Tod und Leid in der Grundschule: Wiesenau-Schule lädt Hospiz-Dienst ein
Die Schüler der Krokodil-Klasse 4a der Grundschule Wiesenau in Neu-Anspach haben sich im Rahmen des Projektes "Hospiz macht Schule" über Krankheit, Leid und Tod ausgetauscht. Anfangs war die Skepsis über das Projekt groß.
Von ugo
Sind in dieser Woche ein gutes Team geworden: Die Krokodil-Klasse 4a in Neu-Anspach und die Mitglieder des Bad Homburger Hospiz-Dienstes e.V. Foto: Golbs
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NEU-ANSPACH - Die Mitarbeiterinnen des Bad Homburger Hospiz-Dienstes haben sich einer besonderern Aufgabe gestellt - das Sterben und den Tod aus der Tabu-Zone herauszuholen. Sie arbeiten dabei mit Grundschulkindern. Das Projekt "Hospiz macht Schule" wird seit 2006 von der Bundes-Hospiz-Akademie GmbH bundesweit unterstützt und weiterentwickelt.
Zum Projekt besteht ein einheitlicher Ausbildungsstandard, der das Vorgehen, das Knowhow und die Kompetenzen festlegt und so einen einheitlichen Projektablauf in den Grundschulen gewährleistet. Der erste Schritt ist der, auf die Grundschulen zu, denn für das Projekt muss man zuerst das Lehrpersonal begeistern. Bei diesem Thema stößt der Hospiz-Verein meist erst einmal auf Skepsis. Denn: Der Tod wird auch in unserer heutigen Zeit oft noch verdrängt und in die Tabu-Zone verbannt. Aber Katja Unger, Klassenlehrerin der Krokodil-Klasse 4a der Grundschule an der Wiesenau, war sofort dabei.
Eltern zunächst verunsichert
Auch die Eltern müssen erst einmal überzeugt werden. Im ersten Moment seien auch sie etwas verwundert gewesen, berichtet das Ehepaar Katrin und Björn Schöbel aus Neu-Anspach, aber schließlich fanden beide das Projekt interessant. So erging es auch den anderen Eltern. Sie waren gespannt, was am Ende der Projektwoche herauskommen würde. Und extra für die Eltern gab es dann eine Aufführung, in der die Kinder mit den Hospizdamen zeigten, was sie in den fünf Tagen erlebt hatten.
Das Projekt ist auf Kleingruppenarbeit abgestimmt, sodass vier bis fünf Kinder immer von einer speziell ausgebildeten Hospizhelferin begleitet werden. Jeder Tag hat sein eigenes Thema. Aus einer "Schatzkiste" können die Kinder entsprechende Artikel und Bücher herausholen, anhand dessen der Tag gestaltet wird. Der Montag zum Beispiel ist dem "Werden und Vergehen" gewidmet. Es wurde darüber gesprochen, dass und wie sich stets alles verändert. Ein Symbol hierfür war die Raupe, die zum Schmetterling wird.
Kinder reden über Krankheit und Leid
Am Zweiten Tag ging es um Krankheit und Leid. Auf einem großen Plakat, welches die blaue Gruppe zeigte, fand man diverse Krankheiten, die die Kinder kannten. Erstaunlich, über wie viele schwere Erkrankungen, etwa Lungenkrebs, die 10-jährigen schon Bescheid wussten. Dem Thema "Sterben und Tod" widmete sich die Klasse am Mittwoch. Selbst gemalte Bilder über das, was sich die Kinder nach dem Tod vorstellten, waren im Klassenraum ausgehängt. Die Einhellige Meinung der Kinder nach diesen Tag war, dass sie vor dem Tod keine Angst zu haben brauchen. Der vierte Tag drehte sich um das traurig sein. Mit Fingerprints gaben die Kleinen ihren Gefühlen zur Trauer Ausdruck. Abgeschlossen wurde die Projektwoche mit dem Thema "Trost und Trösten". Eine große Anzahl von schönen Dingen, die die Kinder trösten, war aufgelistet, immer dabei natürlich das Kuscheltier.
Filmausschnitte aus "Willi will's wissen" führten die Kindern an Unbekanntes heran, etwa wie ein Toter aussieht oder wie ein bald Sterbender Abschied nimmt. Diesen Film konnten sich auch die Erwachsenen zum Abschluss noch einmal im Ganzen ansehen. Die Woche war eine wertvolle gemeinsame Basis für Kinder und Eltern, dem Tod in Zukunft ein anderes Gesicht zu geben. Weitere Infos gibt es unter www.hospizmachtschule.de.