Hundekot bleibt Thema

Überwachung ist in Usingen kaum zu leisten
Usingen -Paragraf 9, Absatz 15 in der Gefahrenabwehrverordnung der Stadt ist in der Theorie eine sinnvolle Verordnung, in der Praxis schwer umsetzbar. Denn der Paragraf besagt: „Ordnungswidrig handelt, wer Tiere auf Kinderspielplätze oder an oder in Sandkästen mitnimmt oder dort frei laufen lässt.“ Ein Verstoß kann bis zu 5000 Euro kosten.
Kann. Denn es gilt wie so oft: Wo kein Kläger, da kein Richter. Damit ist allerdings das Problem nicht vom Tisch, wie auch eine Leserin bemängelte, die den Spielplatz Schleichenbach I im Auge hat - und dort regelmäßig selbst Hundehaufen entfernt.
An den Verstand der entsprechenden Hundehalter zu appellieren fruchtet nicht, denn sie dürften wissen, dass ihr Tun wenig rechtmäßig ist. Bleibt also die Kontrolle. Und die ist extrem schwierig, wie auch Oliver Keth vom Ordnungsamt bestätigte. „Wir müssen die Tierhalter schon in flagranti erwischen, um ein entsprechendes Bußgeld zu verhängen. Auch wenn die Ordnungsbeamten oft die Spielplätze anfahren oder sogar ohne Uniform dort kontrollieren, sind Erfolge selten.“ Selten, weil es tatsächlich schon Fälle gab, bei denen Hundebesitzer erwischt wurden. „Aber wer seinen Hund am Spielplatz ausführt, der achtet sehr darauf, dass niemand in der Nähe ist, da hilft auch eine Zivilstreife nicht.“
Klar, der Spielplatz ist kein Einzelfall. Auf allen Spielplätzen der Stadt herrscht das Problem vor. Und nicht nur dort. Die Hattsteiner Allee, auch Hunde-Allee genannt, führt direkt in Richtung Hattsteinweiher. Und die Mitarbeiter des Bauhofs müssten eigentlich einen Ekelzuschlag erhalten, wenn sie dort den Grünstreifen mähen. Inzwischen haben sie sogar Schutzkleidung, damit sie das, was ihnen gerade mit der Motorsense um die Ohren fliegt, nicht direkt abbekommen.
Dabei finden sich inzwischen an allen Stellen, die von Hundebesitzern angesteuert werden könnten, die sogenannten Hundeboxen. Kostenfrei. Tüte ziehen, Hinterlassenschaft aufnehmen und ab in den Mülleimer. Nur: Selbst wenn die Tüten genutzt werden - der Weg zum Mülleimer scheint auch noch zu weit, denn der Bauhof findet dann die Beutel in Büschen oder am Wegesrand.
Gerade auf Spielplätzen ist der Hundekot nicht nur ärgerlich, sondern für Kinder auch gefährlich. Kleinkinder nehmen schließlich alles in die Hand und auch in den Mund.
Der tägliche Anfall an Hundekot ist in Usingen generell nicht unerheblich. Rund 1000 „Ersthunde“, rund 120 „Zweithunde“ und etwa 40 steuerbefreite Hunde (Gebrauchshunde für die Bewachung von Herden) sind unterwegs. Von der Dunkelziffer abgesehen. Geht man also von rund 1200 Hunden aus, kommen etwa 240 Kilo zusammen - am Tag. Macht 87 Tonnen jährlich.
Aber natürlich ist die Mehrheit der Hundebesitzer einsichtig und verhält sich so, wie es sich gehört. Dennoch bleibt das Problem bestehen. Das Ordnungsamt hat schon viele Modelle gegen Übeltäter durchgespielt - aber rechtliche Vorgaben respektive Kosten-Nutzen-Rechnungen sind im Weg. Kameraüberwachung ist betreffs Datenschutz verboten. Und eine DNA-Analyse vom Kot verbietet sich von selbst - denn wer würde eine DNA-Analyse seitens der Gerichte bei Hunden anordnen? Es bleibt also wieder nur beim Appell: Keine Hunde auf Spielplätzen, in der Brut- und Setzzeit anleinen - und vor allem die Hundebeutel nutzen und entsorgen. VON ANDREAS BURGER