Zweiter Bürgerdialog in Schmitten erarbeitet Perspektiven für Integrationsarbeit
Perspektiven und Wertschätzung für das ehrenamtliche Engagement in der Integration von Geflüchteten brachte der zweite Bürgerdialog in Schmitten. Bürgermeisterkandidat Hans Kurdum forderte einen fest angestellten Integrationsbeauftragten und wurde von seiner Mitbewerberin Julia Krügers unterstützt.
Von Birgit Schweitzer
In allen Arbeitsgruppen wird intensiv überlegt und diskutiert. Fotos: Schweitzer
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SCHMITTENBeim zweiten Schmittener Bürgerdialog am Samstag im Haus Wilina in Dorfweil ging es um die Integration von Geflüchteten. Der Schmittener Bürgerdialog war organisiert worden von der Volkshochschule Hochtaunus mit dem ver.di Bildungswerk Hessen im Rahmen des vom Land Hessen geförderten Projektes "Gut leben und arbeiten im Hochtaunuskreis". "Wir wollen dabei nicht nur kritisch sein, sondern auch wertschätzen, was bisher geleistet wurde", sagte Carsten Koehnen, Leiter der VHS. So wurde einleitend von Moderatorin Rita Wunsch Ilona Fritsch-Strauß vom Freundeskreis Asyl interviewt, die 2013, damals noch in der Funktion der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, die ersten Flüchtlinge, die in die Familienferienstätte Dorfweil untergekommen waren, begrüßen wollte, und sofort in akute Hilfeleistungen eingebunden war. Ähnlich erging es Volker Lehwalder, der seine Einliegerwohnung an eine syrische Familie vermietet, die er bei einem Nachmittagskaffee bei Freunden kennengelernt hatte. "Viel geht über persönlichen Kontakt", berichtete Ilona Fritsch-Strauß, die sich dafür einsetzte, mehr Paten für Flüchtlinge zu finden. "Menschen, die eng betreut werden, schaffen es hier, denn die sprachlichen und bürokratischen Hürden sind hoch."
25 Bürgerinnen und Bürger, ehrenamtlich Tätige und Flüchtlinge sowie die beiden Bürgermeisterkandidaten diskutierten anschließend über Handlungsbedarfe. Nachdem in einer ersten Runde Themen vorgeschlagen wurden, kristallisierten sich vier Schwerpunkte heraus, die in Arbeitsgruppen konkreter beleuchtet wurden. Am Ende des Prozesses wurden die Ergebnisse vorgestellt. Hans Kurdum, freier Bürgermeisterkandidat mit Rückhalt aus der FWG, lehnte sich weit aus dem Fenster und forderte als Fazit aus seiner Arbeitsgruppe: "Die Gemeinde Schmitten übernimmt die Verantwortung für eine erfolgreiche Integration mit sofortiger Wirkung", dies in Form einer Vollzeitstelle einer bzw. eines Integrationsbeauftragten. "Bürgermeister, Gemeindevorstand und -vertretung beschließen im Haushalt diese Stelle". Julia Krügers, die für die CDU zur Bürgermeisterwahl antritt, stimmte den Aussagen mit eifrigem Nicken zu. Hintergrund für diesen dringenden Bedarf sei die Überbelastung der in der Flüchtlingshilfe ehrenamtlich Tätigen.
Überbelastung
Julia Krügers stellte die Ergebnisse der Arbeitsgruppe "Freundschaften" zwischen Bürgern und Flüchtlingen vor. Solche förderten auch die sprachlichen Kompetenzen. Sie schlug neue Veranstaltungen vor, ein Picknick mit Musik und ein Speed-Cooking, bei der eine Schmittener Familie eine Familie zum Kochen in ihre Küche einlädt, "um Kontakte auf die alltägliche Ebene zu bringen." Auch ein Internetzugang zum Kontakthalten und für Verabredungen sei wichtig.
Sonja Fladung, Leiterin des Kindergartens in Schmitten, machte auf Hürden aufmerksam, auf die junge Familien treffen und forderte Integrationslotsen für Kindergärten und Schulen. Als konkretes Beispiel nannte sie die Einführung der Masernimpfpflicht ab März, die aufgrund der Sprachbarriere nicht vermittelt werden könne. Dolmetscher bei Gesprächen oder zumindest die Übersetzung von Informationsmaterialien wären hilfreich. Ohne gute Sprachfähigkeit gelänge keine Integration auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft, hatte sich die Arbeitsgruppe "Sprache" auf die Fahnen geschrieben, deren Ergebnisse Karla Kamps-Haller und Alexander Wolf präsentierten. Neben der genannten Integrationsfachkraft empfahlen sie das Angebot von Sprachcafés und -tandems sowie auch Nachhilfe für Flüchtlinge in Ausbildungen, da diese Schwierigkeiten mit der Fachsprache hätten. Thomas Markhof vom ver.di Bildungswerk Hessen zeigte sich begeistert von den Ergebnissen. "Schauen wir, was am Ende letztendlich dabei herauskommt", richtete er sich insbesondere an die Bürgermeisterkandidaten.