Der Traum vom grünen Klassenzimmer: Was Petra Kaufmann aus Hunoldstal am Taunus liebt
Petra Kaufmann betreibt in Hunoldstal eine Gesundheitspraxis. Im Gespräch mit dem Usinger Anzeiger erklärt sie, was sie am Taunus so liebt.
Petra Kaufmann bietet auch tierunterstützte Begleitung für Kinder und Erwachsene an. Foto: Götz
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HUNOLDSTAL (mgö). "Was macht den Taunus so liebenswert?" Im Rahmen dieser Sommerserie des Usinger Anzeigers kommt heute Petra Kaufmann aus Hunoldstal zu Wort. Und weil sie in Hunoldstal eine Gesundheitspraxis führt und sozusagen nah am Krisen-Thema des Jahres 2020 ist, hat sie auch geich den "UA-Corona-Fragebogen" beantwortet.
Was macht den Taunus so liebenswert?
Als alte Westfälin wurde mir hier liebevoll eine neue Heimat angeboten. Was würde ich heute machen ohne Handkäs, grüne Sauce und Äppelwoi? Ich fühle mich hier zuhause, aber auch angebunden an die Welt.
Was macht den Taunus so lebenswert?
Ich liebe es, auf den Spuren der alten Kulturen zu wandeln, wie der Römer und Kelten. Unser unermessliches Grün, die frische Luft, unsere heimische Tierwelt und das wunderbare Fachwerk sind ganz wichtige Bausteine in meinem Wohlfühl-Leben.
Welches ist Ihr Lieblingsplatz im Taunus?
Ein Lieblingsplatz ist unsere überschattete Pergola und ein anderer Platz ist in Hunoldstal, ein uneinsehbarer Platz mit zwei ganz alten Eichen.
Was stört Sie hierzulande?
Ich würde mir lieber etwas wünschen. Es sollten in der Stadt wieder mehr Bäume gepflanzt werden und Sträucher und Kräuter für Bienen da sein. Einher geht das mit unseren Kindern. Ich hatte mal einen Jungen mit ADHS in Behandlung. Sein größter Wunsch war es, offene Klassenzimmer zu haben.
Mit mehr Bäumen und Grün. Da hätten die Kinder einen ganz anderen Bezug zum Sachkunde-Unterricht. Das fand ich beeindruckend.
Was wünschen Sie sich für die Region?
Eine bessere Infrastruktur. Das gerade Kinder und Jugendliche flexibel sind, überall hinzukommen.
Wen oder was vermissen Sie zurzeit in der Corona-Krise am meisten?
Meine Mutter. Sie lebt in Nordrhein-Westfalen. Mit 76 Jahren hat Sie sich aber von Covid-19 nicht unterkriegen lassen. Das hat mich sehr beeindruckt.
Was werden Sie zuerst unternehmen, wenn Sie sich wieder frei von Einschränkungen bewegen können?
Persönlich fühle ich mich wenig eingeschränkt. Beruflich werde ich dann aber einen Kurs anbieten, den ich schon lange geplant habe: Philosophieren mit Kindern. Es ist so erstaunlich, was Kinder zu sagen haben, wenn man ihnen zuhört. Wie sagt schon Herbert Grönemeyer: Kinder an die Macht!
Wie halten Sie Kontakt zu den Menschen, die Ihnen lieb und wichtig sind?
Mit Telefon und Whatsapp, was auch gut funktioniert. Ich finde, man sollte im Herzen verbunden sein. Manche Familien wohnen nebeneinander und haben sich nichts zu sagen. Das ist sehr schade.
Wie hat sich Ihr Alltag durch Corona verändert?
Ich hatte eine Situation beim Einkaufen, da habe ich wirklich gedacht, dass ich träume. Wenn einem bewusst wird, durch Masken, Trennwände, Haltelinien und so weiter, dass das hier nicht mehr die alte Welt ist.
Welches Buch (welcher Film, welche Serie) hilft Ihnen in diesen Tagen durch ein Stimmungstief?
Fernsehen schaue ich kaum. Ich begeistere mich im Moment um die Lehren von Hildegard von Bingen. Äbtissin, Mystikerin und Gelehrte. Was sie schon alles wusste vor 800 Jahren. Gerade auch ihr Wissen um die Kräuter, den Körper und unser Leben.
Glauben Sie, dass unsere Gesellschaft sich durch die Pandemie verändern wird?
Auf jeden Fall. Man sieht, dass nichts mehr selbstverständlich ist. Alles kann passieren. Wichtig ist ein achtsamer Umgang. Umgang mit sich, mit anderen, mit der Natur und seinem Leben.