Dialogaktion zu Motorradlärm auf Feldberg: Der "größte Gegner" fehlte
Am Samstag fand auf dem Feldbergplateau eine "Dialogaktion" zwischen Bikefahrern und der Politik statt. Eigentlich sollte auch Olaf Gierke von der Feldberginitiative vor Ort sein, die sich gegen Motorräder dort ausspricht. Doch ausgerechnet er fehlte.
Von Michèle Götz
Von Links: Thomas Studansky (DEHOGA), David Frey (Rennleitung 110), Renzo Sechi (Freie Wähler Hochtaunus), Andreas Berens (b-now Schmitten), Bürgermeisterin Julia Krügers, Götz Rinn (FDP Oberursel) und Pressesprecher Jürgen Lindenkamp vom gastgebenden Verein Biker for Freedom sowie Rainald Mohr vom BVDM (nicht auf dem Foto) stellen ihre Sichtweisen zu drohenden Streckensperrungen nur für Motorräder auf dem Großen Feldberg im Taunus im Brennpunktdialog vor. Foto: Michèle Götz
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SCHMITTEN - Der Große Feldberg im Taunus gehört zu den Lieblingsstrecken der Motorradfahrer und ist deren Treffpunkt seit den legendären Feldbergrennen zur Kaiserzeit. Im letzten Jahrzehnt mehrten sich Unfälle und Lärm, sodass der Hochtaunuskreis 2019 zwei Versuchsstreckensperrungen im Mai und September in dem touristisch stark genutzten Areal durchführte, deren Auswertungen wegen der Corona-Pandemie noch nicht vorliegen. Um endgültige Sperrungen und Restriktionen nur für Motorradfahrer zu vermeiden, lud der Verein Biker for Freedom (BifF), der im vergangenen Jahr zu bundesweiten Demonstrationen aufrief, am Samstag zum Brennpunktdialog Motorradlärm Vertreter aus Politik und Verbänden auf dem Feldbergplateau ein. Zudem bedankte er sich bei Schmittens Bürgermeisterin Julia Krügers (CDU) für ihre Unterstützung. Entschuldigt hat sich Dr. Olaf Gierke von der Feldberginitiative Schmitten, die vornehmlich jene Lärmpausen fordert. Seine Abwesenheit bedauerte vor allem BifF-Pressesprecher Jürgen Lindenkamp: "Das ist extrem schade, da sie die größten Gegner in Schmitten sind." Norman Dießner von den Grünen kam ein wenig zu spät und mit Elke Barth von der SPD Hessen führte die BifF vorab erfolgreich ein Video-Meeting durch.
Der erste Vorsitzende Tom Wagner (BifF) betonte, dass nur im Dialog mit allen Betroffenen Lösungen zu treffen seien. Als erste Rednerin hieß Krügers rund 50 Motorradfahrer bei Eiseskälte herzlich willkommen: "Ich freue mich wirklich über jeden Gast bei uns, sei es auf dem Motorrad, mit dem Auto, zu Fuß oder auf dem Fahrrad". Da Schmitten nur eingeschränkt Maßnahmen gegen den Motorradlärm durchführen könne, freute sie sich riesig über den Dialog und versprach, die anwesenden Motorradvertreter David Frey von der Rennleitung 110, Rainald Mohr vom Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM) sowie die BifF an den "Runden Tisch" des Kreises einzubringen.
"Persönlich wünsche ich für uns alle eine freie Fahrt", sagte die Bürgermeisterin und bat die Motorradfahrer um Mitwirkung zur Lärmreduzierung, um das Ruhe-Bedürfnis der Anwohner in Einklang zu bringen. Renzo Sechi von den Freien Wählern Hochtaunus hat ein umfangreiches Konzept erarbeitet und befand, dass das Argument, nach dem Motorradfahrer mehr Unfälle als Autofahrer auf dem Feldberg verursachten, nur dann legitim vertretbar sei, wenn zugleich die Unfallschwerpunkte im Pkw-Verkehr für die Autos betrachtet würden. "Komischerweise kommt aber niemand auf die Idee, das Frankfurter Kreuz für Pkw zu sperren", so Sechi. Auf den Lärm bezogen meinte er, dass es "in Wirklichkeit nicht um Überschreitungen von Grenzwerten, sondern um subjektiv empfundenen Lärm" ginge. "Leider gibt es mehr als genügend Leute, die sich sogar vom Kinderlachen belästigt fühlen. Irgendetwas stört immer." Da es technische Lösungen gegen rücksichtslose Motorradfahrer gäbe, wehrte sich Sechi dagegen, die Unschuldigen in Sippenhaft zu nehmen: "Götz Esser und ich von der FWG-Fraktion laden die Kollegen vom Kreistag vor der Entscheidung, ob gesperrt oder reglementiert wird, als Sozia oder Sozius für einen Motorradausflug vom Landratsamt auf den Feldberg ein, um sich eine eigene Meinung zu bilden."
"Die FDP hat sich ganz klar gegen Sperrungen entschieden", sagte Götz Rinn von der FDP Oberursel, der direkt an der Hohemark wohnt und nach eigenen Angaben auch die nächtlichen Rennen von Sportwagenfahrern zu hören bekomme. "Es sollte Verkehrslärm heißen und nicht Motorradlärm", so Rinn, der seine Maßnahmen mit Rick Lowag von der Rennleitung 110 abstimmte (ein privat initiiertes Präventionsprojekt sportlich-motorradfahrender Polizeibeamter), dessen Mitglied David Frey die Sorgen der Polizisten vortrug, die an jedem schönen Wochenende Dienst schieben müssen. Durch die stark vermehrten Kontrollen in den beiden letzten Jahren erhielten die Beamten von allen Anwesenden ein fettes Lob, da diese Maßnahmen zu spürbaren Lärmreduzierungen führte. "Wir wünschen uns von der Politik aber auch, die Polizei zu stärken und nicht kaputt zu sparen", verlangte Rainald Mohr vom BVDM, "denn was vom Bundesrat gefordert wird, kommt einer Enteignung gleich".
Thomas Studansky von der DEHOGA wäre bei möglichen Wochenendfahrverboten und Streckensperrungen wie schon zuvor im Odenwald, erneut in Oberursel betroffen und warb für Verständnis der Anwohner, damit die Gastronomie und Hotellerie überleben kann.
Da sah Andreas Berens von der b-now Schmitten ganz anders. "Wir sind vor fünf Jahren auf die Hegewiese gezogen und wir wussten nicht, dass wir auf einer Rennstrecke leben. Wir haben alle traumatische Erlebnisse, weil es die Motorradfahrer zerlegte".
Weiterer Bericht über vorgeschlagene Maßnahmen- und Präventionsideen folgt.