Schon im 15. Jahrhundert sorgten sie für den Schutz der Fronleichnamsprozessionen in der Gemeinde: die Kanoniere in Reifenberg. In Oberreifenberg wurde dieses Brauchtum lange bewahrt und seit 160 Jahren in der Kanoniergesellschaft gepflegt. Zum Jubiläum erscheint in diesem Jahr ein Buch; die Feierlichkeiten müssen auf 2021 verschoben werden.
Von Birgit Schweitzer
Anlässlich ihres Jubiläums hat die Kanoniergesellschaft 1860 Oberreifenberg gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Pfarr- und Ortsarchiv Reifenberg ein Buch mit interessanten historischen Fakten herausgebracht. Foto: Schweitzer
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OBERREIFENBERG - In diesem Jahr feiert die Kanoniergesellschaft 1860 Oberreifenberg ihr 160-jähriges Jubiläum. Das hätte eigentlich im August mit einem besonderen Event, dem zweiten Hessischen Böllerschießen, gefeiert werden sollen; das aber musste corona-bedingt leider abgesagt werden.
Anlässlich dieses Jubiläums haben die Kanoniergesellschaft und die Interessengemeinschaft Pfarr- und Ortsarchiv Reifenberg gemeinsam in aufwendiger Arbeit ein Buch über die Geschichte der Kanoniere Reifenbergs erarbeitet, das sie nun trotz der ausgefallenen Feierlichkeiten herausbringen. Bernhard Kärtner vom Pfarr- und Ortsarchiv recherchierte historische Fakten und die Kanoniere Holger Brendel, Peter Schneikert und Anne Oetter durchforsteten die Unterlagen und Dokumente der Kanoniergesellschaft.
Im 15 . Jahrhundert
Wie sich herausstellte, lagen die kirchlich vermuteten Ursprünge der Gesellschaft, deren vornehmlicher Zweck es war, den Schutz der Fronleichnamsprozessionen zu garantieren, in einer bereits seit dem 15. Jahrhundert bestehenden Schützengilde Reifenbergs, welche sogar noch bis Ende des Zweiten Weltkriegs existierte und bis dahin immer zusammen mit ihnen auftrat. Die Kanoniere Reifenbergs spalteten sich zudem 1901 durch den "Kirchenkrieg" in zwei Gruppierungen in die von Ober- und Niederreifenberg auf. Die Geschichte der Niederreifenberger wird hier erstmals von Susanne Eckermann eingehend beleuchtet. Die Kriegsgeschichte der Umgebung und die Auswirkungen der "echten" Geschütze werden ebenfalls chronologisch aufgezeigt. Jüngste Forschungsergebnisse geben zudem neueste Erkenntnisse zu einer verschollenen Kanone der Reifenberger Grafen, die Herkunft der Säbel der Hauptmänner sowie ein geheimnisvolles Kanonierbild aus dem 19. Jahrhundert.
Das Buch weiß aber auch über viele lustige Begebenheiten der Kanoniere zu berichten und zeigt selbst gebaute Motivwagen für die Hessentagsumzüge, bei denen die Kanoniere traditionell vertreten sind. Rolf Gilgen von der Cronberger Schützen-Gesellschaft von 1398 lässt das 1. Hessische Böllerschützentreffen in Kronberg Revue passieren, an dem die Kanoniere teilnahmen.
Treffen erst 2021
Dieses sollte Vorlage für das geplante 2. Hessische Böllerschützentreffen in Oberreifenberg sein, welches nun im September 2021 stattfinden soll. Nebst der Kanoniergeschichte Reifenbergs finden aber auch weitere, teils fast in Vergessenheit geratene Vereine Erwähnung, so beispielsweise die Kanoniere Seelenbergs und Schmittens.
Dies und vieles mehr kann nachgelesen werden. Das 164-seitige Buch mit insgesamt 110 Abbildungen (davon die Hälfte in Farbe) ist ab sofort zum Preis von 22 Euro im Café Waldschmitt in Oberreifenberg erhältlich.
Weitere Informationen erhalten heimatgeschichtlich Interessierte bei der Kanoniergesellschaft oder aber auch im Pfarr- und Ortsarchiv: Im Internet: http://archiv.philipp-ludwigs-erben.de, per Email: archiv@philipp-ludwigs-erben.de oder bei Holger Brendel, dem ersten Vorsitzenden der Kanoniergesellschaft: brendel72@gmx.de.