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Barrierefrei mit Rampen aus Legosteinen

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Von: Alexander Schneider

Der Grundstein ist gelegt: Beim Behindertenstammtisch des VdK Rod an der Weil können Christiane und Peter Kolbe vom Vorstand, Anna Habermann und Bürgermeister Götz Esser (hinten, von links) von „Lego-Oma“ Rita Ebel die ersten Steine für die „Löwenzahn-Rampe“ gleich als Spende in Empfang nehmen.
Der Grundstein ist gelegt: Beim Behindertenstammtisch des VdK Rod an der Weil können Christiane und Peter Kolbe vom Vorstand, Anna Habermann und Bürgermeister Götz Esser (hinten, von links) von „Lego-Oma“ Rita Ebel die ersten Steine für die „Löwenzahn-Rampe“ gleich als Spende in Empfang nehmen. © ALEXANDER SCHNEIDER

Gemeinde Weilrod und VdK-Ortsverband holen sich Tipps von der „Lego-Oma“ Rita Ebel

Weilrod -Steine mit Steinen aus dem Weg räumen, um Barrierefreiheit zu schaffen: Geht das? Ja, man muss es nur ziemlich bunt treiben, etwas Geduld und Spucke, besser Kleber, und einen großen Tisch haben.

Ach ja, und ein paar Tausend Legosteine wären auch gut. Rita Ebel weiß wie es geht. Als „Lego-Oma“ ist die quirlige Hanauerin einem rasant wachsenden medialen Publikum dafür bekannt, dass sie aus den kunterbunten, nahezu unkaputtbaren Bauklötzchen Rampen baut, die nicht nur Rollstuhlfahrern im wahrsten Sinne die „Schwellenangst“ nehmen, sondern auch kinderwagengeeignet sind. Außerdem dienen sie sogar als perfekte Bobbycar- Beschleuniger - also ein Mehrgenerationenprojekt.

Bastel-Einsatz für die Kita Löwenzahn

Rita Ebel war jetzt zu Gast beim Behinderten-Stammtisch der VdK-Ortsgruppe Rod an der Weil, um dort über ihre Arbeit zu berichten. Zuvor hatte sie sich mit Bürgermeister Götz Esser (FWG) und der Generations- und Integrationsbeauftragten der Gemeinde, Anna Habermann, im Riedelbacher Kindergarten „Löwenzahn“ getroffen.

Dort soll nämlich die erste Weilroder Lego-Rampe entstehen. Esser, der später auch am VdK-Stammtisch saß, sagte, Barrierefreiheit sei ein wichtiges Thema im gesellschaftlichen Miteinander, betreffe aber nicht nur gehandicapte Menschen, sondern auch Eltern, die mit dem Kinderwagen oft an Grenzen stoßen. Als er im Fernsehen einen Beitrag über die „Lego-Oma“ gesehen habe, sei er sofort begeistert gewesen. Auch wisse er um die Probleme von Rollstuhlfahren, Treppenstufen zu überwinden: Schon sein Vater habe damit zu kämpfen gehabt, berichtete der Bürgermeister. Aus all dem sei schließlich die Idee entstanden, die Weilroder Dorfgemeinschaftshäuser, aber auch die Kindergärten und die Jugendzentren nach und nach mit Lego-Rampen auszustatten und so barrierefrei zu machen. Dabei wolle man sich zwar gerne des Know-hows der „Lego-Oma“, die ihr mitgebrachtes Demonstrationsmaterial spontan als Grundstock spendete, bedienen, die Rampen aber mittels der von ihr zur Verfügung gestellten Baupläne als Gemeinschaftsprojekt selbst bauen.

Bauen ohne Steine geht aber schlecht, weshalb die Gemeinde jetzt zu einer Lego-Sammelaktion aufruft. Weilrod, davon sind Esser und Habermann überzeugt, ist in dieser Beziehung nämlich „steinreich“. Und bevor die Klötzchen auf dem Müll landen, weil niemand mehr damit spielt, könnten sie so in eine zweite Karriere starten. Mit „ein paar“ Grundsteinen ist es aber nicht getan. Rita Ebel schätzt, dass für die „Löwenzahn-Rampe“ etwa zehn Kilogramm Steine nötig sind. Da es die Grundsteine in verschiedenen Längen zwischen vier, acht und sechzehn Noppen gibt, wollte sie sich auf die Zahl nicht festlegen, „ein paar Tausend müssen es aber schon sein“, sagte sie.

Wer möchte alte Steine spenden?

Jetzt also soll gesammelt werden. Obwohl außen nur die Grundsteine, im Inneren des Rampenkörpers aber auch die größeren Duplo-Steine verwendet werden können, soll dazu aufgerufen werden, Legosteine aller Formen zu spenden, „für die, die wir nicht für die Rampen brauchen können, finden sich andere Abnehmer“, sagt Anna Habermann. Sie wird die Aktion koordinieren und ist unter Tel. (06 08 3) 95 09 42, bzw. Mobil unter 01 51 61 04 92 64 oder per E-Mail habermann@weilrod.de erreichbar.

Gesucht werden in erster Linie Klötzchen, aber auch Geldspenden, denn das Kilo gebrauchte Legosteine kostet im Internet zwischen 40 und 60 Euro. Dazu kommen Kosten für die Montageplatten, den Kleber und die rutschfeste Matte zum Unterlegen, so dass eine Rampe am Ende 400 bis 500 Euro kosten wird. An verschiedenen Stellen in der Gemeinde, im Rathaus, aber auch in Geschäften und an der Tankstelle sollen jetzt bunte Spendenboxen in Gestalt kleiner Lego-Rampen aufgestellt werden.

Auch für Elektrorollstühle bis 500 Kilogramm geeignet

Etwa 90 Lego-Rampen hat Rita Ebel bereits aus gespendeten Steinen gebaut und verschenkt. Sie legt Wert auf die Feststellung, dass es sich dabei um kein gesetzlich zugelassenes Hilfsmittel handelt, die Benutzung also auf eigene Gefahr zu erfolgen hat, was den Auftraggebern auch schriftlich erläutert werde. Passiert sei bisher aber noch nie etwas, sagt sie. Gesetzlich zugelassene Rollstuhlrampen haben eine Steigung von 6 Prozent, die Lego-Rampen liegen aufgrund der systembedingten, stufigen Bauart bei bis zu 15 Prozent, sind aber nach aller Erfahrung absolut praxistauglich und auch für Elektro-Rollstühle von bis zu 500 Kilo geeignet. Anfangs hatte die „Lego-Oma“ noch zweispurige Rampen gebaut. Um das seitliche Abrutschen gänzlich auszuschließen, konstruiert sie inzwischen nur noch einteilige, breite Rampen. Ebel baut die Rampen grundsätzlich nur bis zu einer Höhe von 17 Zentimetern, genug, um eine normale Stufe zu überwinden.

Die Lego-Steine werden auf den zuvor auf das gewünschte Format zugeschnittenen Grundplatten montiert und formschlüssig verklebt. Hohlräume, um Material zu sparen, darf es dabei wegen der Stabilität nicht geben. Die Rampen liegen in der Regel auf rutschfesten Kunststoffmatten und wiegen je nach der Menge der verbauten Steine zwischen 15 und 20 Kilogramm, sind also transportabel. VON ALEXANDER SCHNEIDER

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