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Jetzt nimmt er den Fuß vom Gas

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Herbert Gerlowski gibt das Staffelholz weiter: Tochter Bettina Gerlowski-Zengerle wird künftig die kaufmännische Leitung der Arche Noah übernehmen. © Red

Schmitten-Niederreifenberg. Herbert Gerlowski hat schon etwas vom biblischen Noah, denn der hebräische Name bedeutet auch »ruhig« beziehungsweise »Ruhe«. Mit einer »biblischen« Gelassenheit hat er das Hospiz »Arche Noah« in Niederreifenberg durch das Fahrwasser gelotst und, um es vorwegzusagen, er tut dies auch weiter als erster Mann auf der Brücke, sprich als Vorsitzender der Hospizgemeinschaft.

Aber der Ort der Ruhe beziehungsweise der Ort der Geborgenheit hat ihn so viele Jahre so sehr in Anspruch genommen, dass er jetzt den Fuß etwas vom Gas nehmen möchte. Tochter Bettina Gerlowski-Zengeler wird die kaufmännische Leitung der Einrichtung übernehmen und zusätzlich einige Aufgaben des Vaters. Dafür ist sie sozusagen prädestiniert, denn das Hospiz war und ist in der Familie stets präsent, und die Tochter kennt die Arche von Kindesbeinen an.

Mit dem Thema Sterben vertraut

Als gelernte Verwaltungsangestellte im Sozialbereich bringt sie gleichzeitig die entsprechenden Qualifikationen mit. »Ich habe sie als Kind schon mit hierher genommen, sie ist mit dem Thema Tod und Sterben vertraut und damit groß geworden«, sagt Herbert Gerlowski. Er kann sich auch deshalb ruhigen Gewissens zurücknehmen, weil das Großprojekt Neubau in seiner Amtszeit abgeschlossen wurde und die Arche so gut vor Anker liegt wie nie zuvor.

Aber es ist doch nicht so, dass nichts mehr zu tun wäre, als den laufenden Betrieb zu managen, denn es besteht weiterhin Bedarf, denselben und die Liegenschaft zu optimieren: »Wir wollen im Hof noch eine größere Gerätehütte errichten, denn die alte ist für die Gerätschaften zur Gartenpflege zu klein«, erklärt Gerlowski, als wolle er morgen gleich mit dem Projekt weitermachen.

Aber der Staffelstab ist jetzt übergeben. »Ich hatte schon beim Main-Taunus-Kreis ein tolles Team und jetzt im Hospiz wieder«, sagt seine Tochter und freut sich auf alles, was dort noch auf sie zukommt.

Den eingeschlagenen Weg wolle sie fortsetzen und weiter auf eine starke Öffentlichkeitsarbeit setzen - sowohl um die Verankerung der Einrichtung in der Schmittener Bürgerschaft zu pflegen, als auch um die Einrichtung ihrer eigentlichen Klientel, den betroffenen Schwerkranken und deren Familien, näherzubringen sowie Vorbehalte und Ängste abzubauen. Andererseits ist das Haus nach wie vor auf Spenden angewiesen. Auch deshalb müssten die Arche und ihre Arbeit publik gemacht werden - beispielsweise durch Hausführungen, für die sie schon einige Termine eingeplant hat. Den Tag der offenen Tür möchte die neue kaufmännische Leiterin ebenfalls beibehalten, sofern die Corona-Lage die Pläne nicht durchkreuzt.

Weiterhin an wichtiger Stelle

Der ehemalige Schornsteinfegermeister Herbert Gerlowski ist gleichzeitig Diakon im Bistum Limburg und als solcher auch Seelsorger, und die seelsorgerische Arbeit, die ihm im Grunde noch wichtiger ist als die administrative Arbeit, wird er nicht abgeben. Ebenso wenig wie die Vereinsführung als Vorsitzender.

»Irgendwann ändert sich das private Leben auch«, hält er dem Teilrückzug entgegen und weiß doch, wem er sein ehrenamtliches Lebenswerk übergeben hat. Tochter Bettina scheint voller Tatendrang: Ein Beispiel: »Wir wollen kleine Hochbeete auf die Balkone der Zimmer und Terrasse stellen, wo Bewohner selbst gärtnern können und wo beispielsweise Kräuter für die Hospiz-Küche gedeihen können.«

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