Usinger Kammerorchester brilliert in Laurentiuskirche
Von Horst Walter Schwager
Waltraud Karsch dirigiert das Konzert für Violine, Klavier und Orchester mit Friedrike Richter am Flügel und Geiger Dimiter Ivanov. Foto: Schwager
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USINGEN - Musik junger Genies für junge Zuhörer kündigte Wolfgang Gemeinhardt vor dem Konzert des Usinger Kammerorchesters in der katholischen Laurentiuskirche an.
Denn der 1.Vorsitzende des Kulturkreises Usinger Land freute sich am Sonntagabend in der voll besetzten Kirche über die zahlreich gekommenen Vertreter der jüngeren Generation. Er sagte drei Werke von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) und Franz Schubert (1797-1828) an: die „Sinfonie KV 183 g-Moll“, das „Konzert für Violine, Klavier und Streichorchester“ sowie die „Sinfonie Nr.5 B-Dur D485“. Schubert war bei der Komposition 19 Jahre alt, Mozart erst 17 Jahre und Mendelssohn gar erst zwölf Jahre. Zu diesem Werk waren die Usinger Pianistin und Lehrende an der Darmstädter Akademie für Tonkunst, Friedrike Richter, sowie der erste Konzertmeister des Frankfurter „Museumsorchesters“ der Oper Frankfurt, Dimiter Ivanov, gekommen.
Ivanov und Richter sind in Usingen gute Bekannte und traten bereits oft gemeinsam auf. Auch das Usinger Kammerorchester spielt regelmäßig einmal pro Jahr beim Kulturkreis: Es wurde 1983 von der an der Frankfurter Hochschule für Musik ausgebildeten Geigerin und Violinpädagogin Waltraud Karsch gegründet und wird bei Bedarf durch Berufsmusiker ergänzt. Das waren dieses Mal neben zwei Waldhornbläsern und Oboen Ralph Sabow, Solofagottist im HR-Sinfonieorchester, und sein Sohn Reinhard, ebenfalls Fagottist.
Frisch aufgespielt
Klar, frisch aufspielend und über die Stimmgruppen gut akzentuiert begann das Kammerorchester mit Mozarts Sinfonie und löste umgehend Gemeinhardts Versprechen ein. Es war eine Freude, den 17 Streichern und sechs Bläsern nicht nur zuzuhören, sondern ihnen beim Spiel auch zuzusehen. Die allermeisten sind engagierte Amateure – also keine Berufsmusiker. Zu welcher Meisterschaft man es mit konsequentem Üben und Begeisterungsfähigkeit dennoch bringen kann, demonstriert einem dieses Usinger Orchester immer wieder auf Neue.
Sensibel abgestimmt
„Ist das auch wieder ohne Wörter?“, fragte eine recht junge Zuhörerin vor dem zweiten Werk, Mendelssohns Konzert. Offensichtlich hatte sie auch Gesang erwartet. Da war sie aber bei diesem Komponisten und dem Geiger Ivanov genau richtig (man erinnere sich an Mendelssohns „Lieder ohne Worte“ für Klavier solo). Wie nah auch ein Streichinstrument der menschlichen Stimme gesanglich kommen kann, demonstrierte Ivanov eindrucksvoll und hoch konzentriert. Er ist nicht umsonst Konzertmeister eines solch renommierten Klangkörpers wie des Museumsorchesters geworden. In wunderbarem, sensibel aufeinander abgestimmtem Zwiegespräch mit dem zweiten Soloinstrument, dem Klavier, gestalteten die beiden Künstler die drei Sätze „Allegro“, „Adagio“ und „Allegro Molto“. Eigentlich ist ein Klavier ja ein Schlaginstrument – der Vorläufer des modernen Flügels hieß nicht umsonst Hammerklavier. Auch diesem klangmächtigen Instrument gesanglich wirkende Linien durch ausgeprägtes Legatospiel zu entlocken, ohne das Ganze durch Pedaleinsatz zuzukleistern, gelingt nur guten Pianisten. Und eine solche ist Richter. Vor allem aber das Zusammenspiel mit ihrem Solopartner und dem Orchester beherrschte sie ausgezeichnet: Da muss man seine Augen nicht nur auf der eigenen Klaviatur haben, sondern den ständigen Kontakt zu den anderen Musikern halten. Dieses Werk eines erst Zwölfjährigen – das musste man sich immer wieder vor Augen führen – war der einsame Höhepunkt des Konzertabends. Für den alle Künstler starken, lang anhaltenden Beifall und viele „Vorhänge“ erhielten.