Ellen und Ulrich Schulz (Usingen) hauchen der Mappesmühle in Neuweilnau neues Leben ein
Am Samstag laden Ellen und Ulrich Schulz zum Tag der offenen Tür in ihrem neuen Café in der Mappesmühle in Neuweilnau ein.
Von inf
Ellen Schulz mustert alte Bilder, mit denen sie die Mappesmühle zu dekorieren gedenkt. Foto: Friedrich
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WEILROD/USINGEN - Das Rentnerdasein kann so schön sein. Immer reisen, wenn man es möchte, keine Verpflichtungen gegenüber Arbeitsstelle und Kollegen, nebst einer gewissen Freiheit, zu tun und zu lassen, was man will. Dies könnte auch auf das Usinger Ehepaar Ellen und Ulrich Schulz zutreffen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Denn Ellen Schulz, der ehemaligen Mitinhaberin des Usinger Ladens "Ellens & Ritas Welt", hat die Liebe dazwischen gefunkt. Doch nicht etwa die Liebe zu einem Mann, sondern zu einem Gebäude: Der Mappesmühle in Neuweilnau. Seit etwa zehn Jahren schläft das einstige Vorzeigerestaurant Neuweilnaus einen tiefen Schlaf. Früher, da aß man hier gut und reichlich zu Abend, feierte in den ausgedehnten Gebäuden rauschende Feste und tanzte in der Kornkammer bis in die Tiefe Nacht bei heißen Rhythmen. Selbst das Fernsehen drehte hier die eine oder andere Sendung. Doch all das ist schon lange vorbei.
Bis Ellen Schulz daher kam. Sie hat zusammen mit ihrem Mann und handwerklich begabten Freunden wie Heinz Ebel und Ulrike Reichert, binnen eines Jahres die leer stehende alte Mühle aus dem Dornröschenschlaf geholt und aus dem verlassenen Gebäude in akribischer Handarbeit ein kleines Schmuckstück gemacht. Entstanden ist ein lauschiges kleines Café, in dem man von Mai bis September am Wochenende und an Feiertagen leckeren, selbst gebackenen Kuchen und Torte sowie heiße und kalte Getränke zu zivilen Preisen genießen kann. Auch kleine Snacks wird es in Zukunft geben.
Doch nicht nur das - man kann zukünftig die Mappesmühle als Eventlocation buchen, um hier Konfirmationen, Firmenfeste oder Geburtstage zu feiern. Nur ein Restaurant, das will man daraus nicht mehr machen, betont Schulz. Das könne man aufgrund des Alters und des nötigen Personals nicht leisten.
Die Vorgeschichte: "Wir haben damals, als wir den Laden wegen der ganzen Umbaumaßnahmen in Usingens Stadtmitte aufgaben, dringend nach einem Lager gesucht", erzählt die fidele 76-Jährige. Ihnen sei daraufhin die Mappesmühle angeboten worden. "Als wir die Tür aufschlossen und wir uns durch die ganzen Spinnenweben kämpften, da hat es Klick gemacht", bekennt sie. Obwohl der Gastraum des ehemaligen Restaurants aufgrund eines Wasserschadens immer noch arg mitgenommen ausgesehen habe, geisterte in diesem Moment eine Idee durch ihren Kopf. Eine kleine Ahnung davon, wie es sein könnte, wenn man die Schäden beseitigt und das Gebäude wieder renoviert.
Bis es so weit war, war ein langer Weg zu gehen. "Wir haben, als wir uns endgültig dazu entschlossen hatte, jede freie Minute hier verbracht. Aber wir hatten reichlich Hilfe von Leuten aus der Gegend, denen die Mappesmühle genauso viel bedeutet hat, wie uns", gesteht die ehemalige Anwaltsgehilfin. Man hat sich der alten Lehmdecke angenommen, Theke und Gastraum gestrichen, die Küche vollständig renoviert und auf den neusten Stand gebracht. Dabei ging es vor allem darum möglichst viel mit eigenen, handwerklichen Mitteln auf die Beine zu stellen. "Wir sind beide Rentner, da können wir keine tausende Euro investieren" bekennt Schulz. Und so hat sie, die handwerklich sehr geschickt ist, Tischdekorationen gebastelt, Sitzbezüge genäht, und den Gastraum geschmackvoll eingerichtet, während Reichert sich um die Außenbepflanzung gekümmert hat. Ihr Mann und Ebel seien die Handwerker gewesen. Wo man nicht selbst weiterkam, habe man den einen oder anderen Handwerker bemüht. Durch die Arbeit wurde aus allen Helfern die "Mappesfamilie".
Und die eröffnet jetzt die Cafésaison. Doch nicht nur das: Am Samstag, 15. Juni, findet ab zwei Uhr offiziell ein Tag der offenen Tür statt. Neben einem kleinen Flohmarkt und dem Verkauf von selbstgehäkelten Topflappen wird auch die große Schallplattensammlung der Kornkammer, der ehemaligen Disko der Mappesmühle, verkauft. Der Erlös aus dem Verkauf der Platten und Topflappen geht an die Neuweilnauer Tierschutzorganisation Melis Gnadenhof. Neben Kaffee und Kuchen wird aber noch mehr geboten, beispielsweise eine Vorführung des Schäfers Karl-Klaus Brendel. Ab 19 Uhr schließlich wird das Tanzbein geschwungen: DJ René Einsiedel wird das alte Mappesmühlenfeeling wieder aufleben lassen.