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Schmittener Busunternehmer berichtet von Flüchtlingsfahrten

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Busunternehmer Michael Gutacker war zum zweiten Mal in Polen, hat Hilfsgüter des Hochtaunuskreises mitgenommen und ukrainische Flüchtlinge hierher geholt. © Red

Busunternehmer Michael Gutacker (Oberreifenberg) berichtet von seinen Fahrten an die Grenze, um Geflüchtete aus der Ukraine abzuholen. Hier lauern offenbar auch Menschenhändler...

Schmitten. »Aus dem Auftrag wurde eines Herzenssache«, sagt Michael Gutacker. Der Busunternehmer aus Oberreifenberg war bereits zwei Mal mit einem seiner Reisebusse und einem weiteren Fahrer in Polen, hat Hilfsgüter des Hochtaunuskreises abgegeben und jeweils 48 ukrainische Flüchtlinge an der Grenze abgeholt.

Wie Andrea Nagell von der Kreispressestelle mitteilt, ist die Spendenbereitschaft für Ukraineflüchtlinge ungebrochen, und es wurde immer schwieriger, genügend Lastwagen zu bekommen, um die Hilfsgüter schnell nach Polen zu bringen.

Kreis organisiert Dolmetscher

So war Gutacker beauftragt, eine Fahrt zu übernehmen. Der vom Kreis organisierte Dolmetscher hat an der Grenze Kontakte zur polnischen Polizei und den Hilfsorganisationen geknüpft und geklärt, wer mitkommt. »Auf der Fahrt sind uns über 40 deutsche Busse begegnet, die wie wir einfach nur helfen«, berichtet Gutacker kurz vor der zweiten Abfahrt. Inzwischen ist nämlich #helpbus aktiv geworden unter dem Motto »Busfahrer wollen Flüchtlingen helfen«. »Die Luft, die ich gerochen habe, und das, was ich an der Grenze gesehen habe, das kann sich kein Mensch vorstellen«, beschreibt Gutacker seine Eindrücke.

»Da waren auch offensichtlich Menschenhändler unterwegs, die gezielt junge Frauen angesprochen haben«, stellt er fest. Was mit der jungen Mutter mit Baby passiert ist, die schon im Bus saß, ausgestiegen ist und nicht gefunden werden konnte, weiß er nicht. »Wir konnten nicht länger warten und mussten ohne sie abfahren.«

Nach der ersten Fahrt ließ sich Gutacker nur die Betriebskosten für den Bus erstatten. Für eine Tour braucht er rund 700 Liter Diesel. Außerdem stellte er sich für eine weitere Fahrt zur Verfügung und hatte auch schon Fahrer, die wie er wieder auf ihren Lohn für die über 2600 Kilometer lange Fahrt verzichten. Vor der Abfahrt um 3 Uhr in der Nacht waren noch in Bad Homburg die Hilfsgüter des Kreises abzuholen. Diese wurden im Gepäckraum, auf den Sitzen und in den Gängen verstaut.

Seine Frau Jasmin Gutacker hatte mit weiteren Mitarbeitern für die Rückreise für jeden Geflüchteten aus Spenden aus der Bevölkerung Versorgungs- und Hygienepäckchen zusammengestellt.

An Bord waren auch Getränke, Würstchen zum Heißmachen, Babybreie und ein zusätzlicher Wasserkocher. Außerdem von einem Elektrohändler gespendete Powerbanks, damit die Ukrainerinnen ihre Handys, die einzige verbliebene Kontaktmöglichkeit zu ihren Familien, aufladen konnten.

Man will einfach helfen

Beim Zwischenstopp übergab Gutacker bei Krakau die Hilfsgüter, war mit dem Bus planmäßig gegen 11 Uhr in Przemysl, wo die Kollegen von #helpbus warteten. »Anders als bei der ersten Fahrt wissen wir jetzt schon vorher, wer mit dem Bus zu uns kommt«, so die Kreispressesprecherin. An der ukrainischen Grenze nahm der Bus 48 Flüchtlinge auf, darunter 25 Kinder. Die kamen um 6 Uhr morgens am Landratsamt an, wo es vor der Registrierung ein Frühstück gab.

Für Gutacker und seine Fahrer soll das nicht die letzte Fahrt nach Polen gewesen sein. »Wir werden voraussichtlich mehrmals noch an die Grenze fahren, wir wollen einfach helfen«, kündigt er an. Wer für die inzwischen in verschiedenen Unterkünften angekommenen Geflüchteten spenden will, sollte sich an den Hochtaunuskreis wenden. Informationen gibt es unter ukraine@hochtaunuskreis.de oder Telefon (0 61 72) 9 99 49 94.

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