Besonderes Jubiläum: Hartmut Müller seit 50 Jahren für Schmittener Firma Karl Schmidt tätig
Die Firma Karl Schmidt gehört zu den größten Unternehmen in Schmitten. Am 1. August wird Hartmut Müller das seltene Jubiläum von 50 Jahren Betriebszugehörigkeit feiern.
Von Michèle Götz
Betriebsleiter Hartmut Müller vor einem Kernstützenautomaten, dessen Prototyp in der Firma Karl Schmidt selbst hergestellt wurde. Fotos: Götz
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SCHMITTEN - Die Firma Karl Schmidt gehört zu den größten Unternehmen in der Gemeinde Schmitten. Am 1. August wird Betriebsleiter Hartmut Müller (64) das seltene Jubiläum von 50 Jahren Betriebszugehörigkeit in der Fabrik für Gießereibedarf feiern.
Eigentlich sollte der Hartmut Müller einst Schreiner werden, zumindest wenn es nach den Wünschen seines Großvaters gegangen wäre. Denn dieser hatte in Dorfweil eine kleine Schreinerei direkt neben dem Elternhaus von Hartmut Müller. "Ich sollte natürlich das Geschäft weiterführen", erzählt Müller. Aber wie das Schicksal so spielt, kam sein Vater Albert, der damals bei "Müller Karl" arbeitete, nach Hause und berichtete ihm, dass ein Lehrling gesucht würde. Da war Hartmut Müller gerade einmal 13 Jahre alt. Also "e kla Bubsche", lacht Müller, der bis zur achten Klasse die Dorfschule in Dorfweil besuchte und zum Zeitpunkt der Anfrage die neunte Berufsschulklasse in Usingen im Metallverarbeitungszweig belegte. Müller fackelte nicht lange, nutzte seine Chance, und stellte sich als zukünftiger Werkzeugmacher beim damaligen Betriebsleiter Franz Schmidt vor.
Seinen Lehrvertrag unterschrieb er mit 13 Jahren im Februar, mit 14 Jahren trat er seinen ersten Lehrlingsarbeitstag am 1. August 1968 an. Als wäre es gestern, erinnerte er sich an seine Lehrlingszeit. Feilen, Bohren, Werkstatt kehren und freitags die Toiletten sauber machen. "Und natürlich musste er Brötchen holen", fügt Petra Nöll aus dem Büro hinzu, die mit einem Augenzwinkern darauf achtet, dass bei den Berichten Müllers alles seine Richtigkeit hat. Die beiden verstehen sich gut und haben die Zeiten erlebt, als man in der Fabrik noch während der Arbeitszeit Alkohol trinken durfte. "Da stand immer ein Kasten Bier", erinnern sie sich. Heute undenkbar. Und es reicht auch aus, wenn die Werkstatt heute nur einmal wöchentlich sauber gemacht wird.
"Geformt" wurde Hartmut Müller von Lehrlingsmeister Edgar Löw. "Er war für mich mein Vorbild, ihm habe ich sehr viel zu verdanken. Fachlich wie persönlich und auch politisch, denn Löw war ja auch mal Erster Beigeordneter wie ich", berichtet der langjährige CDU-Politiker. Löw war es auch, der Müller forderte und förderte. Nach dem Besuch der Berufsschule in Usingen und einer halbjährigen Gesellenvorbereitung in der Feldbergschule in Oberursel absolvierte er im Frühjahr 1972 erfolgreich seine theoretische Prüfung in der Feldbergschule. Die praktische Prüfung dauerte damals bei der Firma Turner in Oberursel volle zwei Tage. "Da musste ich meinen eigenen Werkzeugkoffer mitbringen und wurde auf fremden Maschinen geprüft." Nach bestandener Gesellenprüfung hatte Müller Glück und wurde übernommen. "Ich hatte eigentlich immer das Glück auf meiner Seite und die große Chance, bis zum Betriebsleiter zu kommen", berichtet Müller dankbar.
Aktiv beim DRK
Auch seine Bundeswehrzeit von 1974 bis 1975 empfand er im Sanitätsdienst als Bereicherung, da er vorher ehrenamtlich als Sanitäter Krankenwagen gefahren hat und heute noch im DRK Ortsverband Dorfweil Mitglied ist. Weit über 100 Mal spendete er sein Blut und tut es immer noch.
