Ein früher in Schmittener lebender Mann soll vorzugsweise ältere Menschen um ihr Erspartes betrogen haben, um seine Spielsucht zu finanzieren. Foto: Vitalij/fotolia
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SCHMITTEN - Es sind alles andere als dumme Menschen, die auf einen gewieften Betrüger reingefallen sind und ihm insgesamt über 464 000 Euro gegeben haben. Ein Mann mit Doktor-Titel ist dabei, ein Banker, ein mittlerweile verrenteter Geschäftsmann und eine Hebamme. Ihnen war es beim Prozessauftakt im Frankfurter Landgericht diese Woche sichtlich peinlich zu schildern, wie ihnen der 43-Jährige das Geld abgeluchst hatte. Das Wort "dumm" kam ihnen allen über die Lippen, da mochten die Richter der Großen Strafkammer nicht widersprechen.
Der überaus höfliche Angeklagte, der früher in Schmitten gelebt hat, war etwa zehn Jahren lang immer wieder mit der gleichen Masche erfolgreich gewesen: Er freundete sich mit Leuten an und bot ihnen dann in seiner Funktion als Vermögensberater scheinbar gute Geschäfte an. Er investiere in Immobilien, ließ er wissen und lockte mit hohen Renditen. Hiervon geblendet, übergaben sie ihm ihr Geld in bar - den Großteil davon sahen sie nie wieder. "Die Leute waren erstaunlich leichtgläubig", meinte sein Anwalt.
Die Opfer reagierten bei der Verhandlung in Frankfurt sehr unterschiedlich auf die Frage der vorsitzenden Richterin, wie sehr sie der Verlust treffe. Ein ehemaliger Geschäftsmann im Alter von 82 Jahren nahm es mit Galgenhumor. Er war mit 8000 Euro noch vergleichsweise glimpflich davon gekommen, zumal der Angeklagte ursprünglich vorgeschlagen hatte, ihm 100 000 Euro zu geben.
Einen anderen Rentner traf es dagegen bitter. Seine Familie hatte dem Mann nicht nur ihre Ersparnisse gegeben, sondern auch noch ein hohes Darlehen aufgenommen. Und einer Hebamme aus dem Usinger Land kamen bei dieser Frage sogar die Tränen. Sie hatte dem Mann 74 000 Euro und damit ihre Altersvorsorge anvertraut. "Dafür habe ich 30 Jahre gearbeitet", sagte sie. Glücklicherweise habe sie ihm nicht auch noch das Geld aus ihrer Lebensversicherung gegeben, wie er es ihr geraten habe.
Sie und ihr Mann hatten damals im Jahr 2016 durchaus überlegt, ob sie dem Mann vertrauen können. Sie sprachen ihn sogar darauf an: Er sei hoffentlich ehrlich und werde das Geld nicht verspielen, meinten sie zu ihm. Damit hatten sie letztlich sogar den richtigen Riecher gehabt. Denn der heute 43-Jährige ist spielsüchtig. Zwar scheint er auch auf großem Fuß gelebt, den Großteil seiner Beute jedoch vor allem in Spielcasinos verzockt zu haben.
Sollte er verurteilt werden, erwartet den Familienvater eine mehrjährige Haftstrafe. Im Gefängnis lebt er jetzt schon, er sitzt eine zweijährige Haftstrafe ab - ebenfalls wegen gewerbsmäßigen Betrugs. An seinem früheren Wohnort in einem anderen Bundesland hatte er mit der gleichen Masche wie nun in Hessen von Ehepaaren in der Nachbarschaft weit über 100 000 Euro erbeutet. Diese hatten sich teilweise selbst verschuldet, um dem Mann das Geld angeblich für gute Geschäfte geben zu können.
Damals bei dem Urteil im Jahr 2014 hätte er die große Chance gehabt, sein Leben zu ändern. Die Justiz gab ihm alle Möglichkeiten: Er erhielt letztlich nur eine Bewährungsstrafe, sollte wenigstens einen Teil des Geldes ratenweise an die geprellten Nachbarn zurückzahlen und sich therapieren lassen. Doch er zahlte nur wenig zurück, die Therapie saß er ohne Nachzudenken ab - die Bewährung wurde schließlich widerrufen und er wurde im vergangenen November verhaftet.
Zu dieser Zeit war zudem längst bekannt gewesen, dass er nach dem Urteil so weiter gemacht hatte wie vorher und anscheinend ständig auf der Suche nach neuen Opfern gewesen war. Mehrere der Geprellten berichteten im Gericht, der Mann habe auch vielen anderen Leuten seine "Geschäfte" angeboten. "Vielleicht sind wir hier nur die Spitze des Eisberges", meinte einer von ihnen.
Das Urteil soll am heutigen Freitag verkündet werden.