Maßnahmen zur Reduzierung des Motorradlärms in der Gemeinde Schmitten fordert die Fraktion b-now in einem Antrag für die Gemeindevertretung. Streckensperrungen sollen das letzte Mittel sein.
Im vergangenen Jahr demonstrierten Motorradfahrer mit einem Korso vom Landratsamt in Bad Homburg auf den Großen Feldberg gegen Streckensperrungen. Die b-now spricht sich gegen eine "Sippenhaft" aus und setzt auf andere Maßnahmen zur Lärmbekämpfung, etwa konsequente Geschwindigkeitskontrollen. Archivfoto: Götz
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
Schmitten (kh). Die b-now unternimmt einen neuerlichen Anlauf in der Gemeinde Schmitten zur Reduzierung des Motorradlärms und stellt einen entsprechenden Antrag in der Gemeindevertretung. Nach Ansicht der Bürgerliste hat der Sommer 2020 es gezeigt: "Wenn die Polizei im Feldberggebiet sichtbare und engmaschige Kontrollen durchführt, verringern sich schlagartig sowohl die schlimmen Unfälle mit Motorrädern als auch die vorsätzlichen Verkehrsverstöße und die Lärmbelästigung für Anwohner und Ruhesuchende im Naturpark Hochtaunus." Im Juni und im Juli sei dies gut zu erkennen gewesen, insbesondere im Juli sei bei sehr starken Polizeikontrollen von keinem einzigen Motorradunfall im Feldberggebiet mehr zu lesen gewesen.
Sommer 2020 als Beleg
Die Kontrollen hätten in den letzten Wochen aber wieder deutlich abgenommen und prompt hätten Verkehrslärm und vorsätzliche Verkehrsverstöße wieder massiv zugenommen. "Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis nun wieder schwere Unfälle mit hohen Sach- und schlimmen Personenschäden passieren", so Matthias Gutsche, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der b-now in der Gemeindevertretung Schmitten. In einer Pressemitteilung erläuterte Gutsche, was die Politik in Schmitten nach Ansicht der b-now dagegen machen kann.
Zunächst sei festzuhalten, dass die Lärmbelästigung und Gefährdung für Leib und Leben durch Raser durch Verkehrsverstöße im Wesentlichen auf Landstraßen stattfänden. Für die verkehrsrechtlichen Anordnungen gemäß der Straßenverkehrsordnung und die Ahndung von Verstößen auf diesen Straßen seien die Straßenverkehrsbehörden zuständig, also der Landkreis und die Polizei. Sie hätten alle Anordnungen entsprechend den örtlichen Bedürfnissen und erkannten Notwendigkeiten in alleiniger Zuständigkeit zu treffen. Anordnungen dieser Art beinhalteten in erster Linie die Aufstellung sämtlicher Verkehrszeichen einschließlich Straßenmarkierungen sowie Lichtsignalanlagen, beispielsweise an Fußgänger-Querungsstellen und Knotenpunkten. Verkehrskontrollen, zeitweise Sperrungen für Motorräder wegen Unfällen oder Lärm und auch feste Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen auf den betroffenen Landstraßen könnten ebenfalls nur von Landrat und Polizei initiiert werden, nicht aber von der Gemeinde Schmitten.
Beschilderung
Gutsche betont: "Die fehlende Zuständigkeit bedeutet aber nicht, dass die Gemeinde Schmitten nur passiv zusehen muss, denn es gibt Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Verkehrssituation." Beispielsweise könne Schmitten eigene Initiativen entwickeln, etwa durch Hinweisschilder im Ortsbereich, mit welchen die Motorradfahrer auf die Lärmsituation für Anwohner mit der Bitte um Rücksichtnahme hingewiesen werden. Die b-now verweist beispielhaft auf eine Beschilderung an der L 3004 im Großen Lautertal, die appellieren: "Bitte langsam und leise fahren, sonst droht Fahrverbot."
Weiterhin könne die Gemeinde Schmitten in aktive Gespräche mit Landrat und Polizei eintreten und insbesondere auf (dauerhafte) Kontrollen in der Nähe von Wohngebieten hinwirken, um so die Schmittener Bürger zumindest vor Lärmbelästigungen durch die Landstraßen weitgehend zu schützen.
Keine Sippenhaft
Die Fraktion b-now betont, sie sei nicht der Meinung, alle Motorradfahrer seien zwingend in Sippenhaft zu nehmen; Fahrverbote an Wochenenden von April bis September für alle Motorradfahrer sollten nur das letzte Mittel sein, wenn sich mildere Mittel als untauglich erwiesen hätten. Ein milderes und sehr effizientes Mittel sei die dauerhafte und massive Verkehrsüberwachung durch die Polizei. Das habe der Sommer 2020 deutlich gezeigt.
Falls das zu teuer sein sollte, blieben als dritte Alternative dauerhafte technische Geschwindigkeitsüberwachungen an den Gefahrenpunkten, also fest installierte Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen an den Wohngebieten. "Hierfür sollte sich Schmitten an den Stellen einsetzen, an denen Anwohner besonders unter Motorradlärm leiden, denn je niedriger die Geschwindigkeit, desto weniger Lärm und desto geringer die Gefährdung für Leib und Leben", so der stellvertretende Fraktionschef der b-now.
Wie berichtet, waren Fahrverbote für Motorräder Thema in der jüngsten Kreistagssitzung. Die FWG hatte nach der Auswertung einer Erhebung anlässlich vorübergehender Streckensperrungen im vergangenen Jahr gefragt. Der Erste Kreisbeigeordnete Thorsten Schorr (CDU) hatte dazu gesagt, er habe diesbezüglich ein externes Büro hinzugezogen, um einen möglichst objektiven Gesamteindruck zu bekommen.