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Aus dem Taunus in die ganze Welt

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Von: Sabine Neugebauer

Nachdem die Buchenstämme geschält wurden, wird das Furnier zunächst auf Rollen in zwei unterschiedlichen Qualitäten aufgewickelt.
Nachdem die Buchenstämme geschält wurden, wird das Furnier zunächst auf Rollen in zwei unterschiedlichen Qualitäten aufgewickelt. © SABINE NEUGEBAUER

Wie und wo heimische Bäume zu wertvollem Furnier verarbeitet werden

Usinger Land -Die „Sahnestücke“ des Taunus-Holzes gehen nach Laubach am Rand des Vogelsbergs. Das berichtet Marc Humez von der Holzagentur Taunus. Und diese „Sahnestücke“, das sind dicke Buchenstämme in A-Qualität. Etwa 200 bis 400 Festmeter davon vermittelt die Holzagentur pro Jahr an das Furnierwerk Laubach, in diesem Jahr waren es bereits 150 Festmeter, einige Stämme davon aus dem Weilroder Forst. Ein anderer Teil geht an das Furnierwerk Mittenaar, der zweite von insgesamt vier solcher Betriebe in Deutschland.

Jetzt besichtigte Humez erstmals selbst diese Art der Weiterverarbeitung beim Furnierwerk Laubach. Philip Graf Reuttner, geschäftsführender Gesellschafter, hat das 1965 erbaute Werk im Jahr 2008 übernommen, kurz vor der Weltwirtschaftskrise. „Das Werk liegt in einem der besten Rotbuchengebiete“, lobt er den Standort. Und die Rotbuche ist für diese Art der Weiterverarbeitung und Nutzung die beste Holzart. In den Anfangsjahren sei das Werk ein Zulieferbetrieb der Firma Sommer Formteile, Plüderhausen, gewesen, berichtete Graf Reuttner. Später habe man sich eigene Kunden gesucht, zunächst vielfach in Skandinavien. Aber jetzt liefere man die Furniere in die ganze Welt, beispielsweise in die USA, nach Japan oder sogar Neuseeland. Das Material wird nicht nur im Form-Möbelbau verwendet, sondern findet auch im Transformatorenbau Anwendung, wo die Isolatoren aus Kunstharz-Pressholz hergestellt werden. Der Markt dafür sei groß, denn jedes Windrad benötige Trafos, so Graf Reuttner.

Für Möbel-Bau, aber auch Industrie-Einsatz

Auch in der thermischen Isolation komme dieses Material zum Einsatz, beispielsweise bei Flüssiggastankern, wo das Gas bei minus 200 Grad transportiert wird. Ein anderer Absatzmarkt ist die Automobilindustrie, die die Furnierplatten in Verbundmaterialien beispielsweise in den Böden von Kleintransportern einsetzt.

Matthias Wieser, Mitglied der Geschäftsleitung, übernahm die Werksführung im Außenbereich. Nicht nur aus dem Taunus, sondern auch aus anderen hessischen Wäldern werden die Stämme angeliefert und zunächst auf dem Lagerplatz nach Längen sortiert. Dabei erhalte jeder Stamm eine eigene Werksnummer, die angibt, er nach PEFC oder FSC zertifiziert ist; nicht zertifiziertes Holz wird hier nicht verarbeitet.

Im Sommer werden die Stämme über eine Berieselungsanlage bis zur Weiterverarbeitung feucht gehalten. Mit dem Kran werden die Stämme dann zunächst in die Dämpfungsgruben gehoben, wo sie zwei bis drei Tage in Wasserdampf gekocht werden, damit das Holz für die anschließende Verarbeitung geschmeidiger wird. Anschließend werden gerissene Teile der Stämme oder die mit S-Haken versehenen Stücke abgeschnitten und zu Brennholz verarbeitet. Dann werden die Stämme auf eine bestimme Länge geschnitten und entrindet. Produktionsleiter Erik Manukian führte durch die Verarbeitungshalle, wo diese Stammstücke in die Schälmaschine laufen. Je nach Bedarf werden 0,4 bis 2,5 Millimeter dicke Furniere abgeschält. Ein Mitarbeiter an der Maschine entscheidet nach Sicht, wann das Abschälen der A-Qualität beendet wird und die B-Qualität aus dem Kern folgt.

Das noch nasse Furnier wird dann bei 280 Grad getrocknet. Das trockene Furnier wird mit der Clipper-Maschine automatisch in zwei verschiedene Größen geschnitten. Mit Hilfe eines Kamerasystems werden die Furnierstücke nach Qualität sortiert und Ausschuss herausgeschnitten. Die schmalen Furnierstücke werden zu größeren zusammengeleimt. So werden im Furnierwerk Laubach täglich im Zwei-Schicht-Betrieb 30 bis 40 Kubikmeter Furniere hergestellt. Die anfallenden Holzreste werden im betriebseigenen Heizwerk verwertet. Mit der Abwärme wird halb Laubach mit Fernwärme versorgt. Künftig soll die bei den Trocknungsprozessen anfallende Abwärme über eine OCR-Turbine zur Stromerzeugung genutzt werden, so dass das Furnierwerk CO2-neutral arbeiten wird. VON SABINE NEUGEBAUER

Philip Graf Reuttner (rechts), geschäftsführender Gesellschafter, und Matthias Wieser, Mitglied der Geschäftsleitung, sind stolz auf ihre Produkte und planen eine Anlage zur Kraft-Wärme-Kopplung zur Nutzung industrieller Abwärme.
Philip Graf Reuttner (rechts), geschäftsführender Gesellschafter, und Matthias Wieser, Mitglied der Geschäftsleitung, sind stolz auf ihre Produkte und planen eine Anlage zur Kraft-Wärme-Kopplung zur Nutzung industrieller Abwärme. © SABINE NEUGEBAUER
Aus dem Lager werden die Stämme zunächst in die Dämpfungsgrube gehoben.
Aus dem Lager werden die Stämme zunächst in die Dämpfungsgrube gehoben. © SABINE NEUGEBAUER
Die Stämme werden auf eine Länge geschnitten und entrindet.
Die Stämme werden auf eine Länge geschnitten und entrindet. © SABINE NEUGEBAUER

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