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Nicht nur Müllsündern auf der Spur

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Von: Monika Schwarz-Cromm

Freundlich und besonnen, aber nötigenfalls auch bestimmt: Kai Blum nimmt seinen Job als Umweltranger sehr ernst.
Freundlich und besonnen, aber nötigenfalls auch bestimmt: Kai Blum nimmt seinen Job als Umweltranger sehr ernst. © msc

Der neue Umweltranger Kai Blum tritt seinen Dienst im Stadtwald an

Usingen -So manche Waldbesucher haben sich in den vergangenen Tagen gefragt, wer der Mann mit dem Fahrrad ist, der jetzt regelmäßig im Usinger Wald unterwegs ist, der mit den Waldbesuchern ins Gespräch kommt und auch mal den Zeigefinger hebt, wenn was nicht stimmt - wenn auch bisher nur symbolisch. Doch das wird sich ändern, wenn der neue Usinger Umweltranger die Ausbildung zum Ordnungspolizisten absolviert hat? Damit hat Kai Blum die Berechtigung, Ordnungsstrafen auszusprechen, sprich Knöllchen auszuteilen - sogar im Wald.

Das ist tatsächlich nötig, denn es gibt sehr vieles, was im Forst nicht erlaubt ist. Na klar: Es darf nicht gewildert werden. Das gilt nicht nur für Wild, sondern auch für „Energie“-Wilderei: Das Mitnehmen von Holz ohne vorherige Genehmigung ist untersagt. Nicht erlaubt im Wald ist auch das Parken - ganz davon zu schweigen, dass niemand, der nicht dazu berechtigt ist, mit dem Auto durch den Wald fahren darf. Und für all diejenigen, die es noch nicht wissen (obwohl es solche „Wissenslücken“ eigentlich gar nicht geben dürfte): Natürlich ist das Abladen von Schutt und Müll im Wald verboten.

Täglich 60 Kilometer auf dem Fahrrad

Da sich aber nicht alle Zeitgenossen an diese Vorschriften halten - insbesondere die illegale Abfallentsorgung bleibt ein Dauerthema -, wurde es dringend nötig, den Arbeitsplatz eines Umweltrangers zu schaffen.

Die Vorstellung, die meiste Zeit des Tages mit dem Fahrrad durch den Wald zu brausen, ständig an der frischen Luft zu sein, ist für viele Menschen sicherlich traumhaft. Und auch Kai Blum schwärmt davon. Zumal er seine Arbeitszeiten frei einteilen kann. Denn was nützt ein Umweltranger, der immer zur gleichen Zeit auftaucht? Kai Blum wird auch mal in den Abendstunden oder am Wochenende seine Kontrollrunden im Wald drehen. „Mit dem Auto bin ich nur unterwegs, wenn das Wetter das Radfahren nicht zulässt, kündigt er an.

Seine bisherigen Waldbesuche zeigten schon so manchen Mangel auf und beweisen, wie nötig Usingen diesen Umweltranger hat.

„Ich habe schon viele Stellen im Wald entdeckt, wo Sperrmüll abgeladen wurde“, sagt er. Oftmals war dieser Müll auf den ersten Blick gar nicht zu entdecken. Solche Straftaten gilt es ab jetzt zu unterbinden und zu ahnden. Immerhin redet Blum von inzwischen 160 Feststellungen in den vergangenen zweieinhalb Monaten, in denen er im Dienst ist: „70 Prozent davon sind illegal abgeladener Müll.“

Bürgermeister Steffen Wernard (CDU) kennt das große Konfliktpotenzial, das durch die unterschiedlichen Waldnutzer entstehen kann. „Eine solche Arbeitsstelle muss man mit dem Herzen leben“, lautete daher sein anerkennender Kommentar zu dem neu geschaffenen Job der Stadtverwaltung, der dem Ordnungsamt untergegliedert ist.

Kai Blum scheint genau der richtige Mann dafür zu sein. Seine ruhige und besonnene Art hob auch Ordnungsamtsleiter Hans-Jörg Bleher hervor. Denn als Umweltranger gehört die Ahndung von Ordnungswidrigkeiten zum Arbeitsfeld. „Er muss daher auch Bußgelder erteilen und die Berechtigung besitzen, Personalien abfragen zu dürfen.“

Die ruhige Art von Kai Blum sei wichtig, Situationen nicht eskalieren zu lassen.

Auch für Konflikte gut gerüstet

Bisher sei er mit solchen Reaktionen noch nicht konfrontiert worden, erzählt Kai Blum. Vielmehr seien die angesprochenen Leute einsichtig, wenn sie beispielsweise ihr Auto falsch geparkt haben. Und so ist er einigen Waldbesuchern bereits aufgefallen, wenn er mit dem Fahrrad durch den Wald fährt. „Ich gehe freundlich auf alle zu und suche das Gespräch.“

Wie sieht denn nun so ein Arbeitstag eines Umweltrangers aus? „Die gesamte Gemarkung kann ich natürlich nicht an einem Tag befahren“, erklärt er. Deshalb seien die Bereiche in Eschbach - Michelbach, Kransberg - Wernborn, Wilhelmsdorf - Merzhausen und Usingen eingeteilt worden.

„Ich bin täglich 50 bis 70 Kilometer mit dem Rad unterwegs“, berichtete er. Und den illegalen Nutzern der Grünecken sei schon mal mitgeteilt: Auch sie gehören zum Arbeitsfeld des Umweltrangers.

Ein Job, der wie für ihn geschaffen ist

Kai Blum lebt mit seiner Familie in Wehrheim. Er ist 44 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Ursprünglich hat er Elektroinstallateurs gelernt und auch lange Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Die vergangenen 15 Jahre war er im Bereich Facility Management bei einem Möbelgeschäft beschäftigt.

Die Stellenausschreibung des Umweltrangers habe er mit großem Interesse gelesen, wie er bestätigte. Allerdings dauerte es eine Weile, bis er davon überzeugt war, dass dies genau der Job ist, der wie für ihn geschaffen ist. Erst beim zweiten Durchgang, nachdem die Stadt Usingen die Stelle erneut ausschrieb, bewarb er sich - und wurde genommen. Er besitzt nach eigenen Angaben den so wichtigen weiten Blick, der nötig ist, um immer mitzubekommen, was genau draußen im Wald so passiert. VON MONIKA SCHWARZ-CROMM

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