Chöre in Corona-Zeiten: Der UA war zu Besuch bei Cantus Wirena unter der Leitung von Mark Opeskin im Wehrheimer Weidendom. Für Herbst und Winter sucht das Ensemble möglichst große Räume, etwa eine leer stehende Scheune.
Von Ingrid Schmah-Albert
Der Weidendom ist ein "genialer Ort" zum Proben: Chorleiter Mark Opeskin (rechts) freut sich, dass Cantus Wirena auf diese Weise endlich wieder gemeinsam singen kann. Foto: Schmah-Albert
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WEHRHEIM - WEHRHEIM. Auch wenn es inzwischen viele Lockerungen gibt und sich das Alltagsleben fast schon wieder normal anfühlt: Die Corona-Pandemie ist noch längst nicht vorbei. Gemeinsames Singen in größerer Gruppe und mit geringem Abstand zueinander zählt da wohl durchaus zu den etwas riskanteren Tätigkeiten. Bei vielen Chören finden daher schon seit Beginn des Lock down die regelmäßigen Chorproben nicht mehr statt. Die virtuellen Chorproben in Video-Konferenzen wie "Zoom" waren meist ein eher mäßiger Erfolg, sodass auch diese Form des gemeinsamen Singens größtenteils wieder aufgegeben wurde. Weil aber Chorgesang eine überaus sinnvolle und wichtige (Freizeit-)Beschäftigung ist, erarbeiten die Chöre derzeit kreative Konzepte, um doch eine Zukunftsperspektive zu haben. Der Usinger Anzeiger hat sich deshalb bei den Chören umgehört und berichtet in loser Folge. In Teil vier dieser Serie hat der UA den Wehrheimer Chor Cantus Wirena besucht.
Im Freien oder mit großem Abstand zu singen kann eine Alternative sein, um Chorproben zu ermöglichen, dachten sich die aktiven Sängerinnen und Sänger. Allerdings ist Singen mit großem Abstand zueinander eine große Herausforderung, weil man sich gegenseitig nicht richtig hört. Trotzdem wollte Cantus Wirena das selbst ausprobieren und traf sich nun zum ersten Mal seit dem Lock down und der Sommerpause zur Chorprobe im Freien neben dem Weidendom im Bizzenbachtal. Auf eigens dafür herangeschafften und in entsprechendem Abstand aufgebauten Strohballen oder auf mitgebrachten Klappstühlen nahm der gemischte Chor Aufstellung und begann mit den obligatorischen Stimmübungen. Schon bei den ersten Tönen zeigte sich Chorleiter Mark Opeskin begeistert. "Ich kann euch jetzt nicht nur sehen, sondern auch richtig hören, das ist ja viel besser als bei den Zoom-Konferenzen", konstatierte er. "Das ist ein genialer Ort", so sein Urteil.
Dass dies aber keine Dauerlösung sein kann, macht schon der Blick Richtung Herbst und Winter deutlich. Deshalb suche der Vereinsvorstand auch nach einer Lösung, verrät Opeskin gegenüber dem UA. Neben dem Bürgerhaus komme zum Beispiel auch eine Sporthalle oder Kirche in Frage. "Das hängt davon ab, wo wir proben dürfen, von daher ist noch unklar, wie es genau weitergehen kann". Wenn der Chor nicht in kompletter Besetzung proben dürfe, dann gebe es noch die Möglichkeit, in kleineren Gruppen zu üben. Er erarbeite dazu verschiedene Konzepte, zum Beispiel wie und in welchen Zusammensetzungen die verschiedenen Stimmen zusammenarbeiten könnten. Bis zu 15 Personen könnte man so eventuell als mehrstimmige Ensembles zusammenfassen, überlegt der Chorleiter. "Ansonsten, falls die Personenzahl wieder stark eingeschränkt werden muss, kann man auch Einzelstimmenproben arrangieren, die wären dann aber natürlich nicht so lange wie die Chorproben, sodass nacheinander geprobt wird", macht er klar.
Zielsetzung sei es, auf einen möglichen Auftritt hinzuarbeiten. Auch wenn die Weihnachtsmärkte noch sehr fraglich seien, so wolle der Chor vorbereitet sein und das Programm schon einstudieren. Außerdem stehe nach wie vor das große Haydn-Konzert aus. Bisher musste es schon zweimal verlegt werden, nun peile man den 20. und 21. März an. Dafür wäre ein großer Probenraum sehr wichtig. "Vielleicht gibt es eine Scheune oder sonstige geeignete Räume, die uns jemand zur Verfügung stellen kann", hofft der Chorleiter, dass er doch noch regelmäßig mit dem gesamten Chor proben kann. Denn es gehe nicht nur um die positiven Aspekte des Gesangs, sondern auch um die sozialen Aspekte, die insbesondere in Coronazeiten und insbesondere für die älteren Mitglieder von enormer Bedeutung seien. Ohne die Möglichkeit, "ordentlich" proben zu können, sehe es düster aus für die Laienchöre, so Opeskin.