Roland Nöll (CDU) befürchtet hohe Verluste im Gemeindewald Schmitten
Vor dem Hintergrund der neuen Vorgaben für die Holzvermarktung ist erneut Kritik an der Arbeit von Hessen-Forst im Schmittener Gemeindewald laut geworden.
Von red
Bislang hat Hessen-Forst den Wald in Schmitten bewirtschaftet und auch den Holzverkauf gemanagt. Die Vermarktung muss der Staatsbetrieb im nächsten Jahr abgeben. Heimische Kommunen wollen sich zusammentun und arbeiten an einem neuen Konzept.
(Foto: Archiv/Hessen-Forst)
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SCHMITTEN - Alle Gemeinden diskutieren derzeit über die Neuordnung der Waldbewirtschaftung, weil das Bundeskartellamt die Monopolstellung von Hessen-Forst bezüglich der Holzvermarktung untersagt hat. Eine Entscheidung über das Erbringen von Dienstleistungen wie zum Beispiel die Vorbereitung der Bestände, den Holzeinschlag und die Holzrückung wurde wegen eines Verfahrensfehlers vorerst gestoppt. Nun diskutiert gerade die Stadt Neu-Anspach, ob sie den Weg einer eigenen Beförsterung gehen soll und ob das Modell Hessen-Forst für die Zukunft überhaupt noch Sinn macht.
Vor diesem Hintergrund hat der Ex-CDU-Gemeindevertreter Roland Nöll daran erinnert, dass er seiner Fraktion bereits vor eineinhalb Jahren empfohlen habe, sich frühzeitig mit dem Thema zu beschäftigen. Nach einem Gespräch mit dem Hessischen Waldbesitzerverband und dem Rat, ein externes Gutachten einzuholen, wurde von der Koalition aus CDU/FWG ein entsprechender Antrag eingebracht, so zu verfahren. "Das externe Gutachten war für Hessen-Forst vernichtend", so Nöll. Trotz dem von Hessen-Forst vorgelegten Forsteinrichtungswerk, das den Ist-Zustand und den forstlichen Verlauf der nächsten zehn Jahre beschreibt, fehlten zehn bis fünfzehn Prozent der Brotbaumart Nadelholz, das für jede Gemeindekasse das zukünftige k.o. bedeutet. Nöll: "Wir sitzen auf 275 ha Fichten-Stammholz, das 175 bis 200 Jahre alt ist. Das Holz ist nur noch mit hohen Abschlägen zu verkaufen und wird durch seinen hohen Anteil an Rotfäule entwertet."
Wenn man bedenke, dass die Umtriebszeit bei Fichte zwischen 70 und maximal 100 Jahren liege, werde bei Hessen Forst schon länger geschlafen. Hinzu komme der "unkontrollierte Zuwachs der Buche" mit einer Umtriebszeit von 140 bis 180 Jahren. Nöll: "Das zweite k.o. für jede Gemeindekasse.
Das Gutachten nenne noch weitere Ungereimtheiten. "So sind im Schmittener Gemeindewald an die zehn Millionen Euro Schäden entstanden, weil nur ganz wenige im Thema Sach- oder Fachkenntnis haben und Hessen-Forst die Problemzonen weder im Forsteinrichtungswerk noch gegenüber den beratenden Gremien der Gemeinde Schmitten angesprochen oder zur Kenntnis gegeben hat", meint der Gemeindevertreter. Zur fachkundigen Beurteilung rate er jeder Kommune, auch ein externes Gutachten einzufordern und den Ist-Zustand der waldbaulichen Schäden der letzten Jahrzehnte zu überprüfen. Allerdings stehe jetzt schon fest: Hessen-Forst habe seine Preise um 4,2 Prozent erhöht (Grundlage sei die Waldfläche einer Gemeinde) obwohl durch den Wegfall der Holzvermarktung künftig nur noch 70 Prozent der Leistung erbracht würden. Dadurch sei dann jede Kommune, die keine eigenen Wege gehen möchte, gezwungen, einer Holzvermarktungsgesellschaft beizutreten. Da diese keine Wohlfahrtsverbände seien,würden Provisionen von zirka fünf Euro pro Festmeter fällig. Nöll: "Im Falle Schmitten mit einem regulären Einschlag von Zehntausend Festmeter sind die ersten fünfzigtausend Euro weg." Wenn man beide Beträge zusammenzähle, könne man je nach Größe der Waldfläche einen Betrag von Hunderttausend Euro (nach oben offen) ansetzen. "Welche Gemeinde kann sich das noch leisten?"
Nach der Vorstellung des von Nöll angeführten Gutachtens in den parlamentarischen Gremien in Schmitten hatte Hessen-Forst die Kritik an der Arbeit des Staatsbetriebes nicht gelten lassen. Es blieb allerdings eine Verunsicherung der Gemeindevertretung.