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Wieder Hochwasser im Taunus: Schwere Schäden trotz Warnsystemen

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Von: Frank Saltenberger

Nach erneutem Starkregen sind in Westerfeld zahlreiche Keller und Straßen überflutet. Die vorher eingerichteten Hochwasser-Sensoren waren keine Hilfe.

Neu-Anspach -Wieder einmal hat es Westerfeld erwischt. Wieder einmal hat Starkregen eine Überflutung der Dorfmitte ausgelöst, aber eine Verquickung von Faktoren hat am Ortsausgang Richtung Usingen große Schäden angerichtet.

Am frühen Montagabend braute sich am Himmel etwas zusammen. Die Wettervorhersagen hatten Gewitter und Starkregen vorausgesagt, aber wo der genau herunterkommt, das lässt sich immer noch nicht präzise voraussagen.

Hochwasser in Westerfeld: Sensoren reichen nicht aus, Warnungen kamen zu spät

Westerfeld war bereits mehrfach betroffen. Man hat viel über Maßnahmen nachgedacht und einiges unternommen, um besser vorbereitet zu sein. So wurden am Einlauf der Usa am Ortsrand und weiter bachaufwärts Sensoren installiert, aber: „Die Zeit zu reagieren, ist einfach zu kurz“, sagt Stadtbrandinspektor Markus Buhlmann. Nach einer Messung von 40 Zentimetern sei die folgende gleich zwei Meter gewesen. Mit mobilen Warnmeldern sei man ausgerückt und habe die Bürger gewarnt, aber die standen da wohl schon bis zu den Knöcheln im Wasser.

Dabei sollte es nicht bleiben. Die Anwohner der Dorfmitte hatte teilweise selbst Vorsorge getroffen, Sandsäcke oder ähnliches vor die Kellerfenster gelegt, eine Hofeinfahrt wurde schnell mit Strohballen zugestellt. Aber auch das kam zu spät.

Schon wieder hat es die Westerfelder Mitte erwischt. Den Starkregen konnte der Kanal nicht fassen.
Schon wieder hat es die Westerfelder Mitte erwischt. Den Starkregen konnte der Kanal nicht fassen. © fms

Auch der Bauhof rückte aus und sorgte dafür, dass der Einlauf so weit wie möglich offenblieb, damit das Wasser nicht über die Einfassung hinaus steigen konnte. Dennoch konnte der Übertritt nicht verhindert werden. Die Usa floss durch die Mühlstraße, staute in den anbindenden Gassen und folgte der Usinger Straße Richtung Ortsausgang.

Aber die Wassermassen seien, wie ein Anwohner berichtet, noch aus einer anderen Richtung gekommen, nämlich aus dem Feld Richtung Friedhof und Sportplatz. Der Druck im Kanal wurde so groß, dass die Kanaldeckel hochgehoben wurden und das Wasser fontänenartig austrat.

Einige Anwohner der Ortsmitte kamen mit einem blauen Auge davon, andere hatte es ganz schlimm erwischt, denn zur Verkettung der Umstände gehört die Baustelle am Ortsausgang. Dort wird die Brücke saniert. Die Fahrbahndecke ist abgetragen, es finden Bohrungen für die Fundamente statt.

Schnelle Reaktion auf Hochwasser in Westerfeld: trotzdem Keller unter Wasser

Währenddessen wurden als Behelf zwei Rohre eingebaut, die den Durchfluss des Wassers ermöglichen, was unter normalen Umständen sicher auch ausgereicht hätte. Dazu kommt, dass vor der Brücke der Arnsbach in die Usa mündet. Die beiden Rohre reichten leider nicht aus, und in ganz kurzer Zeit stieg das Wasser über die Einfassungsmauern der Usa und ergoss sich zu beiden Seiten in das Gelände. Einmal über die Straße ins Feld, das war nicht so schlimm. Aber zur anderen Seite liegen die Wohnhäuser im Bächweg, genau im Zwickel der beiden Bäche.

Terrasse in Überschwemmung
Nach Starkregen waren in Westerfeld schwere Wasserschäden entstanden. © Florian Schuh/dpa-tmn

Der Arnsbach konnte genauso wenig die Brücke durchqueren wie der Usbach. Das Wasser stieg und stieg, überflutete erst Gärten und Höfe, drang dann in die Keller. Gartenhäuser verschwanden fast ganz, in den Kellern stand das Wasser knapp unter der Decke.

Westerfeld: schwere Schäden nach Überflutung durch Starkregen

Auch der Stadtbrandinspektor war an der Problemstelle zu finden, und auf private Initiative konnte dort ad hoc ein Bagger flottgemacht werden, mit dem der Kies über den Rohren weggebaggert wurde und das aufgestaute Wasser durchschießen konnte. Es floss ab, die Lage entspannte sich, aber zurück blieben Schlamm und Wasser, das ausgepumpt werden musste. Auch der Hof Groos auf der anderen Seite der Usinger Straße blieb nicht verschont. Auch hier standen der Hof und einige Wirtschaftsräume unter Wasser, darunter der Apfelweinkeller.

Noch am Abend und in der Nacht begannen die Betroffenen mit dem Aufräumen und Saubermachen. Besonders die Familie Schlotterbeck im Bächweg und deren unmittelbare Nachbarn haben einen großen Schaden davongetragen. Das Kellerinventar ist reif für den Sperrmüll. In der Dorfmitte wurde ebenfalls direkt mit der Reinigung der Straßen begonnen. Und wer am Tag danach den Ort durchfuhr, ahnte kaum, wie es 12 Stunden vorher ausgesehen hat. (Frank Saltenberger)

Um zukünftig für Extremwetterkatastrophen gewappnet zu sein, empfiehlt die Feuerwehr Frankfurt die Cell-Broadcast App, die im Notfall Warnungen direkt auf das Handy schickt.

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