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Es ist der Franz, nicht der Philipp

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Dr. Heinz-Peter Mielke und Bernhard Kärtner (von links) mit dem vermeintlichen Bild von Philipp Ludwig von Reiffenberg, das auch auf der Gertrudiskapelle verewigt ist, aber Franz Emmerich Wilhelm Waldbott von Bassenheim zeigt. FOTO: KREUTZ © Red

Schmitten-Oberreifenberg. Ist der Mann, dessen Porträt seit 1959 als eine von acht Tafeln oben rechts auf dem Eingangsportal der Gertrudiskapelle zu sehen ist, wirklich der letzte Oberreifenberger Freiherr Philipp Ludwig von Reiffenberg? Inzwischen ist klar: Er ist es nicht, es handelt sich um Franz Emmerich Wilhelm Waldbott von Bassenheim. Doch die Suche nach einem Bild von Philipp Ludwig geht weiter.

»Es ist bestimmt nicht der ganz große Wurf, aber für uns Lokalhistoriker trotzdem interessant«, sagt Bernhard Kärtner, der Vorsitzende der »Interessengemeinschaft Pfarr- und Ortsarchiv Reifenberg« (IG PFORA) und Macher von »Philipp Ludwigs Erben« (PLE). Er hat für seine jüngste Veröffentlichung »Philipp Ludwig von Reiffenberg auf dem Portal der Kapelle« wieder das Video-Format gewählt. Kärtner macht erneut deutlich, wie spannend neue historische Erkenntnisse sein können. Mit der Presse sprach er über die Hintergründe der jüngsten Entdeckungen.

Bildersuche seit Jahrzehnten

»Seit Dr. Heinz-Peter Mielke, der Ende März sein Buch ›Reifenberg - Geschichte und Geschichten aus dem hohen Taunus‹ geschichtliche Forschungen betreibt, also seit Jahrzehnten, sucht er nach einem Bild von Philipp Ludwig«, berichtet Kärtner. Im Pariser Nationalarchiv habe Dr. Mielke ein Bild von Frederic de Reiffenberg aus der belgischen Linie der Reifenberger gefunden, nicht aber von Philipp Ludwig.

Irgendwoher musste aber Dr. Heinrich Burkard, der die Gertrudiskapelle in den 1930er Jahren renovieren ließ und auch 1959 das Portal stiftete, eine Vorlage für die Tafel gehabt haben. Recherchen ergaben, dass Dr. Burkard einstmals von seinem Studienfreund Heinrich von Bassenheim eine Fotografie von einem Gemälde Philipp Ludwigs erhalten, dann aber verloren hatte. Ein dem Foto zumindest ähnliches Portrait fand Dr. Burkard in einer US-Zeitung. Aber benutzte er es auch? Und wenn er es benutzte, wer war dieser Mann?

Glasnegative im Staatsarchiv

Dr. Mielke forschte weiter, fand im Staatsarchiv in Augsburg zwei bassenheimische Glasplattennegative. Das eine zeigte Kasimir Adolf Waldbott von Bassenheim. Das andere ähnelte der Tafel auf dem Kapellenportal. Dr. Mielke ging davon aus, dass es Philipp Ludwig ist und machte sich auf die Suche.

Das Gemälde von Casimir Adolf hing im Schloss Pyrmont in der Pfalz, einem einstigen Sitz der Grafen von Bassenheim. »Und dort hing auch das Original-Gemälde von dem Foto, das Dr. Burkard verloren hatte. »Vieles sprach dafür, dass das Bild von Philipp Ludwig gefunden war«, so Kärtner. Das Gemälde wurde sicherheitshalber erworben, um es im Reifenberger Besitz zu halten. Doch bald ließen weitere Bilder aus der Epoche daran zweifeln, dass auf dem Bild Philipp Ludwig zu sehen ist. Es stellte sich heraus, dass auf besagtem Gemälde Casimir Adolfs Bruder Franz Emmerich Wilhelm Waldbott von Bassenheim abgebildet war. »Der war damals der Familienchef, und ihn hat Dr. Burkard als Vorlage fürs Portal der Gertrudiskapelle genommen«, berichtet der Forscher.

»Wir haben jetzt auf jeden Fall den wissenschaftlichen Beweis, wer der Typ auf der Bildtafel an Kapellenportal ist«, stellt Kärtner heraus.

Hoffnung noch nicht aufgegeben

»Es ist zwar schade, dass es nicht Philipp Ludwig ist, aber wir sind um eine interessante Erkenntnis reicher, und das Originalgemälde der Vorlage wurde für Reifenberg sichergestellt«, meint Kärtner. Und er weiß, dass Dr. Mielke die Suche nach einem Bild von Philipp Ludwig nicht aufgegeben hat, denn es gibt noch weitere Unterlagen, die darauf hinweisen. Unter anderem von dem Oberreifenberger Karl Beuth, der Heinrich von Bassenheim kannte. Wer es nicht weiß, Bücher und Hefte von PLE und der IG PFORA kann man unter info@philipp-ludwigs-erben.de bestellen. »Wichtige Publikationen kommen auch weiterhin in Textform«, erläutert Kärtner, kündigt aber an, dass der nächste Film schon in Arbeit ist. Er geht davon aus, dass das ein wichtiger Weg ist, um auch Jüngere für Geschichte zu interessieren. Wer wissen will, mit welchen Themen sich die Lokalhistoriker bereits befasst haben, sollte mal auf www.philipp-ludwigs-erben.de stöbern.

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