Von der Ästhetik der Zahlen und der Illusion des Wertvollen
Harald Weber in seinem Atelier in der Taunusstraße in Neu-Anspach. Foto: Winter
( Foto: Winter)
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NEU-ANSPACH - (kat). Weißer Schaum tanzt auf tosenden Wassermassen, die in der Mitte scheinbar auseinanderdriften und rechts und links eine grünlich schimmernde kristallene Tiefe freigeben. Das Bild ist natürlich ein Bild, aber entstanden aus einem Foto, das Harald Weber aufwendig am Computer bearbeitet hat, um diese Szenerie zu erschaffen, die in schwarze Unendlichkeit abdriftet.
„Viele haben den spontanen Reflex und wollen die Bilder anfassen, einfach weil sie so plastisch wirken“, erzählt Weber, der in der Taunusstraße 9 in Neu-Anspach seine Werke zeigt. Einst als Maschinenbauer angefangen, der ein Studium der Innenarchitektur abgeschlossen hat, fotografiert er, malt mit Acryl „abstrakt expressiv“, wie er erklärt, und er stellt Collagen, sogenannte Patina Assemblagen her. „Hier spiele ich mit Fundstücken, mit Formen, die mich interessieren“, erzählt Weber. Die zumeist quadratischen Formate werden mit allem, was Weber anzieht und begeistert, bestückt. Das können ausrangierte Eierkartons, Teile von Dosen oder Werkzeugen ebenso wie Papierfetzen sein. Diese werden so bearbeitet, dass sie eine rostige Patina umgibt, die von leuchtenden Farben, oft türkis, unterbrochen wird. Teilweise jahrelang habe er die Stücke gesammelt, die er nun in seinen Collagen verwendet. Dabei sehen die Werke schwer aus, sind aber sehr leicht, wie er beim Umdrehen und dem Klopfen auf die Rückseite beweist, „das ist Pappe“, grinst Weber. Ansonsten wird mit Farbe, Spachtelmasse, Holz und Papier und vielleicht auch mal mit einem Metallstück gearbeitet. „Wichtig ist die Illusion, die damit entsteht.“ Und damit das Werk, die Illusion, später an der Wand richtig zur Geltung kommt, hat er einen Abstandhalter aus ausrangiertem Parkett verwendet.
Seine Malerei „kommt aus dem Inneren heraus, und hat viel mit Spurensuche zu tun“, erklärt er. Mit Fußspuren vielleicht, die hinterlassen wurden, und die als Sprache daherkommen. Außerdem ist er fasziniert von geometrischen Figuren und von Zahlen. „Die Ästhetik der Zahlen finde ich klasse.“ In vielen seiner Werke finden sich diese, klein am Rand oder ganz offensichtlich in der Mitte des Bildes.
Ein Rätsel bleibt allerdings erst einmal eine Fotografie, die sehr präsent auf der rechten Seite des Ateliers hängt. Dass es sich hier tatsächlich um eine Fotografie handelt, ist dem Betrachter nicht sofort klar. Dann geht es daran, die Form zu identifizieren, die ein Gebäude zeigt, aber die Blickrichtung nicht sogleich preisgibt. Schließlich die Antwort, „das ist der Messeturm.“ Allerdings von schräg unten fotografiert und mit Lichtschläuchen versehen, die sich wie helle Würmer von der Seite Richtung Bildmitte schlängeln.
Vielfältig ist Webers Arbeit auf jeden Fall. Und jetzt hat er, zusammen mit dem Holzgestalter Matthias Schmidt, eine ganz besondere Ausstellung geplant, mit der auch gleichzeitig das Atelier eröffnet wird. Am kommenden Wochenende Samstag, 12. November, ab 15 Uhr, sowie am Sonntag, 13. November, von 11 bis 18 Uhr (offenes Atelier) zeigen die beiden Künstler ihre Werke. In Vorbereitung auf eine Ausstellung im historischen Rathaus Hochstadt, die vom 3. bis zum 26. Februar dort läuft, werden die Werke zuvor in Neu-Anspach ausgestellt. Weber und Holzgestalter und Holzbildhauer Schmidt stellen ihre Arbeiten unter dem Titel „Wechselspiel“ vor.
Workshops
Wer Lust bekommen hat, selbst kreativ zu werden, der hat in verschiedenen Workshops Gelegenheit dazu. Weber bietet am Samstag, 19. November, sowie am Samstag, 3. Dezember, jeweils von 10 bis 17 Uhr Workshops an, um Patina Assemblagen herzustellen. Das Angebot möchte er darüber hinaus noch ausweiten. „Nicht alles, was wir wegwerfen, ist nutzlos, nicht alles, was wir für wert erachten, ist sinnvoll“, lädt er Interessierte ein, mit den Möglichkeiten der Kunst den Dingen einen neuen „Wert“ zu geben. Wer Lust hat, einen neuen kreativen Weg zu gehen, kann sich mit Harald Weber in Verbindung setzen.
Weitere Informationen gibt es unter Telefon 0170/3535308, E-Mail: art.photo1@gmx.de.