IG Pfora hofft auf das Mühlbachhaus

Letztes Nadlerhaus Hessens
Oberreifenberg -Auch die Interessengemeinschaft Pfarr- und Ortsarchiv Reifenberg (IG Pfora) war durch Corona lange ausgebremst. „Erst letztes Jahr konnten wir, zunächst in kleineren Gruppen, die Arbeit wieder aufnehmen und zuletzt im September auch an den Feierlichkeiten 50 Jahre Gemeinde Schmitten teilnehmen“, so Vorsitzender Bernhard Kärtner in seiner Begrüßung zur Jahreshauptversammlung im Pfarrhaus in Oberreifenberg.
Kärtner wurde wie der komplette Vorstand wiedergewählt. Schatzmeisterin bleibt Susanne Eckermann. Auch die Beisitzer Karl Breitung, Holger Brendel, Peter Dorn und Peter Schneikert machen weiter. Das waren 2019 auch die sechs Gründungsmitglieder. Trotz Corona zählt der Verein inzwischen 18 Mitglieder. Das erscheint nicht viel, aber die meisten sind auch aktiv, und zwar auf unterschiedliche Weise. Sie lesen alte Dokumente, erfassen Archivalien in der Datenbank, verfassen Artikel und stellen Kontakte her in der Bevölkerung, damit wertvolle Belege und Gegenstände nicht auf dem Müll landen.
Die IG Pfora ist inzwischen zu einer Anlaufstelle geworden, wo Fotos, Gemälde im Original oder als Nachdruck, Urkunden und andere Dokumente, geschichtliche Bücher, Ahnentafeln, Wappen, Fahnen, Perlenkränze, Münzen und Inflationsgeld oder Gästebücher für die Nachwelt erhalten werden. Interessant sind die Forschungen der Lokalhistoriker. Weil sich da in den vergangenen drei Jahren viel getan hat, beschränkte sich Kärtner auf die großen Themen.
„Das Ding ist so was wie das letzte Einhorn“, meinte der Vorsitzende, nachdem er die neuesten Erkenntnisse zum Mühlbachhaus vorgestellt hatte. Das Denkmalschutzamt kenne kein anderes sogenanntes „Nadlerhaus“, das in Hessen noch existiert. Dieses Gewerbe sei bis auf Hachenburg einzigartig für Nassau. Die IG Pfora hat bisher 165 zwischen 1800 und 1900 Nadlerfamilien aufgelistet, die in Heimarbeit oder als Unternehmen mit mehreren Beschäftigten in Reifenberg, aber auch in Arnoldshain tätig waren. Ob die Gemeinde Schmitten das Mühlbachhaus erwirbt und renoviert, ist noch in der Diskussion. Sollte das der Fall sein, könnte dort die IG Pfora einziehen, denn das Pfarrhaus in Oberreifenberg steht auf der Liste der Immobilien, die die katholische Kirche verkaufen möchte.
Im März kommt ein neues Buch heraus
In Vorbereitung ist für März eine Buchveröffentlichung über die Erinnerungen von Elisabeth Schneider. Sie hatte in ihrem Tagebuch interessante Dinge über die Zeit ab 1903 festgehalten. Ebenfalls im März will Breitung einen Vortrag halten über die Zeit des Ersten Weltkrieges in den Feldbergdörfern. Ausgehend von dem Foto eines Gemäldes von 1794 konnten die Lokalhistoriker der IG Pfora, die schon durch Einträge von der Existenz eines Reitplatzes der Bassenheimer wussten, diesen nun auch lokalisieren, und zwar im heutigen Kirchgarten. Wer sich dafür und für das Archiv interessiert, kann Einblick nehmen beim Tag der offenen Tür am 30. April.
Ein Termin für die Ausstellung zu den Feldbergrennen steht noch nicht fest. Zeitnah wollen die Mitglieder die Kupfer-Rolle von der Einweihung der Jahrtausendhalle am 26. April 1969 wieder einsetzen, ergänzt um Inhalte aus der heutigen Zeit. Wer sich für die Arbeit der IG Pfora interessiert, findet weitere Informationen auf der Homepage unter www.philipp-ludwigs-erben.de. VON EVELYN KREUTZ