Jetzt lohnt sich der Einschlag

Was machen die Forstleute über das Jahr? Neue Serie gibt Antworten Was passiert im Forst? In einer neuen Serie begleiten wir das Forstamt Weilrod bei seiner Arbeit und wollen so tiefere Einblicke in die Arbeit der Forstleute geben.
Weilrod Mit lautem Krachen und Bersten stürzen etwa fünf Tonnen Buche auf die Erde. Forstarbeiter Richard Janik hat gerade den etwa 160 Jahre alten Baum gefällt. Einige Baumlängen weiter ist Adam Obersztalski dabei, die Fällkerbe für den nächsten Holzlieferanten herzustellen.
Beide arbeiten für den Forstservice Hedderich aus Ebsdorfergrund, der vom Forstamt Weilrod mit den Fällarbeiten rund um Riedelbach in den Bereichen Kreuzerstein und Wehrholz beauftragt wurde. „Im Winter wird Laubholz gefällt“, erläutert Revierföster Michael Knebel dazu. Denn nur im Winter könne Laubholz eingeschlagen werden, da es dann saftfrei sei. Nach dem Laubfall beginne diese Zeit und gehe bis Anfang März, wenn der Saft wieder zu steigen beginne. Wenn Laubbäume im Saft entnommen werden müssten, dann verderbe das Holz ganz schnell.
Ein Problem sei jetzt der weiche, nasse Boden. Früher habe es im Winter Frost gegeben, und damit sei der Boden gefroren und für Forstmaschinen besser befahrbar gewesen. „Der Schnee hat dann noch den Frost im Boden konserviert“, blickt Knebel zurück.
Baumkronen stellen große Gefahr dar
Doch mit dem Klimawandel sei es immer schwieriger, mit den Rückemaschinen oder einem Kranschlepper in den Wald zu fahren. Es dürften zwar nur die Rückegassen befahren werden, aber hier gebe es dann tiefe Spuren und Bodenverdichtung. Wegebauarbeiten finden im Winter nicht statt, aber wenn ein Weg zu arg in Mitleidenschaft gezogen wurde, wird er nach Abschluss der Waldarbeiten zumindest glattgezogen.
Ein anderes Problem ist, dass auch die Buchen durch Trockenheit und Sonnenbrand angegriffen sind. „Die Buche baut schnell ab“, so Knebel, „wir bergen jetzt die Stämme, bevor sie komplett entwertet sind.“
Im Kronenholz waren bereits dunklere Bereiche zu sehen, die auf Pilzbefall hindeuten. Somit ist die Holzausbeute bei solch einer kranken Buche nicht mehr so hoch wie bei einer gesunden. Das Kronenholz ist dann nur noch als Brennholz brauchbar. Dies bleibt dann vielfach als Material für Selbstwerber im Wald liegen.
„Wir haben angesichts der großen Nachfrage die Brennholzmenge pro Haushalt, die wir abgeben, gedrosselt“, so Knebel. Und auch die Holzart könne nicht immer garantiert werden. Entlang der Wege habe der Forst schon kranke Buchen entnommen, da diese besonders schnell einfach zusammenbrechen. Und so eine Buchenkrone alleine wiege schon mal um die zwei Tonnen. Darum besteht auch für die Forstarbeiter immer die Gefahr, dass Kronenteile herabbrechen, wenn sie an einem geschädigten Baum arbeiten.
So wird mittlerweile auch nach dem Fällschnitt, wenn der Baum dann nicht schon von selbst fällt, kein Keil mehr in den Schlitz geschlagen. Denn durch die Erschütterung der Schläge könnten Äste herunterbrechen. Es wird ein über Akku motorbetriebener Keil angesetzt, der dann per Fernsteuerung ausgelöst wird und dem Baum den Impuls zum Fallen gibt. Oder der Baum wird mit Hilfe eines Schleppers zu Fall gebracht.
So arbeiten sich die Forstarbeiter durch den Bestand, in dem vorab ein Förster die zu fällenden Bäume mit zwei roten Schrägstrichen versehen hat. Die gefällten Stämme werden dann mit der Seilwinde an die Rückegasse gezogen und mit dem Kranschlepper oder direkt mit dem Rückezug geborgen und an den nächsten Weg transportiert.
Auch Besucher sind zu schützen
„Wenn wir zu spät sind, lassen wir die Stämme stehen“, betont der Revierförster. Denn wenn schon die Rinde abblättert oder sich Pilze am Stamm zeigen, ist die Holzqualität so schlecht, dass sich das Fällen gar nicht mehr lohnt. Dann freuen sich die Totholzbewohner. So zeigt Knebel auf das große, runde Loch in einem der Stämme. „Das ist eine Schwarzspechthöhle“, freut er sich. Aber auch die anderen Höhlenbewohner wie Mittelspecht, Kleiber oder Fledermäuse profitieren von dem reichlich vorhanden Totholz.
Der Staatsforst ist nach PFC-Standard zertifiziert, womit je Hektar zehn Habitat-Bäume zu erhalten sind. Im Kommunalwald der Gemeinde Weilrod, der nach PEFC zertifiziert ist, ist die Anzahl an verpflichtenden Habitatbäumen etwas geringer angesetzt, wird aber wie im Staatswald in vielen alten Beständen derzeit überschritten.
Entlang der Wege wird auf eine Tiefe von einer Baumlänge bei Gelegenheit kontrolliert, ob hier Bäume eine Gefahr für Waldbesucher bilden. Entlang von Bebauung oder klassifizierten Straßen wird solch eine Kontrolle jährlich vorgenommen, abwechselnd im belaubten und im unbelaubten Zustand.
Eine weitere Arbeit, die jetzt im Winter noch ansteht, ist das Mulchen von Schneisen in Jungbeständen. Nur so können die Jäger ihrer Bestimmung nachgehen und die vorgegebenen Abschussquoten erfüllen. Denn ein zu hoher Bestand an Reh- und Rotwild schädigt den Jungwuchs. VON SABINE NEUGEBAUER