Beizeiten die richtigen Weichen gestellt

Bürgermeister Götz Esser sieht viele Weichen gestellt Für viele Menschen war das vergangene Jahr kein besonders schönes Jahr - wegen der ungewissen geopolitischen Lage, der immer noch herrschenden Coronapandemie, der explodierenden Preise und des Angriffskriegs auf die Ukraine haben sich viele Ängste aufgebaut. Doch für die Kommune Weilrod hat sich eine begonnene positive Entwicklung fortgesetzt, wie Bürgermeister Götz Esser im Interview mit Redakteurin Inka Friedrich berichtet.
Herr Esser, was war für Sie persönlich das schönste Ereignis im Jahr 2022?
Für mich war es die 50-Jahr-Feier, die wir gemeinsam mit dem Europatag begangen haben. Nach den Coronabeschränkungen hat man so richtig gemerkt, wie die Leute Lust hatten, wieder herauszukommen und sich sehen wollten. Und trotz der widrigen Umstände, die auch in diesem Jahr herrschten, war das Fest für alle Beteiligten äußerst positiv. Die Verbindung mit unseren alten Partnergemeinden Billy-Berclau und der neuen Thüringischen Drei Gleichen wurde noch einmal gefestigt. Deswegen gilt auch ein besonderes Dankeschön dem Hochtaunuskreis und den Helfern, ohne deren Engagement das Fest so gar nicht zu stemmen gewesen wäre.
Was waren Ihrer Meinung nach die wichtigsten Bauprojekte im vergangenen Jahr für Weilrod?
Hier gibt es viele Dinge zu nennen. Um vielleicht mal direkt bei uns vor der Tür mit der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts unseres Baubetriebshofs anzufangen. Hier haben unsere Kollegen vom Bauhof sehr viel in Eigenleistung umgesetzt. Das Dach wurde mit Photovoltaik ausgestattet, die Rahmenbedingungen im ganzen Bauhof aufgewertet. Es wurden neue Waschräume und Toiletten angelegt und ein Aufenthaltsraum, dem dieser Name nun auch wirklich gerecht wird. Zudem gibt es in Zukunft von außen begehbare Toiletten für Busfahrer, Postboten oder Mitarbeiter, die nun nicht immer durch das ganze Gebäude wandern müssen. Zudem wurden moderne Garagen für unsere Fahrzeuge angelegt. Dies soll dann auch im zweiten Bauabschnitt fortgesetzt werden.
Gibt es noch andere wichtige Bauprojekte?
Natürlich: Ein weiteres, wichtiges Bauprojekt ist der weitere Ausbau durch die Deutsche Glasfaser und vor allem, dass wir es geschafft haben, dass es uns das nun nach zwei Jahren weitergehender Verhandlungen gelungen ist, die Ortsteile Finsternthal, Mauloff und Winden, die beim ersten Ausrollen der Polygone leider noch keine Berücksichtigung fanden, in den Ausbau einbezogen werden. Wichtig ist für uns auch die Umsetzung weiterer Mobilfunktechnologie in Weilrod, um auch die letzten blinden Flecken, die aufgrund unserer Topografie entstanden sind, auf der Landkarte mit einem flächendeckenden Mobilfunknetz auszustatten.
In diesem Jahr ebenfalls fertig geworden ist auch ein Großteil unserer Umgestaltung des Schnepfenbachweihers im Zuge des Dorferneuerungsprojektes ,Erlebnis Wasser‘ sowie der Minigolfanlage, die im nächsten Jahr eröffnet werden soll und für die es uns gelungen ist, mit einer Brauerei aus dem Bayerischen eine Kooperation zu vereinbaren, die die dort entstehende Kleingastronomie mit Möblierung und Getränken ausstatten wird.
Und auch die Wasserringleitung?
Ja, die zählt natürlich auch dazu. Zum einen haben und werden wir als Gemeinde Weilrod weiter in den Ausbau dieser Ringleitung investieren, zum anderen haben wir in den vergangenen Jahren in beiden Wasserverbänden Tenne und Wilhelmsdorf in Projekte investiert, die zwar außerhalb des Gemeindegebietes liegen, uns aber letztlich beim Wasser auch zugutekommen. Beispielsweise sei hier der Brunnen in Bermbach in der Gemeinde Waldems genannt. Dieser war stillgelegt, liefert demnächst aber nach dessen Aufbereitung wieder Wasser für das Trinkwassernetz des WBV Tenne. Die Kosten für den Weiterbau der Ringleitung zwischen Alt- und Neuweilnau wird durch die Vermarktung der Grundstücke im Baugebiet Neuerborn in Altweilnau getragen und kostet so die Gebührenzahler der Gemeinde keinen Cent. Außerdem sind wir gerade jetzt dran, die Strecke zwischen Emmershausen und Hasselbach auszubauen und somit der Ringleitung hinzuzufügen.
