Die Schmittener Bürgermeisterkandidatin Julia Krügers (CDU) im Gespräch mit Ärzten, Hebammen und Pflegekräften
Von red
Julia Krügers (rechts) im Gespräch mit den Hebammen Beate Eichel und Katrin Gröger (v. li.). Foto: Sophie Eichel
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SCHMITTEN - Eine gute Pflege und ärztliche Versorgung seien in der Gemeinde Schmitten auch in Zukunft dringend notwendig. Um sich ein Bild der aktuellen Situation zu machen, sprach Bürgermeisterkandidatin Julia Krügers (CDU) in den vergangenen Wochen mit Akteuren in der Gesundheitsbranche in Schmitten.
Schmitten unterversorgt?
Die gute medizinische Nahversorgung für die Bewohner in den neun Ortsteilen, mit kurzen Wegen und schneller Hilfe vor Ort, müsse auch in Zukunft sichergestellt werden. Seien bis vor einigen Jahren noch sechs Hausärzte im Ort tätig gewesen, so seien es aktuell noch vier. Gleichzeitig sei das Seniorenzentrum AGO in Schmitten eröffnet worden. Gut 90 Bewohner seien hier medizinisch zu versorgen. So hätten die verbleibenden Hausärzte alle Hände voll zu tun. Laut Kassenärztlicher Vereinigung Hessen (KVH) liege der fiktive Versorgungsgrad in Schmitten für gesetzlich versicherte Patienten mit den vier Hausärzten bei 75,88 Prozent. Damit wäre Schmitten unterversorgt. "Die Zahlen der KVH sind Stand 2018 und werden laut dem Büro in Frankfurt zum Ende des Jahres aktualisiert", sagt Julia Krügers. "Da die Einwohnerzahl in Schmitten gestiegen ist, gehe ich davon aus, dass sich der Versorgungsgrad noch verschlechtert hat", so die Bürgermeisterkandidatin.
Bei der Altersstruktur der Hausärzteschaft liege das Durchschnittsalter in Schmitten bei 56 Jahren, und damit über dem Durschnitt in Hessen und dem Hochtaunuskreis. "Ich werde mich aktiv einsetzen, einen oder alternativ zwei halbe KV-Sitze zusätzlich für Schmitten zu sichern und neue Ärztinnen und Ärzte zum Beispiel auch für eine künftige Nachfolge zu gewinnen." Krügers geht davon aus, dass in Zukunft junge Ärzte lieber in einem Medizinischen Versorgungszentrum angestellt sind und auch die Möglichkeit haben wollen, in Teilzeit zu arbeiten. "Auf der anderen Seite habe ich im Gespräch mit Dr. Regina Wahl in Niederreifenberg auch erfahren, dass die Verteilung von Hausärzten auf verschiedene Ortsteile gut wäre, denn wir müssen auch die Erreichbarkeit und kurzen Wege im Falle einer Krankheit im Auge behalten." Als Bürgermeisterin will sie hier mit den Ärzten ein Konzept erarbeiten.
Auch die Hebammen sind Teil der gesundheitlichen Versorgung. Beate Eichel sei aktuell die einzige aktive Hebamme, die sich in einem Umkreis von gut 20 Kilometern um die Beratung und Vorsorge, die Geburtsvorbereitung und -hilfe, sowie Nachsorge und Rückbildung für werdende Mütter und ihre Babys kümmert. Ihre Kollegin Katrin Gröger ist derzeit selbst in Mutterschutz. "Aktuell muss ich zwei bis drei Frauen pro Woche absagen", berichtet Beate Eichel. Da es in ganz Deutschland einen Mangel an Hebammen gebe, werde es schwer werden, hier eine weitere Hebamme für Schmitten und Umgebung zu finden. Wichtig sei den Hebammen eine Lösung für ein anderes Problem. Schmitten biete als einzige Gemeinde im Umkreis für junge Familien keine Windelsäcke an. "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Gemeinde in Zukunft junge Eltern mit einem kleinen Bonus für die Anschaffung von Stoffwindeln unterstützt. Obwohl diese gewaschen werden müssen, ist es insgesamt nachhaltiger, denn ein Baby braucht im ersten Jahr ansonsten gut 2500 Plastikwindeln", sagt Julia Krügers. Einen entsprechenden Antrag will Krügers in die Gemeindevertretung einbringen.
Das ambulante Pflegeteam Sandra Lederer GmbH mit Sitz in Hunoldstal mit insgesamt gut 25 Mitarbeitern betreue in Schmitten, Neu-Anspach, Usingen und Weilrod gut 100 Klienten in der Pflege, Hauswirtschaft und auch sozial. Darüber hinaus berät das Team nochmals gut 180 pflegende Angehörige. Neben der Parkplatzsituation im Gewerbegebiet bereitet dem Pflegeteam vor allem die geplante Sanierung und damit verbundene Vollsperrung der Hochtaunusstraße/L3025 zwischen Schmitten und Dorfweil in den Sommerferien 2021, 2022 und 2023 Sorgen. Es sei für die Gewährleistung der Pflege und Betreuung notwendig, eine Durchfahrtsmöglichkeit beziehungsweise Umleitung im Ort zu haben. Eine Sorge, die auch die Apotheke in Schmitten teilt. "Hier muss eine Lösung her", sagt Julia Krügers.