Achtlos weggeschnickt: Glimmende Zigarettenkippe im knochentrockenen Schmittener Wald entsorgt

SCHMITTEN - Wald! Immer wieder herrlich, wenn man mit dem Fahrrad die mit Nadeln weichgepolsterten Wege entlangfahren und Sport machen kann. Kühl ist es hier - und schattig, obwohl es draußen knochentrocken ist. Auch unter den Bäumen. Man sieht es den Pflanzen an. Trotzdem, jetzt ist Sport angesagt. Entspannen das kann man sich ja später. Und danach noch schön eine rauchen. Fertig, aufgesattelt, Zigarette weggeschnickt, losgefahren. Ohne Gedanken daran, dass der glimmende Zigarettenstummel womöglich Zündfunke für den nächsten Waldbrand werden könnte.

Angesichts dieser Gedankenlosigkeit kann Michael Maas aus Neu-Anspach nur den Kopf schütteln. Genau ein solch gedankenloser Sportler ist ihm am Mittwochmorgen begegnet, als er mit einem Freund eine Wanderung vom Feldbergplateau Richtung Neu-Anspach unternahm. "Der Fahrradfahrer, um die 40 Jahre und Marke Investmentbanker, hat sich zunächst auf dem Brunhildisfelsen gesonnt, ist dann zu seinem Fahrrad geschlendert und hat sich ein Zigarillo angezündet. Als er fertig war, hat er es einfach in den Wald geschnickt", erklärt der Neu-Anspacher mit Unverständnis in der Stimme. Natürlich habe man ihn darauf angesprochen. Die lapidare Antwort des Radfahrers sei nur gewesen: "Ist doch nur Tabak", sprachs, sattelte auf und radelte davon. Aber Maas ging es nicht um den Tabak, sondern darum, dass der Stummel des Räucherwerks immer noch fröhlich vor sich hinglomm, als er ihn in den trockenen Nadeln fand und austrat. "Was mich am meisten erschrocken hat, war die Tatsache, dass der Typ sich überhaupt nicht bewusst war, was er da gemacht hat, als er die glimmende Kippe achtlos weggeschnickt hat", sagt Maas. Es sei wie ein Reflex gewesen, achtlos die Kippe wegschnicken und weitermachen. Ein Reflex, der den Wald teuer zu stehen kommen kann.

Offenbar ist vielen Rauchern immer noch nicht bewusst, dass ihr achtlos weggeschnickter Zigarettenstummel wortwörtlich der berühmte Zündfunke sein kann. Zigarettenkippen sind übrigens, so sagen es Experten, neben der Brandstiftung Auslöser Nummer eins für Waldbrände, bei denen Pflanzen, Tiere und womöglich sogar Menschen ihr Leben lassen müssen. Ganz zu schweigen von den Folgen für die Natur und Forstwirtschaft, die verheerend sind, zumal momentan in vielen Regionen höchste Waldbrandgefahr herrscht und sich Feuer blitzschnell ausbreitet.

Dabei darf man im Wald überhaupt nicht rauchen. "Ganz generell gilt im Wald ein Rauchverbot. Wer trotzdem im Wald rauchen will, der braucht eine Sondergenehmigung vom Waldbesitzer", erklärt Förster Karl-Heinz Ginglas. Ginglas betreut einen Teil des Feldberger Waldes. Dies stehe im Hessischen Waldgesetz. Wer also rauche, der setze sich über geltendes Recht hinweg. Zumal mit dem Zigarettenstummel hunderte schädlicher Chemikalien in die Umwelt gelangen und dies sogar noch eine Anzeige wegen Umweltverschmutzung nach sich ziehen kann. Allerdings nicht im Falle eines Zigarillos. Denn das ist "ja nur Tabak".

Über zehn Waldbrände hat es bereits in diesem Jahr in der Feldbergregion gegeben, sagt Hubertus Behler-Sander vom Forstamt Königstein. Er, ebenso wie Ginglas, appellieren an Waldbesucher, keinesfalls Zigaretten achtlos in die Natur zu schnicken. Ebenso ist offenes Feuer oder Grillen im Wald momentan absolut verboten. Laut HessenForst gab es in Hessen in diesem Jahr bislang 60 Waldbrände. Eine Fläche von etwa 18 Hektar, rund 25 Fußballfeldern, ist verbrannt. In der Feldbergregion ist die geschädigte Fläche mit 3.500 Quadratmetern vergleichsweise gering, da die Feuer immer schnell erkannt und gelöscht wurden.

Doch nicht immer sind es achtlos weggeworfene Zigarettenstummel. Häufig steckt hinter einem Waldbrand sogar eine viel üblere Ursache. "Ein Waldbrand entsteht fast nie von alleine". Seiner Erfahrung nach sind Menschen fast immer in irgendeiner Form daran beteiligt. "Brandstiftung ist gerade im Feldberggebiet eigentlich Brandursache Nummer eins", erklärt er. Bleibt also nur der Appell an alle Waldbesucher, Verhaltensweisen zu vermeiden, die ein Feuer verursachen können. Die Umwelt wird es ihnen danken.