In dem festlichen Adventskonzert hat das Bolongaro Sextett auch Sinn für Humor und zeigt sich für ein Lied mit „Santa Claus“-Mützen. Foto: Schmah-Albert
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WEHRHEIM - (sai). Als „voll schön“ habe einer seiner Schüler das Lied „Maria durch ein Dornwald ging“ bezeichnet, berichtete Gabriel Heun, Tenor beim Bolongaro-Sextett, das am Samstagabend in der evangelischen Kirche ein überaus stimmungsvolles vorweihnachtliches Chorkonzert gab. Heun ist Lehrer an einer Wiesbadener Grundschule und hatte den Schülern auch einige der Lieder nähergebracht, die das Sextett nun dem Wehrheimer Publikum zu Gehör brachte. Dass die einzelnen Mitglieder des Sextetts einige der dargebotenen Stücke vorstellten und dabei ihre Beweggründe preisgaben, warum das jeweilige Stück ihr Favorit im Programm sei, machte das Konzert noch persönlicher und baute eine warme, nahezu innige Beziehung zum Publikum auf.
Während also Heun „Maria durch ein Dornwald ging“ – übrigens mit einem ergreifenden Sopran-Solo von Stephanie Muhl dargeboten – aufgrund seiner schlichten Schönheit der Melodie als sein Lieblingsstück auserkoren hatte, betonte Jakob Zscheischler (Bass) seine Verbundenheit zu „Es ist ein Ros entsprungen“, ohne das ein Weihnachtskonzert undenkbar sei. Sabina Vogel (Sopran) wiederum hatte es die Mischung aus fröhlicher und weihnachtlich-besinnlicher Stimmung des Stücks „Born on a new day“ angetan. Es stehe die weihnachtliche Botschaft „Du bist der neue Tag“ im Vordergrund und schramme gerade so am Kitsch vorbei. Das galt auch für die Lieder, die man sonst eher von der typischen Weihnachtsmarkt- und Kaufhausbeschallung her kennt. Insbesondere die amerikanischen Lieder, die längst auch in Deutschland zur (kommerziellen) Vorweihnachtszeit gehören, verbindet so mancher sicherlich mit Kitsch. Aber das Bolongaro-Sextett meisterte den Spagat zwischen dem bereits etwas abgeschmackten „Flair“ und der fröhlichen Stimmung der amerikanischen Lieder. So brachten die sechs Vollblutmusiker es schon allein durch ihre ausgezeichneten, fantastisch ausgebildeten Stimmen in faszinierender Klarheit fertig, „Winter Wonderland“ nicht kitschig rüberzubringen, sondern eine fröhliche Strahlkraft zu verleihen. Auch bei „Jingle Bells“ war die Gratwanderung zwischen Kitsch und Fröhlichkeit nur durch Humor zu meistern: Belustigend und nur für dieses eine Lied mit den typischen „Santa Claus“-Mützen sich selbst nicht so ernst nehmend, weiterhin gesanglich auf höchstem Niveau mit einer eigenen Interpretation dargeboten. Alles, was das Bolongaro-Sextett dem völlig begeisterten und bei einigen Stücken sehr ergriffenen Publikum bot, bestach durch die gesangliche Präsenz. Filigran interpretiert, klar und präzise bei gleichzeitig kraftvoller Ausführung waren die bekanntesten weihnachtlichen Lieder aus den unterschiedlichsten Epochen ein einziger Hörgenuss. Insbesondere das letzte Lied „Stille Nacht“ wurde in einer Weise vorgetragen, dass jeder einzelne Besucher in der voll besetzten Kirche berührt war.