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„Nero“ schenkt Freude in den schwersten Stunden

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Von: Frank Saltenberger

Momente, die Menschen auf ihrem letzten Weg noch einmal ganz nah am Leben teilnehmen lassen: Pflegerin Hülya Kocatürk mit Therapiehund Nero im Hospiz in Niederreifenberg.
Momente, die Menschen auf ihrem letzten Weg noch einmal ganz nah am Leben teilnehmen lassen: Pflegerin Hülya Kocatürk mit Therapiehund Nero im Hospiz in Niederreifenberg. © fms

Hülya Kocatürk und ihr Therapiehund bieten im Hospiz Arche Noah einen „Streicheldienst“ an, der die Seele berührt.

Niederreifenberg -Wenn Nero auf das Bett hüpft, flammt ein schwacher Glanz in ihren Augen auf, ein Schimmer Sorglosigkeit: Frau Schneiders Kräfte lassen nach. Im Gegensatz dazu der quirlige Hund. Er lenkt sie ab mit seinen schwarzen Augen. Einer der wenigen Momente, der sie noch einmal ganz am Leben teilnehmen lässt. Der Hund schenkt Freude.

Wenn den Gästen im Hospiz Arche Noah danach ist und der kleine Nero im Hause ist, dann kommt er zu Besuch. Hülya Kocatürk bringt ihn mit, sie ist Pflegerin und ihr Nero ein ausgebildeter Therapiehund, und sie ist zertifiziert ihn einzusetzen. „Nero, sitz!“ Ihr Kommando klingt eher wie eine freundlich Bitte. Der Hund tut es und schaut sein „Frauchen“ erwartungsvoll an. Was kommt jetzt? Er dürfte es ahnen, denn die Pflegerin senkt die Seite des Bettes ab und breitet eine Decke aus. Jetzt darf Nero hoch, sie packt ihn, setzt ihn ab und schon funkeln sich die Augenpaare an. Nero hat einen unschuldigen treuen Blick, der sich einschmeichelt. Er ist klein, aber größer als ein Schoßhund, hat ein schwarzes lockiges Fell mit grauen Strähnchen, leicht verspielt, und er hat es drauf, andere, Frau Schneider beispielsweise, um den Finger zu winkeln. Und die freut sich, den Wollknäuel zu verwöhnen. Ein Leckerli, das zieht immer. „Wollen Sie ihm noch eins geben?“, fragte die Pflegerin. Ein leichtes Nicken, die Hand streckt sich aus, erst nimmt sie das Bonbon entgegen und reicht es dann zu der schwarzen Hundenase hinüber, Nero schnuppert und schwupp hat er es auch schon zwischen den Zähnen.

Wenn es zu anstrengend wird, ziehen sich Nero und sein Frauchen zurück, aber der Besuch hat gutgetan, das war nicht zu übersehen. Auch Bettina Gerlowski-Zengeler, Leiterin des Niederreifenberger Hospizes Arche Noah, hat die Szene beobachtet und sich daran erfreut. „Wir hatten früher schon einen Therapiehund im Haus, vor Corona“, sagte sie, aber seit dem Sommer kann man den „Streichel-Service“ wieder anbieten. Nero ist nicht rund um die Uhr im Haus, aber von Zeit zu Zeit geht er mit der Pflegerin „auf Schicht“ und wenn er auch mal ein Päuschen braucht - in einem Büro steht ein Körbchen.

Zuwendung beim Loslassen

Manche Gäste wollen keinen Hundebesuch, andere dagegen streicheln dem Tier gerne über den Kopf und spüren gerne das weiche warme Fell des Vierbeiners. Und der mag es auch, gestreichelt zu werden. „Nero heißt schwarz“, erklärte Kocatürk den Namen, er sei nicht nach dem römischen Kaiser, der zumindest einen schlechten Ruf hat, benannt. Der Name passt zu Nero und der passt in das Team der Arche Noah, das noch vieles tut, um den Gästen im Haus ein Gefühl der Zuwendung und Sicherheit zu geben. Das ist wichtig beim Loslassen, das oft schmerzhaft ist. Nero hilft dabei. Er hat ein gutes Gemüt: „Manchmal bellt er auch“, so die Pflegerin. Er sei eben ein Hund und kein Roboter, deshalb darf auch er einmal „nein“ sagen, beziehungsweise, zum Ausdruck bringen, dass er nicht will.

Zu weiteren Angeboten im Hospiz gehört auch die Musik- oder die Aromatherapie. Auch die Angehörigen werden nicht allein gelassen und in der Phase des Abschieds und der Trauer betreut. Um die kleinen, aber so wichtigen Leistungen bieten zu können, ist das Hospiz auf Spenden angewiesen. Auf der Web-Seite der Hospizgemeinschaft ist alles Wissenswerte zusammengestellt. Und es wird auch nicht verschwiegen, dass auch Ehrenamtliche einen wichtigen Beitrag leisten: www.hospizgemeinschaft-arche-noah.de. VON FRANK SALTENBERGER

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