1. Startseite
  2. Lokales

Taunus mittendrin in neuer Corona-Infektionswelle - Klinik braucht zweite Isolierstation

Erstellt:

Von: Anke Hillebrecht

Die Zahl der Corona-Infizierten steigt im Hochtaunuskreis derzeit wieder an. Im Bad Homburger Krankenhaus muss man reagieren.

Hochtaunus -Die Zahl der Covid-Patienten in den Hochtaunus-Kliniken ist in den vergangenen Tagen wieder stark gestiegen. Knapp 50 Personen werden dort aufgrund ihrer Symptome behandelt - „doppelt so viele wie noch vor wenigen Wochen“, sagt Klinik-Geschäftsführerin Dr. Julia Hefty. Drei bis vier dieser Erkrankten wurden auf der Intensivstation betreut. Hefty geht davon aus, dass der Taunus bereits „mittendrin in der neuen Corona-Welle“ ist.

Die Zahl derjenigen, denen es am schlechtesten geht, ist nur die Spitze eines Eisberges. Denn die weitaus größere Zahl der derzeit Infizierten kuriert sich zu Hause in Quarantäne aus - oder bewegt sich wie gewohnt unter Gesunden, ohne von der eigenen Erkrankung zu wissen. Denn nicht jeder hat Symptome. Das führt zu immer mehr Ansteckungen, zumal im öffentlichen Leben, in Kneipen oder bei Veranstaltungen derzeit kaum noch jemand Maske trägt. Das scheint den Sommer über aus der Mode gekommen zu sein.

Corona im Hochtaunuskreis: Ein Fünftel der Patienten sind jüngere Leute

Die 7-Tage-Inzidenz war Anfang dieser Woche erneut auf über 1200 angestiegen - mittlerweile ist sie wieder etwas gefallen. Diese seit Pandemiebeginn von den Gesundheitsämtern ermittelte Berechnungsgröße weicht allerdings mehr und mehr vom wahren Ausmaß des Geschehens ab. Denn wer Symptome hat, muss keinen PCR-Test mehr machen, dessen positives Ergebnis dann aktenkundig wird und in die Berechnungen einfließt. Auch kann sich nun jeder zu Hause „freitesten“.

Gleichwohl bleibt die Inzidenz ein wichtiger Anhaltspunkt, um das Infektionsgeschehen beurteilen zu können. Das Wort „Welle“ bleibt dabei eine treffende Metapher: Wie ein aufgepeitschter Ozean mutet die 7-Tages-Inzidenz seit Jahresbeginn an. Im Februar die erste große Woge, als die Kurve bis auf knapp 1500 anstieg. Kurze Erholung bis auf 900, bevor es Ende März bis auf über 1700 hochging. Im Juli kratzte die Inzidenz dann trotz Sommerferien erneut kurz an der 1000-er-Marke. Nach Werten um die 250 im August/September nun die jüngste große Welle.

Am Limit: Auf den Corona-Stationen ist die Lage wieder angespannt.
Am Limit: Auf den Corona-Stationen ist die Lage wieder angespannt. © picture alliance/dpa/dpa-Zentral

20 Prozent der Corona-Patienten seien jüngere Leute, so Hefty. Im Augenblick sind es die Älteren, die den Großteil der Intensivpatienten ausmachen. Schon im Sommer hatte die Klinik-Chefin bei 18 bis 22 Infizierten von einer hohen Normalbelastung auf der Isolierstation gesprochen. Nun sind es doppelt so viele - deshalb musste jetzt im Bad Homburger Krankenhaus eine zweite Corona-Station eingerichtet werden. Dass es hierfür von Bund und Land keine finanzielle Unterstützung mehr gibt, hält Hefty für falsch: „Corona-Patienten brauchen deutlich mehr Personal und Platz.“ Als Folge könnten weniger Patienten wegen anderer Erkrankungen aufgenommen werden. „Das ist eine ganz schwierige Situation.“ Zumal derzeit auch viele Klinik-Mitarbeiter selbst derzeit wegen Corona fehlen.

Hochtaunus-Kliniken: Neue Corona-Variante BA2.75 dominiert bereits

War die hohe Welle im Frühjahr der Virus-Variante Omikron-BA.2 zuzuschreiben, sorgte Variante BA.5 im Juli für die sehr hohen Ansteckungszahlen. Inzwischen sei die Mehrzahl der Patienten in den Hochtaunus-Klinken mit BA2.75 infiziert, so Hefty - einer weiteren Variante des Omikron-Virus, von der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schon im September gesagt hatte, dass diese sich als Nächstes durchsetzen werde. Sie gilt als noch ansteckender als die BA.5-Variante.

Doch auch dieser Trend gibt nur bedingt Auskunft auf das allgemeine Infektionsgeschehen. Denn nur wenige PCR-Tests werden auf den Typus hin untersucht. „Die Varianten werden bei atypischen Verläufen bestimmt und vom RKI engmaschig überwacht“, erläutert das Gesundheitsamt des Kreises das Vorgehen. „Bei den typischen, zumeist milden Verläufen ist eine Feststellung der Typvariante medizinisch nicht notwendig.“ Das heißt: Die vielen Infizierten, die nicht ins Krankenhaus müssen, laufen gar nicht in die Typ-Spezifizierung ein. Wer einen PCR-Test hat machen lassen, könnte gegen einen hohen Aufpreis (um die 200 Euro) die Information anfordern, mit welchem Typ er oder sie infiziert ist.

Den vorhandenen Impfstoffen entkommt BA2.75 leichter als BA.5. Dennoch raten die Fachleute Menschen ab 60, sich erneut boostern zu lassen. „Die Impfungen werden auch angenommen“, bilanziert Hefty. Zwar werden im Impfzentrum im Südcampus nicht mehr 2000 Spritzen pro Tag gesetzt wie einst, aber am vergangenen Wochenende seien es 450 an einem Tag gewesen - „das ist schon ordentlich“. Auch jüngere Impfwillige seien darunter gewesen. (Anke Hillebrecht)

Auch interessant