Saalburgpreisträger Wolfgang Ettig (Treisberg) veröffentlicht sein siebtes heimatgeschichtliches Buch
Mit dem Band "Der Pferdskopf (Turm)" hat Saalburgpreisträger Wolfgang Ettig sein siebtes heimatgeschichtliches Buch veröffentlicht.
Von Kurt Hoeppe
Autor Wolfgang Ettig im Archiv.
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TREISBERG - Eigentlich hatte der Usinger Anzeiger vor, das Jubiläum im Rahmen der Serie "UA damals" zu würdigen. Doch dann bot sich der emsige Regionalforscher Wolfgang Ettig an, für die Heimatzeitung einen eigenen Beitrag über das 125-jährige Bestehen des vom Taunusklub auf 662,6 Metern Höhe errichteten Aussichtsturmes auf dem Hausberg der Treisberger zu schreiben. Da sagt man nicht nein, denn zum einen wohnt Ettig seit Jahren in Treisberg, zum anderen hat er als Betreuer des Ortsarchivs Zugriff auf unzählige heimatgeschichtliche Zeugnisse und legt als Geschichtssüchtiger sozusagen ständig Materialsammlungen zu besonderen Themen an. "Und wenn ich an einem Thema dran bin, tut sich immer schon das nächste auf", schildert er im Gespräch mit dem UA schmunzelnd, warum aus dem für den Juni geplanten Bericht ein ganzes Buch wurde, das im September dieses Jahres erschien und die Liste seiner heimatgeschichtlichen Publikationen mit "Der Pferdskopf (Turm) im Taunus" um den siebten Band erweitert - mit der Geschichte und Geschichten der besonderen Erhebung im Schatten des Großen Feldbergs, einmal mehr fundiert recherchiert und unterhaltsam sowie mit einer Prise Humor geschrieben, was gerade Laien den Zugang zur Heimatgeschichte so sehr erleichtert.
Am 30. Juni 1895 als 15 Meter hoher eiserner Aussichtsturmes eingeweiht, steht der Besucher heute an gleicher Stelle auf einem 34 Meter hohen Holzturm und genießt den Blick in die Weiten der Taunuslandschaft. Unter ihm breitet sich historische Erde aus, geschichtsträchtig zwar, aber lange mit vielen Fragezeichen versehen. Einer, der erstmals tief sowohl in den Boden als auch in die Geschichte des 1272 erstmals urkundlich erwähnten Orts eintauchte, war der als "Hüter des Pferdskopfs" charakterisierte Heinrich Hasse (1875-1955), der als Ingenieur bei MAN in Mainz arbeitete und als Pensionär in den Taunus kam. Ettigs Buch schildert die Bemühungen des Wahl-Treisbergers zum Erhalt des langsam verrostenden Aussichtssturmes sowie Hasses archäologische Arbeit in den 1940er-Jahren, in deren Rahmen der Dauergast der Pension Sachs-Habig zwar nicht die erhofften Überreste keltischer Siedlungen oder gar einer Burg dokumentierte, aber doch Mauern kartierte, die die frühere landwirtschaftliche Nutzung des Geländes belegten.
Neben dem Tourismus, der sich in Treisberg nicht zuletzt der Arbeit des Taunusklubs wegen zeitweise prächtig entfaltete und den Ettig lebendig schildert, war es die Holzwirtschaft, die den Bewohnern zu einigem Wohlstand verhalf. Legendär erscheint die (wahre) Geschichte, als nach einem Windwurf in den 1950er-Jahren so viel Holz verkauft werden musste, dass die Gemeinde ihren Dorfbewohnern 23 nagelneue Kühlschränke spendieren konnte.
Kühlschrank für jeden
So schützenswert das Areal rund um den Pferdskopf auch immer galt - die Militärs machten vor der herrlichen Natur nicht halt: Der Autor berichtet von den Kaisermanövern vor dem Ersten Weltkrieg, den Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs und den Manövern während des Kalten Kriegs. Da darf ein Kapitel über die Windkraft sowohl in der Wilhelminischen Epoche als auch nach der Jahrtausendwende nicht fehlen, als sich die Treisberger erfolgreich gegen die "Verspargelung" ihrer Heimat wehrten. Es sind selbstbewusste Menschen, die hier wohnen - wovon auch die Geschichten von den Einsiedlern und Künstlern Josef Schmitt und Udo Schmitt zeugen- wobei auch unscheinbare Wesen wie der Alpenstrudelwurm und der Grundwasserfloh zum Erhalt des Pferdskopfes in seiner jetzigen liebenswerten Form beitragen sollten. Das starke Stück Heimatgeschichte mit auf 176 Seiten mit 138 Abbildungen (ISBN978-3-924862-53-4) gibt es für 17,90 Euro in der Buchhandlung Weddigen/Neu-Anspach, in der Bücherstube Kinkel /Schmitten, aber auch über das Internet oder direkt bei Wolfgang Ettigs Verlag Tengu-Publishing (Leiweg 22 in Treisberg, Tel. 06084/959899, E-Mail kontakt@tengu-publishing.de).
Der Autor
Wolfgang Ettig, Jahrgang 1954, wuchs im Hunsrück auf. Nach dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens in Saarbrücken war er zunächst im kaufmännischen Bereich tätig. Seit 1983 lebt und arbeitet er im Taunus. Durch seine Affinität zu Japan gründete er in den 1990er Jahren einen Verlag und publiziert und schreibt seither Titel zur Kulturgeschichte Japans.
Wolfgang Ettig ist Mitglied in diversen Heimat- und Geschichtsvereinen im Usinger Land sowie Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Geschichts- und Heimatvereine im Hochtaunuskreis. Als aktiver Heimatkundler verfasste er zahlreiche Aufsätze (zu finden online unter https://www.mein-treisberg.de/heimatverein/treisberger-ortsarchiv/ ) und bislang sieben Bücher über regionalgeschichtliche Themen (die Uznamen-Bücher "Hinner de Hecke" und "Vor de Höh", "Badespaß im Usinger Land", "Kinos - Häuser der Träume", "Das runde Leder" und "Die Treisberger Ofenplatte"). Seine Hauptinteressensgebiete sind die Sozialgeschichte im Usinger Land und die Brauchtumskunde. Zudem beschäftigt er sich mit der Erforschung der historischen Bedeutung der ehemaligen Landsteiner Wallfahrtskirche für die Region. Er betreut im Heimatverein Treisberg e.V. das Ortsarchiv und zeichnet verantwortlich für bislang zehn Ausstellungen in der Alten Schule in Treisberg zu unterschiedlichen Themen (https://www.mein-treisberg.de/heimatverein/treisberger-stubb/).
Ettig wurde in diesem Jahr mit dem Saalburgpreis für Geschichts- und Heimatpflege des Hochtaunuskreises ausgezeichnet.