Die Hebammen Beate Eichel (von links), Johanna Schmidt mit David, Eva Glave und Annina Studer setzen sich für die Zukunft ihres Berufes ein. Foto: Götz
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ARNOLDSHAIN - (mgö). Zum Internationalen Hebammen-Tag am 5. Mai gingen nur wenige Hebammen auf die Straße, um sich zu wehren. In Schmitten-Arnoldshain rief die freiberufliche Hebamme Beate Eichel zu einem Streik auf, um Eltern, Politikern und Krankenkassen die Augen zu öffnen, da sich die Situation in der Geburtshilfe in Deutschland dramatisch zuspitze. Immer mehr Kliniken schließen ihre Kreißsäle, Frauen müssen teils lange Wege auf sich nehmen, um ihre Kinder zu gebären. Weiterhin sind Hebammen gesetzlich verpflichtet, ihre Berufstätigkeit durch eine zuletzt deutlich gestiegene Berufshaftpflichtversicherung abzusichern. Und es gibt noch mehr Probleme. „Über 70 Prozent der etwa 23 000 Hebammen in Deutschland arbeiten freiberuflich für 7,50 Euro pro Stunde“, klagt Eva Glade, die im Frankfurter Nordend ihre eigene Praxis führt. Dabei kümmert sich die Hebamme als direkte Ansprechpartnerin um alle Fragen rund um die Vor- und Nachsorge von Mutter und Kind, jedoch nicht um die eigentliche Geburt selbst. Das können sich viele nämlich gar nicht leisten, da Hebammen, die direkt bei der Entbindung helfen, ab Juli über 7000 Euro jährlich an Prämie zahlen müssen. Zwar übernehme die Krankenkasse einen Teil, aber „es reicht hinten und vorne nicht“, meint auch Annina Studer aus Rosbach, die als Hebamme im Bürgerhospital Frankfurt arbeitet.
Studer lernte Beate Eichel aus Arnoldshain in Gießen bei der gemeinsamen Ausbildung kennen, seither setzen sie sich für die Rechte der Frauen ein. Wie die Elterninitiative www.mother-hood.de informiert, sinken die Sätze, mit denen die Krankenkassen die Hebammenleistungen bezahlen, kontinuierlich. Zudem verhindere die Pauschalvergütung bei Geburten in Kliniken eine angemessene Bezahlung von Betreuungsleistungen. Bezahlt werden vor allem medizinische Eingriffe, die interventionsfreien Geburten bringen kaum Geld. Viele Klinikhebammen geben ihren Beruf wegen wachsender Arbeitsbelastung, Personalmangel und schlechter Vergütung auf. Eichel muss aufgrund von Überlastung drei bis vier Frauen wöchentlich absagen, Glave in Frankfurt sogar drei bis vier am Tag. „Vielen ist einfach nicht bewusst, welche Folgen so etwas haben kann“, so Eichel.
Die Hebammen fordern – nach dem Vorbild der Niederlande – die Einführung eines Haftungsfonds, der ab einer bestimmten Schadenssumme greift. „Wenn uns nicht geholfen wird, höre ich auf“, weiß Glave nicht mehr weiter. Dabei wollen die Hebammen den Müttern ja weiterhin zur Seite stehen und erste Ansprechpartnerin sein, wenn die Übelkeit zunimmt, der Blasensprung überrascht, das Baby unentwegt schreit oder die Milch nicht fließen will.