Apfelwein-Freunde kommen in Obernhain auf ihre Kosten

Ein hervorragender Schoppen, darin sind sich Hessenmeister Jörg Markloff (von rechts) Ramon und Heiko Bohris sowie Klaus Etzel einig. Foto: Schmah-Albert
OBERNHAIN - Die Apfelwein-Primeur-Verkostung, die inzwischen Kultcharakter hat, ist jedes Jahr einer der wichtigsten und beliebtesten Termine der Apfelweinfreunde und Hobbykelterer. Denn wenn die Hobbykelterer ihr allerfrischstes Stöffche vorstellen und dazu auch noch ihre Keltergeheimnisse preisgeben, dann wird das Urteil der Kenner, die sich in der Alten Kirche in Obernhain versammeln, mit Spannung erwartet.
Über 30 Freunde des goldenen Stöffche waren erneut zusammengekommen und genossen 14 Proben des im Herbst gekelterten und eigens für dieses Treffen von der Hefe genommenen Weins. Den zweiten, ebenso wichtigen Termin, den Apfelweinwettbewerb am 2. Juni, im Blick, gab es bei den Proben auch gleich Prognosen. "Der hat Potenzial", hieß es da durchaus öfter. Kein Wunder, war 2018 doch ein überragender Jahrgang. Katrin Willkomm und Björn Winkler aus Pfaffenwiesbach, die jedes Jahr dabei sind, hatten bereits Ende August begonnen, die Äpfel zu keltern. "Es hatte so unglaublich viel Fallobst gegeben und ich hatte befürchtet, dass alles vorzeitig schlecht wird", bekannte Willkomm, für die es zu einem so frühen Zeitpunkt im Jahr gar nicht so einfach war, eine Kelterei zu finden, die das Obst pressen konnte. Zumal im vergangenen Herbst auch noch die Kelterei Wagner als Anlaufstation ausfiel.
"Wir werden im Herbst auf jeden Fall wieder keltern", versprach Kurt Wagner, der zur Primeur-Verkostung gekommen war, um die Apfelweinfreunde zu informieren. Welche Neuerungen und Entwicklungen in der Apfeldorf-Kelterei zukünftig eventuell umgesetzt werden, ließ er noch offen, aber es gehe weiter, das stehe fest, so Wagner. Schließlich handelt es sich mit bis zu 50 Tonnen pro Saison und rund 60 Zentnern Pressleistung pro Stunde um deutlich größere Dimensionen, als bei den Hobbykelterern, die sich inzwischen ebenfalls weiterentwickelt und zum Teil professionellere Maschinen in den eigenen Scheunen angeschafft haben. Dazu gehört die Keltergemeinschaft Michelbach, die sich seit 2009 stetig verbessert hat und ihren Saft inzwischen im Einzelhandel im Hochtaunuskreis als regionales Produkt vermarktet. Diese Entwicklung sei den Wehrheimern zu verdanken, betonten Stefan Göldner und Markus Schindewolf. "Ihr seid die Keimzelle für den Michelbacher Appelwein und den Äppler-Check." 2016 hatte es als Pendent zum Wehrheimer Apfelweinwettbewerb erstmals den "Äppler-Check" gegeben und seither stellt sich ein weiterer Apfelweinkönig aus dem Usinger Land den hessischen Apfelweinmeisterschaften.
Der bereits zum vierten Mal gekrönte aktuell amtierende Hessenmeister Jörg Markloff stellte am Samstag ebenfalls sein Stöffche vor. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kelterern hatte er erst sehr spät gekeltert und mit den aromatischen Novemberäpfeln einen sehr süßen und mit gleichzeitig sehr hohem Säuregehalt einen sehr süffigen Apfelwein geschaffen. Es sei zu "befürchten", dass Markloff erneut bei den Wettbewerben die Krone und am Ende sogar wieder den Hessenbembel gewinnen könnte, stellte Organisator Olaf Bohris, der selbst auch schon mehrfach Apfelweinkönig war, fest. Ernstzunehmende Konkurrenz könnte Markloff allerdings erneut durch das legendäre "Café Bohris" bekommen, das bei den jüngsten Hessenmeisterschaften den dritten Platz belegte. Als krönenden Abschluss der Primeur-Verkostung hatte die inzwischen ebenfalls mit professionelleren Maschinen ausgerüstete Keltergemeinschaft einen ihrer verschiedenen Apfelweine ausgeschenkt. Rund 15 000 Liter waren dieses Mal gekeltert worden, daraus war unter anderem auch wieder Appelsecco entstanden und diesmal als Neuerung zusätzlich Quittensaft abgekocht worden. Als absolutes Novum hat "Café Bohris" eine neue Kreation hergestellt: Ihre "Mispelchen" sind mit Apfelschnaps versehen und gelten jetzt schon als sehr begehrte Delikatesse. Apropos Delikatesse: Damit die Apfelweinfreunde auch eine gewisse "Grundlage" hatten, gab es wieder einige Handkäs-Kreationen. Manfred Seuss und seine "Käse-Elfen" sorgten zwischendurch für kulinarische Höhepunkte und so konnte in fröhlicher Runde ausgiebig den heimischen Genüssen gefrönt werden.