Cornelia von Gerlach und Beatrice Hasselbach beim Inforamtionsabend der CWS. Foto: Schwager
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USINGEN - (sch). „Jeder hier im Raum, jeder Jugendliche und jeder Erwachsene, kann jederzeit in eine seelische Krise geraten“, sagten Cornelia von Gerlach (psychosoziale Fachkraft) und Beatrice Hasselbach (Diplom Pädagogin) vom Verein Perspektiven bei einem vom Förderverein veranstalteten Informationsabend in der Christian-Wirth-Schule (CWS).
„Verrückt? Na und! – Seelisch fit in Schule und Ausbildung“ ist der etwas provokante Titel des von „Irrsinig Menschlich“ geschaffenen Präventionsprojektes: „Wir wollen den Schülern und Eltern helfen, schwierige Situationen im Jugendalter zu meistern, Warnsignale zu erkennen und wir bieten Lösungsansätze für psychische Gesundheit bei Jugendlichen an.“ Dabei sollen unter anderem Depressionen, Selbstverletzungen, Suizid, Mobbing an der Schule, Angst und Essstörungen, Computersucht sowie Drogenmissbrauch näher beleuchtet werden, so die Referentinnen zu Beginn der Veranstaltung. Der Abend – eineinhalb Stunden hochkonzentrierte Informationen, danach Diskussionen – wurde aufgeteilt, einerseits in die Vorstellung des Schulprojektes sowie in die Ausstellung .
„Wir wenden uns seit vier Jahren mit ,Verrückt? Na und!’ an 14- bis 25-Jährige und machen die meistens versteckt liegenden Probleme in der Lebenswelt Schule besprechbar” sagte Hasselbach. Dazu gehen zwei sogenannte Instruktoren einen ganzen Tag lang (fünf bis sechs Schulstunden) in die Klassen, wobei der Lehrer einbezogen wird. „Wichtig dabei: Einer der Instruktoren hat selber erfolgreich eine schwere Lebenskrise gemeistert.” Bei dessen Schilderungen komme auch immer der Moment, wo es nach einer gewissen Unruhe mucksmäuschenstill im Raum werde.
Verstehen, Ängste und Vorurteile abbauen, Hilfe identifizieren, das sei die Vorgehensweise und dabei handele es sich nicht um Frontalvorträge: „In Klassen ab der Stufe acht erarbeiten wir das, was die Schüler so mitbringen: Leistungsdruck, Versagens- und Prüfungsängste, Ausgrenzung, Trennung der Eltern oder Verlust geliebter Menschen, Traurigkeit. Es gibt so viele Gründe für ernsthafte seelische Schwierigkeiten.” Wichtig sei, dass eine komplexe Situation ein Gesicht bekomme, dass darüber gesprochen werden könne und der Einzelne aus seiner Einsamkeit geholt werde. Von einem „Notfallkoffer für die Seele” sprach Hasselbach. Ziel sei die Schaffung oder Wiederherstellung seelischer Resilienz (Widerstandsfähigkeit) für eine gesündere Zukunft in Leben, Schule und Beruf. Das Präventionsprojekt steht allen Schulen des Hochtaunuskreises kostenfrei zur Verfügung. Es wird durch eine Ausstellung und die Einführung von Lehrern und Eltern ergänzt.
„In Deutschland zeigen 20 Prozent aller Jugendlichen seelische Auffälligkeiten”, berichtete von Gerlach im zweiten Teil. Etwa drei bis zehn Prozent aller Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren seien von Depressionen betroffen, die nicht mit vorübergehenden Stimmungsschwankungen verwechselt werden dürften. „Zu Tode betrübt” – diese Umschreibung hätte einen sehr ernsten Hintergund: „600 Jugendliche verüben jedes Jahr einen Suizid und 150 pro Tag versuchen es”, so die Referentin. Ein Suizid hatte im vergangenen Jahr auch die CWS erschüttert; er war Ausgangspunkt für diesen Abend. Entscheidend bei Depressionen seien die totale Einsamkeit und der Selbstwertverlust der Betroffenen sowie die subjektiv empfundene völlige Ausweglosigkeit: „Wer sich umbringt, will nicht den Tod, sondern er will eine Veränderung! Er weiß aber nicht, wie diese aussehen soll, außer durch diesen einen, letzten Schritt.” Eltern empfiehlt von Gerlach, die eigenen Kinder offen zu fragen, ob sie an Suizid denken. „Haben sie keine Angst, dass sie sie damit erst auf die Idee bringen. Sie holen ihre Kinder damit aus der Einsamkeit und der Unmöglichkeit, sich mitzuteilen, heraus und das entlastet enorm!” Weitere Informationen im Internet unter www.perspektivenev.de, www.irrsinnig-menschlich.de/psychisch-fit-lernen/wieso-verrueckt-na-und.