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Eine besondere Verantwortung

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Von: Evelyn Kreutz

Gruppenführerin Vanessa Lorenz von der Freiwilligen Feuerwehr Merzhausen ist die erste weibliche Führungskraft bei den Feuerwehren der Stadt Usingen.
Gruppenführerin Vanessa Lorenz von der Freiwilligen Feuerwehr Merzhausen ist die erste weibliche Führungskraft bei den Feuerwehren der Stadt Usingen. © Evelyn Kreutz

Vanessa Lorenz aus Merzhausen ist die erste weibliche Führungskraft bei den Usinger Feuerwehren. Sie hat schon als Jugendliche bei den Brandbekämpfern angefangen.

Feuerwehrarbeit war lange Zeit eine reine Männersache. Die Einsatzabteilungen sind zwar auch heute noch von Männern dominiert, aber der Frauenanteil steigt kontinuierlich, und so werden auch die Feuerwehren der Stadt Usingen zunehmend weiblicher.

In der Freiwilligen Feuerwehr Merzhausen sind Frauen längst keine Seltenheit mehr. Wie in der Jahreshauptversammlung bekannt wurde, ist Vanessa Lorenz, als Gruppenführerin die erste weibliche Führungskraft der Gesamtstadtfeuerwehr.

Einfach mitgemacht

Im Gespräch mit dieser Zeitung schildert die 31-Jährige, die seit 2014 im Stadtteil Merzhausen wohnt, ihren Werdegang. „Weil meine beiden Brüder in Hasselborn in der Jugendwehr waren, habe ich da einfach mitgemacht“, erzählt sie. Sie fand viel Gefallen daran, absolvierte den Grundlehrgang und wechselte dort in die Einsatzabteilung. Nach ihrem Umzug in den Usinger Stadtteil legte sie erst einmal eine Pause ein. „Erst als ich innerhalb von Merzhausen umgezogen bin und die Feuerwehr praktisch nur noch einen Katzensprung entfernt war, bin ich 2018 eingetreten.“ Von da an ging es Schlag auf Schlag.

„Schon die erste Übung war ein positiver, vor allem bleibender Eindruck“, erinnert sie sich. Bevor die anderen Kameraden kamen, habe Wehrführer Holger Solz ihr das Gerätehaus und die Fahrzeuge gezeigt. „Vor allem wurde ich in der Gemeinschaft von Anfang an super aufgenommen“, so Lorenz. Sie ist eine von drei Frauen in den Reihen der 30 Aktiven. Noch vor Corona hat Lorenz dann einen Lehrgang nach dem anderen absolviert. Sie zählt auf: „Nach dem Sprechfunklehrgang kam der Atemschutz-, der Maschinisten- und der Truppführerlehrgang. Und die Fahrerlaubnis der Klasse C für das große Löschfahrzeug habe ich auch.“

Im vergangenen Sommer hat die eher zierliche junge Frau dann die Gruppenführerausbildung absolviert und natürlich auf Anhieb die Prüfung bestanden. Somit trägt sie künftig als Einheitsführerin der taktischen Einheit einer Gruppe bei Einsätzen eine besondere Verantwortung. Und sie darf wie ihre acht männlichen Kollegen auch Übungen gestalten.

„Wir haben hier keine Hierarchie, jeder kommt mal dran, das hilft auch für den Ernstfall“, erläutert der stellvertretende Wehrführer Martin Mayer, der sich freut, dass die ehrgeizige Kameradin inzwischen zur Löschmeisterin befördert wurde.

Dass sie sich als Frau für Feuerwehrtechnik interessiert, kommt übrigens nicht von ungefähr. Lorenz ist von Beruf Industriemechanikerin. „Ich wollte immer etwas Handwerkliches machen.“ Nach ihrer Ausbildung ist sie dabei geblieben, nicht zuletzt weil es ihr immer gelungen ist, sich fachlich in einem Männerberuf durchzusetzen. Das kommt ihr bei der Feuerwehr zugute, wo es darauf ankommt, dass man sein Handwerk versteht. „Das und das kameradschaftliche Miteinander sind wichtig, wenn man als Führungskraft akzeptiert werden will“, weiß sie. Das funktioniere in Merzhausen ohne Probleme.

Sie kann noch ganz weit oben landen

Hier hat Lorenz auch noch weitere Aufgaben. Sie bringt sich als Betreuerin in der Jugendwehr ein und ist Stellvertreterin von Petra Klentze, die die Kinderfeuerwehr leitet. Beim Feuerwehrnachwuchs in Merzhausen sind übrigens unter den 32 Kindern und Jugendlichen auch zahlreiche Mädchen, für die die Gruppenführerin ein großes Vorbild ist.

„Ich bin sicher, dass Vanessa noch ganz weit oben landen kann“, meint Klentze. Doch davon will die Gruppenführerin, bescheiden wie sie ist, erst mal noch nichts hören. Dennoch will sie sich auf ihrer qualifizierten Aus- und Weiterbildung nicht ausruhen, denn sie weiß: „Die Übung macht es.“ Sie weiß aber auch, dass je nach aktueller Einsatzstärke ein Gruppenführer bei kleineren Einsätzen gleichzeitig die Funktion des Einsatzleiters innehaben muss. Selbstbewusst genug ist sie. Von Evelyn Kreutz

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