Auch wenn bei einigen Rettungswachen aus Personalnot Schichten ausfallen – Aus Sicht von Sozialminister Kai Klose ist die Notfallversorgung in Hessen sichergestellt.
Von Christian Stang
Reporter Politikredaktion Wiesbaden
Mehr als 2800 Notfallsanitäter oder Rettungsassistenten sind in Hessen im Einsatz.
(Foto: dpa)
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WIESBADEN - Der hessische Sozialminister Kai Klose hat „vereinzelte Probleme“ bei der Notfallversorgung eingeräumt. Insgesamt betrachtet sei schnelle Hilfe für Patienten aber sichergestellt, sagte der Grünen-Politiker am Donnerstag im zuständigen Ausschuss des Landtags. Die SPD hatte nach einem Medienbericht über fehlende Notfallsanitäter einen Berichtsantrag gestellt. Laut HR waren in einigen Fällen wegen der Personalnot Rettungswagen nicht einsatzfähig.
Nach Angaben von Klose konnten bis August dieses Jahres bei acht von 25 Trägern einzelne Schichten nicht besetzt werden: unter anderem in Wiesbaden, Frankfurt, Gießen und im Rheingau-Taunus-Kreis. Die Zahl von 1,5 Millionen Notfalleinsätzen im vergangenen Jahr mache aber deutlich, dass dies Einzelfälle seien und kein grundsätzliches Problem bestehe.
Derzeit gibt es nach Angaben des Ministers in Hessen 1317 Notfallsanitäter, 1562 Rettungsassistenten und 1885 Rettungssanitäter. Aktuell befänden sich 300 Personen in der Vollausbildung zum Notfallsanitäter. Zudem hätten sich 1957 Rettungsassistenten mit einer Ergänzungsprüfung zum Notfallsanitäter weitergebildet. Ihm sei aber bewusst, dass die Ausbildungskapazitäten erhöht werden müssten, meinte Klose. Dazu sei er im Gespräch mit den Trägern der Rettungsdienste und den Schulen.
NEUE AUSBILDUNG
Ein Grund für den Mangel im Rettungsdienst ist die Tatsache, dass 2014 die Ausbildung umgestellt wurde, von der zweijährigen Ausbildung zum Rettungsassistenten hin zur dreijährigen Ausbildung zum Notfallsanitäter. Mit der Umstellung kam der Ausbildungsstopp für die Rettungsassistenten. Bei Einsätzen muss in jedem Wagen neben dem Fahrer mindestens ein Rettungsassistent oder Notfallsanitäter sitzen.
Die 10-Minuten-Frist wird meistens eingehalten
Die Hilfsfrist von zehn Minuten wird nach den Antworten von Klose vor allem in den großen Städten zu einem hohen Prozentsatz eingehalten. In Wiesbaden zu 95,2 Prozent, in Darmstadt zu 96,2 Prozent oder zu 90 Prozent in Frankfurt. In einigen Landkreisen liegt die Quote dagegen nur bei etwa 75 Prozent.
Klose berichtete weiter, dass in Frankfurt sowie den Landkreisen Bergstraße und Wetterau Pilotprojekte zum verstärkten Einsatz von Notfall-Krankentransportwagen genehmigt worden seien. Sie würden über zwei bis drei Jahre wissenschaftlich begleitet. Danach solle ein landesweiter Einsatz geprüft werden. Die Krankentransportwagen sind nicht mit Notfallsanitätern, die eine dreijährige Ausbildung absolvieren, sondern mit Rettungssanitätern nach viermonatiger Qualifizierung besetzt. Sie werden für routinemäßige Krankentransporte oder weniger gravierende Akutfälle eingesetzt. Damit sollen die Rettungsfahrzeuge entlastet und nur in wirklichen Notfällen zum Einsatz kommen.
Das Projekt orientiert sich am sogenannten Triage-Modell für Notaufnahmen in Krankenhäusern. Dabei werden Patienten je nach Schwere der Krankheit entweder direkt in der Klinik aufgenommen oder in weniger akuten Fällen zum ärztlichen Bereitschaftsdienst oder zu einer Praxis weitervermittelt. Bei verschiedenen Modellprojekten hat die Triage zu einer spürbaren Entlastung der Notaufnahmen geführt.
SPD spricht von personellen Engpässen
Die SPD bescheinigte Klose „dürftige Antworten“ auf ihren Antrag. Die personellen Engpässe in der Notfallversorgung hätten sich seit Jahren abgezeichnet, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin Daniela Sommer nach der Sitzung des Sozialausschusses. Dennoch habe es die Landesregierung versäumt, die Ausbildungskapazitäten zu erhöhen. Es würden mehr Lehrkräfte, mehr Praktikumsplätze in Krankenhäusern sowie auf den Lehrrettungsstellen gebraucht, sagte Sommer. Sie kritisierte, dass der Minister Meldungen über ausgefallene Schichten als Einzelfälle abgetan habe.