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Bürgerin fordert Gleichbehandlung

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Von: Andreas Burger

Nach der Fällung der Tannen war der Grünstreifen lange Zeit eine Wüste.
Nach der Fällung der Tannen war der Grünstreifen lange Zeit eine Wüste. © bur

Stadt mahnt wegen privater Hecke, aber die öffentliche Grünfläche ist Anwohnern zu ungepflegt

Der Bericht über die Neugestaltung der öffentlichen Beete im Wohngebiet Schleichenbach II hat Folgen. Denn da gibt es schließlich auch noch ein Wohngebiet Schleichenbach I - und da ist längst nicht alles bei den öffentlichen Flächen so, wie es sein könnte. Dabei geht es nicht um die kleinen Pflanzinseln entlang der Straße, denn die sind sozusagen nicht mehr zu retten, was eine andere Bepflanzung angeht.

Die fast 30 Jahre alten Bäume haben sich ihren Weg gebahnt, die Wurzeln ragen über den Boden hinaus. Und heben teils auch die Gehwege an - Bausünden vergangener Zeiten, als man den Wurzeln nicht mit technischen Einrichtungen wie Sperren Einhalt gebot.

Nein, was eine Anwohnerin ärgert - und nicht nur sie, wie sie betont - ist das Messen mit zweierlei Maß, in zweierlei Hinsicht.

Aufforderung vom Ordnungsamt

Ulrike Walter wohnt am Ende der Emminghausstraße, sozusagen mit Anschluss ans neue Wohngebiet. Als Schleichenbach I entstand, war entlang der oberen Grenze ein Grünstreifen zu finden, der auf einem Schotterweg und zwischen vielen Büschen und Bäumen zum Lustwandeln einlud. In der Zwischenzeit haben manche Anwohner die Offerten der Stadt angenommen und den Grünstreifen gekauft und zu ihrem Anwesen zugeschlagen; hohe Zäune trennen nun zum Schotterweg hin ab, der natürlich enger wurde. Nicht alle aber wollten noch mehr Land kaufen. Und so gibt es dort nun einen Gehstreifen mit Begleitgrün, der mal breiter und mal enger ist - aber eines gemeinsam hat: Alles wuchert. Und dabei geht es weniger ums Rasen-, oder eher, ums Gras-Distel-Buschwerk-Efeu-Allesgrün-Mähen denn um ein ordentliches Pflegewerk. Denn fürs Rasenmähen, das wissen alle Grünbesitzer, waren die letzten Wochen einfach zu nass.

Nein: Die Fläche oberhalb des Hauses von Walter bietet einen wilden Lebensraum, der langsam auch die privaten Gärten bedroht. Vor einigen Jahren wurden dort zwei Nadelbäume gefällt, die zu Weihnachtsbäumen befördert wurden. Was nach den Fällungen geschah: nichts. Sprich: Die Löcher blieben, der Dreck und die Reste. Bis Walter sich bei der Stadt meldete und auf den Zustand verwies. Und auch auf einen Gullydeckel der hochstand und bei dem gerade nachts die einen oder anderen zu schnellen Zwischenschritten gezwungen waren, um nicht auf die Nase zu fallen. Das ist behoben. Der Zustand des Grünstreifens blieb wild. Auch darauf hatte Walter mehrmals verwiesen, aber die Reaktion war seitens der Stadt eher mäßig. „Eigentlich habe ich die vergangenen 30 Jahre, also seit ich hier wohne, immer alles zwischen der Stadt und mir geregelt. Aber nachdem ich nun ein Schreiben vom Ordnungsamt erhalten hatte, denke ich, dass alle gleich zu behandeln sind.“

Bei dem Brief ging es um ihre Hecke. Just Ende des Jahres wurde sie aufgefordert, diese zu stutzen, da sie auf den Gehweg ragte. „Verordnung ist Verordnung“, sagte Walter, die nach einer Krankheit lange Zeit stark gehbehindert war. „Ich habe sofort meinen Gartenbauer gebeten, die Hecke zu schneiden, wenngleich es nur um drei Zentimeter Grünüberstand ging. Aber Gesetz ist Gesetz.“Das hat sie auch dem Ordnungsamt telefonisch mitgeteilt. Denn gerade im Herbst sind Garten- und Landschaftsbauer stark beschäftigt. Allerdings war die Reaktion der Stadt anders als erwartet: Es folgte ein zweiter Brief mit der ultimativen Aufforderung, bis Weihnachten die Hecke zu stutzen. Der Gartenbauer hat den Auftrag dann vorgezogen, um Folgen zu verhindern.

Weg wird von allen genutzt

„Aber wenn hier Private schon per Ordnungsamt zum Handeln aufgefordert werden, was ist dann mit dem Grünstreifen? Und was mit dem nächsten Kanaldeckel, der auf dem Weg hochsteht? Und dem wild-wuchernden Grün? Wenn schon Gleichbehandlung, dann richtig“, sagt Walter, die auch noch darauf verweist, dass der Schotterweg zu Schleichenbach II führt und auf dem Areal dort gepflastert ist. „Vergesst doch nicht das Baugebiet Schleichenbach I“, so ihre Bitte. Denn der Weg wird von allen genutzt - er führt schließlich auf schnellem Weg in die Stadt und zu den Schulen. „Wenn es regnet, wie die letzten Wochen, ist das eine große Schlammpfütze.“

Und was sagt die Stadt dazu? Dirk Schimmelfennig als Bauhofleiter kennt die Beet-Situation in Schleichenbach I, erklärt aber, dass nicht alle Wünsche zu erfüllen seien; das Grün werde im Zuge der üblichen Pflegearbeiten gestutzt. Und den herausstehenden Gullydeckel meldet er zuständigkeitshalber dem Bauamt. VON ANDREAS BURGER

Zugewuchert: Der Schotterweg (in schlechtem Zustand) oberhalb der Emminghausstraße könnte eine Grundsanierung vertragen.
Zugewuchert: Der Schotterweg (in schlechtem Zustand) oberhalb der Emminghausstraße könnte eine Grundsanierung vertragen. © bur

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