratet ist. "Die meisten, die ihren Namen für meine Krimis zur Verfügung stellen, wollen die erste Leiche sein, weil die immer wieder im Text genannt wird", erzählte die Autorin, die in die Lesung so manche heitere Anekdote einbaute. Wie die von dem Kelkheimer, der sich bei ihr beschwerte, weil sie seinen Vorgarten falsch beschrieben hat. Weil sie möglichst realitätsgetreu schreiben wolle, habe sie nämlich die tatsächliche Straße und Hausnummer in ihrer Geschichte verwendet. Daraus habe sie gelernt. Sie beschränkt sich jetzt bei konkreten Details auf öffentliche Plätze.
Wer ihr zuhörte, weiß nun, was auch den Charme ihrer Krimis ausmacht. Informativ und humorvoll machte Nele Neuhaus Geschmack auf ihre Taunuskrimis. evk