Lehrberufe in Zeiten von Corona: wie der Hunoldstaler Louis Götz seine Ausbildung trotzdem erfolgreich zu Ende bringt
Louis Götz macht gerade eine Ausbildung zum Lagerlogistiker. Als Louis damit begann, hatte noch keiner eine Ahnung, dass Corona kommt und alle Schulen geschlossen werden.
Von Michèle Götz
Louis Götz macht gerade eine Ausbildung zum Lagerlogistiker und hat dabei mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Foto: Götz
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HUNOLDSTAL (mgö). Angeblich gab es in Hessen noch nie so gute Abi-Noten. Einige meinen sogar, das liege am Covid-19-Bonus.
Aber wie sieht es mit den klassischen IHK-Ausbildungsberufen aus? Wie wurde dies in Corona-Zeiten gehandhabt? Der UA fragte Louis Götz aus Schmitten-Hunoldstal, der seine Abschlussprüfung als Fachkraft für Lagerlogistik normalerweise Ende April gehabt hätte. Den 20-Jährigen hat der Lockdown im April inmitten der Prüfungsphase voll erwischt. "Die Prüfungen wurden erst mal wegen der Corona-Pandemie abgesagt und dann in den Juni verschoben", erzählt der junge Lehrling, der für seine dreijährige Ausbildung in der Fabrik für Gießereibedarf Karl Schmidt in Schmitten noch bis zur praktischen Prüfung im August beschäftigt ist.
Zunächst sorgte die Verlegung der Prüfung um einige Monate für ein Aufatmen bei dem Azubi. "Die Verschiebung der schriftlichen Prüfung fand ich natürlich erst mal toll, weil mir der Druck genommen und mir mehr Zeit zum Lernen blieb", freute sich Götz damals. Aber dann stellte die Berufsschule in Oberursel Mitte März ihren regulären zwei-wöchentlichen Unterricht ein. Ein Schock für die Prüflinge und auch für Götz, der hoffte noch ein wenig mehr Wissen in so manchem "Bibberfach", wie beispielsweise Mathe, vermittelt zu bekommen. Erst Ende April nahm die Schule, in der Götz Stoff für die Prüfungen lernen konnte, für die Abschlussklassen wieder auf, wenn auch nur einmal wöchentlich. "Das war ein hin und her, aber ich war wirklich froh, dass der Unterricht wieder stattfand, weil er ja gerade in den letzten Wochen vor der Prüfung so wichtig ist", sagte Götz. "Eigentlich hätte ich auch Nachhilfeunterricht in Mathematik im Förderbereich der Agentur für Arbeit in Bad Homburg gehabt, aber der fiel leider während der Corona-Pandemie aus", bedauerte er.
Also übte seine Oma mit ihm das Berechnen von Lagerkennzahlen, Maße und Gewichte, Verteilungsrechnen, Prozent und Dreisatz. Meist am Wochenende, da der junge Mann außer am Unterrichtstag täglich arbeitete. Als der Prüfungstermin immer näher rückte, fragte ihn die Mama abends ab. Und auch seine Schwester half und fragte Dinge, von der sie selbst keine Ahnung hatte. Denn wer wüsste schon, was beispielsweise die Klausel CIF bedeutet? (Es steht für Cost, insurance, freight - ein vereinbarter Bestimmungshafen).
Die Uhr allerdings tickte, irgendwann stand der Termin der schriftlichen Abschlussprüfung bei der IHK in Frankfurt am Main im Juni fest. Je näher er rückte, desto mehr stieg bei allen Beteiligten die Nervosität. "Ich war mir gar nicht mehr sicher, ob mein Lernen reichte. Und hatte so Bammel vor der Prüfung", gestand der Azubi. Mit einem ganz flauen Gefühl reiste er mit der Bahn nach Frankfurt, um sich den ersten schriftlichen Prüfungen zu stellen. Natürlich mit Mund-Nasen-Bedeckung, die er während der Prüfung abnehmen durfte. Vor lauter Nervosität konnte er auch am zweiten Prüfungstag kaum etwas essen oder trinken. "Das ist katastrophal verlaufen", so sein Gefühl, "vor allem in WiSo". Als die IHK am 15. Juli jedoch die schriftlichen Ergebnisse online stellte, war aber alles vergessen. "Ich habe es geschafft!", jubelte der angehende Lagerlogistiker, der jetzt mit einem guten Gefühl seiner praktischen Prüfung entgegensieht. Der UA drückt natürlich die Daumen!