Aber zu Projekten, die diesbezüglich in Arbeit sind, zählen ja auch die vorhandenen Wasserleitungen, die ja zum Teil saniert werden müssen...
Richtig. Mittlerweile sind nun die Befahrungen des Kanalnetzes im Rahmen der Eigenkontrollverordnung angestoßen und zum Großteil abgeschlossen. Das ist eine Pflichtaufgabe durch den Gesetzgeber, die uns auch noch durch die nächsten Jahre begleiten wird. Hier lässt sich jetzt schon sagen, dass wir binnen der kommenden vier bis fünf Jahre noch beträchtliche Summen investieren müssen.
Welche anderen nennenswerten Projekte gab es in diesem Jahr in Weilrod?
Ein wichtiger Entschluss der Politik war, die Weilpassage beziehungsweise den Bebauungsplan dafür an den Start zu bringen. Hier wird nach Fertigstellung nun seniorengerechtes Wohnen möglich sein, ebenso wie Tages- und Vollzeitpflege. Wir hoffen, dass der erste Spatenstich bereits im kommenden Frühjahr erfolgt.
Auch die Vermarktung der Grundstücke im Baugebiet Neuerborn und die Entscheidung für den zweiten Bauabschnitt war für die Kommune ein großer und wichtiger Schritt. Wir gehen davon aus, dass wir bis zum Ende dieses Jahres oder spätestens Anfang des kommenden 80 Prozent der Fläche verkauft haben und dann die Offenlage für den zweiten Bauabschnitt erfolgen kann. Denn es vergeht nicht eine Woche, wo nicht mindestens eine Bewerbung für einen Bauplatz bei uns eingeht. Außerdem gab es noch viele kleine Projekte wie etwa den Denkmalplatz in Hasselbach oder die Efeu-Entfernung in Altweilnau am Torturm, die in diesem Jahr fertiggestellt oder angeschoben worden sind. So auch die Machbarkeitsstudie für einen Mehrgenerationenplatz in Weilrod. Die Planungskosten für den daran anschließenden Bau einer solchen Anlage wurden ja jetzt im Haushalt 2023 eingestellt. Im nächsten Jahr wird dann die Planung hoffentlich abgeschlossen sein, so dass wir dann das Projekt in 2024 umsetzen können.
Gibt es etwas, auf das Sie besonders stolz sind?
Ja, tatsächlich! Ich muss den Weilrodern einmal ein ganz großes Lob aussprechen. Trotz widriger Umstände wie Coronapandemie, Klimaerwärmung, Waldbrände und einen seit Februar anhaltenden verbrecherischen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine muss ich sagen, dass die Menschen in Weilrod zusammenhalten und sich unterstützt haben. Das gilt auch oder ganz besonders für alle, die sich in einem Ehrenamt, dem ich hier meinen ausdrücklichen Dank ausspreche, engagieren. Ohne deren unermüdliche Arbeit, Hilfsbereitschaft, dem Engagement und der großartigen Zusammenarbeit mit Verwaltung und Hauptamt wären viele Dinge in diesem Jahr nicht möglich gewesen. Das betrifft beispielsweise auch bei der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine zu. Und so kann ich ohne Scheu sagen, dass wir hier in Weilrod wirklich eine weltoffene Gemeinschaft sind, die sich untereinander, aber auch anderen Menschen hilft.
Und wie sieht es politisch aus?
Auch politisch haben wir uns in Weilrod gut entwickelt, denn dieser Haushalt ist eine Mannschaftsleistung gewesen. Aber auch in den Jahren zuvor haben wir kommunal- wie umweltpolitisch die richtigen Weichen zur richtigen Zeit gestellt. Nach Fukushima haben wir uns in Weilrod sehr früh als erste und damals einzige Kommune für die Windkraft ausgesprochen und diese dann auch umgesetzt, als andere Kommunen das noch als Hexenwerk abgetan haben. Damals, auch in Verbindung mit dem kommunalen Schutzschirm des Landes Hessen, haben wir den Grundstein für die heutige gute finanzielle Lage von Weilrod gelegt. Und das, obwohl wir jeden Euro zweimal umdrehen mussten. Die Früchte dieses Handelns ernten wir heute, und ich denke, das Resultat kann sich nun durchaus sehen lassen.