Für seine Meisterprüfung besuchte Müller zwei Jahre lang die Meisterschule in Frankfurt und fuhr jeden Abend einschließlich der Samstage in die Stadt. Gleichzeitig machte er seinen Ausbilderschein und wurde 1981 stellvertretender Werkstattleiter und Ausbilder. Im Jahr 2000 wurde er zum Betriebsleiter befördert. Zu diesem Zeitpunkt ging Edgar Löw in den Ruhestand.
Viel zu verdanken hat Müller auch Albrecht Gräfer, der 1985 zum Geschäftsführer ernannt wurde. "Er hielt mir den Rücken frei, auch in politischen Angelegenheiten." Denn Müller war schon zu Markus Töpfers (CDU) Bürgermeister-Zeiten der Erste Beigeordnete und damit Bürgermeister-Vertreter, im Jahr 2008 Bürgermeisterkandidat der CDU gegen Marcus Kinkel (FWG). Keine Aufgaben, die so nebenbei zu machen sind.
Insgesamt lobt Müller die ganze KS-Mannschaft, "auch wenn es mal nicht so glatt lief". Denn in der Wirtschaftskrise, die auch in Schmitten Einzug hielt, wusste er manchmal nicht, wie er die Leute beschäftigen soll. Den schlechten Zeiten mit Kurzzeitarbeit folgten jedoch Top-Zeiten mit vielen Nachtschichten. "Zu Spitzenzeiten beschäftigen wir 150 Menschen", sagt Petra Nöll. Heute sind es wie früher um die 80 Mitarbeiter, die sich in der Firma sehr wohl fühlen. Das mag auch stark in dem sozialen Wesen von Müller liegen, der sich für seine Mitarbeiter sehr engagiert. Größten Wert legt Müller weiterhin in die Sicherheit seiner Kollegen. So erhält jeder einmal jährlich eine Sicherheitsunterweisung, und niemand darf ohne Ausbildung den Stapler fahren. "Wir werden jetzt auch ein Blaulicht auf unseren Stapler montieren, damit unser taubstummer Mitarbeiter ausreichend gewarnt wird."
Artikel entwickelt
Viel hat sich in den vergangenen 50 Jahren verändert. Der Lehrlingslohn betrug 95 DM im Monat, der Gesellenlohn 5,50 DM die Stunde. Die Firma wurde ständig erweitert, 1999 fand die Einweihung der großen Werkhalle gegenüber statt und vor 25 Jahren wurde das Herzstück, die Galvanik, angeschafft. Über 90 Prozent der KS-Produkte werden heute verzinnt. Besonders stolz ist Müller, gemeinsam mit Kunden eigene Artikel entwickelt zu haben.
"Die Firma war 50 Jahre lang mein Leben", verrät Müller dem Usinger Anzeiger. Damit ist bald Schluss, denn sein erster Rententag wird der 1. Dezember sein. Sein letzter Arbeitstag ist Mitte September. Seine Nachfolge ist schon geklärt - und seine Freizeitgestaltung auch.
Mit seinem besten Kumpel Thomas Eckermann wird Müller die Nordische Ski-WM in Seefeld in Tirol besuchen und dort den Langlauf genießen. Ab und zu will er sich als aktiver Beigeordneter im Rathaus blicken lassen. "Auf gar keinen Fall will ich ihnen aber auf den Wecker gehen", sagt er. Im Winter Schnee schippen und als neuer zweiter Vorsitzender der TSG Niederreifenberg gibt es auch immer was zu tun. Stillstand ist nichts für Hartmut Müller. Sein liebstes Hobby sind jedoch Radfahren und im Sommer die Gartenarbeit. Und natürlich die Familie mit seiner Frau Karin und den Kinder Sebastian und Daniela, die in Niederreifenberg und Oberreifenberg leben.
"Umstellen muss ich mich daheim dann schon, denn ich bin ja 50 Jahre lang um Viertel vor Sechs immer aus dem Haus gegangen", lacht Müller, der seit 37 Jahren glücklich verheiratet ist.