Der Schmittener Gemeindewald hat in den vergangenen Jahren nach Angaben von Hessen-Forst jährlich rund 290000 Euro Gewinn erbracht. Nicht zuletzt deswegen weist der Staatsbetrieb die von Grünen und B-NOW erhobenen Vorwürfe zurück. Foto: Archiv/Götz
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SCHMITTEN - Die in der jüngsten Gemeindevertretersitzung in Schmitten geäußerte Kritik an der Waldbewirtschaftung durch Hessen-Forst will der Staatsbetrieb nicht auf sich sitzen lassen. Noch vor der Veröffentlichung eines „Gegengutachtens“ trat der Leiter des Forstamtes Königstein, Ralf Heitmann, gestern an die Öffentlichkeit und wies die insbesondere von der B-NOW und den Grünen erhobenen Vorwürfe zurück.
„Mit einiger Verwunderung“, so Heitmann gegenüber dem UA, hätten die Mitarbeiter des Forstamts Königstein die unterschiedlichsten Verlautbarungen in der Presse zum Thema Bewirtschaftung des Gemeindewaldes Schmitten und einem vorliegenden externen Kurzgutachten zur Kenntnis genommen. „Neben Stimmen aus dem Gemeindevorstand und der Schmittener Kommunalpolitik, die zur fachlichen Diskussion in den gemeindlichen Gremien aufrufen, finden sich aber auch Äußerungen mit massiven Vorwürfen an Hessen Forst wegen angeblichen Fehlverhaltens bei der Bewirtschaftung des Gemeindewaldes. Gar von einer festgestellten katastrophalen Situation oder von aufgedeckten Missständen, die laut Gutachten zu Mindererträgen von rund fünf Millionen Euro geführt hätten, ist die Rede.“ Solche massiven Vorwürfe und Behauptungen, die sowohl seine beiden vor Ort zuständigen, seit Jahren um das Wohl des Gemeindewaldes engagierten Revierleiter treffen und betroffen machen wie auch das gesamte Forstamtsteam nehme er sehr ernst, so Heitmann.
Bisher stünden aber lediglich Feststellungen und Behauptungen eines Kurzgutachtens sowie bereits daraus abgeleitete Vorwürfe im Raum, ohne dass Hessen-Forst bisher überhaupt die Möglichkeit gegeben worden sei, dazu Stellung zu nehmen und diese womöglich zu entkräften. Auch sei das Kurzgutachten erst mit deutlicher zeitlicher Verzögerung an Hessen Forst mit der Bitte um Stellungnahme weitergeleitet worden.
Der Forstamtsleiter wünscht sich daher mehr „Sachlichkeit und Transparenz sowie eine offene fachliche Diskussion und Auseinandersetzung mit den Aussagen des Kurzgutachtens mit allen Beteiligten innerhalb der zuständigen Gemeindegremien“. Diese objektive Information und lückenlose Aufarbeitung aller aufgeworfenen Fragen sei man den Schmittener Bürgern, aber auch den Mitarbeitern von Hessen Forst schuldig, schon um Vorverurteilungen zu vermeiden.
Unabhängig von der anstehenden Auseinandersetzung mit Aussagen des Kurzgutachtens weist der Leiter des Forstamtes an dieser Stelle aber auf einige unstrittige Kernaussagen der vorliegenden Forsteinrichtung von 2015 hin, die sich in der aktuellen Diskussion leider nicht wiederfänden: Danach erfolge die Bewirtschaftung unter strikter Beachtung der Nachhaltigkeit, alle sogenannten Nachhaltsweiser würden erfüllt. Der tatsächliche Baumvorrat entspreche dem planerischen Weiserwert Normalvorrat und sei absolut sehr hoch. Der Pflegezustand der Waldbestände werde durchgängig als gut beschrieben. Der nachhaltige, mögliche Holzeinschlag im Gemeindewald sei absolut und auch im Vergleich mit anderen Kommunalwaldbetrieben sehr hoch.
Gleichzeitig, betont der Amtsleiter, habe die Bewirtschaftung von Hessen Forst im Durchschnitt seit 2005 rund 289 000 Euro als jährliche Überschüsse für den Gemeindehaushalt erzielt. Das sei deutlich höher als in der zurückliegenden, genehmigten mittelfristigen zehnjährigen Finanzplanung von 2005 bis 2014 für den Gemeindewald vorgegeben und prognostiziert. Der Überschuss bezogen auf die Betriebsfläche von 1 354 Hektar lag somit in den zurückliegenden zehn Jahren bei nachhaltig 214 Euro pro Hektar, einem „absoluten Spitzenwert für Kommunalwaldbetriebe in ganz Hessen“.
Dieses Spitzenergebnis, betont Heitmann, sei trotz teilweise widriger Rahmenbedingungen wie schwankender Absatzmärkte und fallender Holzpreise nach zum Beispiel überregionaler großer Windwurf- und Borkenkäferkalamitäten erzielt worden.
Auch im einem Benchmarking-Arbeitskreis des Hessischen Waldbesitzerverbandes, in dem die Gemeinde Schmitten seit Jahren jährlich die Bewirtschaftungsergebnisse von Dritten überprüfen lasse, habe es bisher keinerlei Beanstandungen gegeben (der UA berichtete).
Hessen-Forst werde jetzt umgehend zu den Aussagen des Kurzgutachtens gegenüber dem Gemeindevorstand schriftlich Stellung nehmen. Laut Aussagen der Gemeinde Schmitten schließe sich dann die fachliche Auseinandersetzung und Diskussion in den gemeindlichen Gremien an. Um dem nicht vorzugreifen, werde HessenForst zum jetzigen Zeitpunkt bewusst darauf verzichtet, auf Aussagen des Kurzgutachtens einzugehen; dies erfolge dann im weiteren Verlauf des Diskussionsprozesses.
Wie berichtet, war das Gutachten vor gut einem Jahr mit den Stimmen von FWG und CDU in Auftrag gegeben worden. Bei den bisherigen Beratungen in den Gemeindegremien hat insbesondere die B-NOW auf die Möglichkeit hingewiesen, dass die Gemeinde Schmitten frei wählen kann, ob der Staatsbetrieb den Gemeindewald bewirtschaftet oder etwa ein privates Unternehmen.