Die Kapitänin verlässt das Steuerhaus

Birgit Hahn übergibt nach 18 Jahren den SPD-Vorsitz an Leonie Theuerkauf.
Für Birgit Hahn war es am Samstag im Bürgerhaus die letzte Sitzung als Vorsitzende des SPD-Ortsvereins und damit der letzte offizielle Auftritt. Immerhin ist sie seit 18 Jahren Vorsitzende, engagiert sich insgesamt seit 20 Jahren im Vorstand und ist seit 40 Jahren SPD-Mitglied.
Dass so etwas immer mit einem weinenden Auge einhergeht, ist verständlich. Sie habe in diesen vergangenen 20 Jahren im Vorstand schwere und anstrengende Zeiten hinter sich, bekannte sie. „Trotzdem war es immer eine positive Anstrengung“, betonte die Usinger SPD-Ikone. Sie machte den Weg für eine jüngere frei, nämlich für ihre bisherige Vertreterin Leonie Theuerkauf.
Eine Ära geht zu Ende
Allerdings beschließt sie damit auch eine Ära der SPD in Usingen. Um Birgit Hahn nicht ganz zu verlieren, nahm die Landtagsabgeordnete Elke Barth sie in ihre Wahlkampfkommission auf. Sie bescheinigte Birgit Hahn, „Du warst ein absolut klasse Motor.“
Mit Birgit Hahn verließen weitere SPD-Urgesteine den Vorstand. Brigitte Klimm-Ruß arbeitete seit 2013 im Vorstand, zuletzt als stellvertretende Kassiererin. Bernhard Müller, seit 2011 im Vorstand, schied als Beisitzer aus. Von der alten Riege blieben Reinhold Harnoth als Kassierer dabei, genau wie Harry Dertinger, der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Jana Schnierle wurde zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Die Schriftführung wird im Vorstand entschieden.
Die gesamte Beisitzer-Riege wurde neu aufgestellt. Der 24-jährige Tobias Bahrmann lebt in Wernborn und macht derzeit eine Ausbildung zum Erzieher. David Jauch aus Wilhelmsdorf war schon in Stuttgart und Bad Homburg für die SPD aktiv. Mit dem Rentner Karl Leis konnte die SPD einen engagierten Sozialdemokraten gewinnen. Und auch Linea Müller-Hahn, 34 Jahre alt, Sozialpädagogin und die jüngste Tochter von Birgit Hahn, ist dabei.
Wie gut die Zusammenarbeit des bisherigen Vorstands klappte, zeigte der Rückblick von Birgit Hahn. Sie erinnerte an die Infoveranstaltung zum Neun-Euro-Ticket und auch an die Einführung der Wasserstoffzüge. Übrigens für sie die absolute Energiealternative, wie sie bekannte. Sie sprach aber auch über ihr Entsetzen bezüglich der großen Einführungsschwierigkeiten. Bei der Schulstartaktion war es ihr wichtig, den Eltern zu zeigen, dass Schulbauten politische Entscheidungen seien. Sie erwähnte das SPD-Blatt, das an alle Haushalte gehe. Es gab Info- und Diskussionsveranstaltungen zum Thema Homeoffice und Wohnungsraum. Sie ließ auch die Kandidatin für das Hessische Ministeramt, Nancy Faeser, nicht aus und betonte, dass die bisherige Innenministerin einen guten Wahlkampf machen werde und die richtige Wahl sei.
Zurück zu den Usinger Themen nannte sie den Bürgerbus, eine Idee, die ebenfalls in der SPD geboren wurde. Die SPD-Aktion „Komm aus den Puschen“ habe einige gute Ideen hervorgebracht. Darunter eben auch den Bürgerbus, der jetzt tatsächlich fährt.
Menschen für Politik interessieren
„Ich mache mir keine Sorgen, dass die SPD nicht weiterläuft“, gab sie den Genossen mit auf den weiteren Weg. Birgit Hahn mahnte aber auch an, sich intensiv um die Öffentlichkeitsarbeit zu kümmern. Denn die Frage, wie kriegen wir die Leute wieder her, beherrsche die Politik. Politik müsse umgesetzt und wahrgenommen werden.
Ihr Ehemann Michael Hahn wandte sich ebenfalls an die Genossen, auch wenn er in diesem Punkt sicherlich befangen sei, wie er zugab. „Birgit hat der SPD Usingen über viele Jahre das Gesicht gegeben.“ Er erinnerte daran: Erfolg liege nicht im Schweigen. „Nicht wegsehen, wir haben gute Themen.“ Und er rief den Genossen ganz nach dem Motto der einstigen Aktion zu „Kommt in die Puschen“. Von Monika Schwarz-Cromm