Update vom 14. November, 17.20 Uhr: Wie abhängig ist Belarus-Präsident Alexander Lukaschenko von Russland im Ukraine-Krieg? Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja erhebt schwere Vorwürfe gegen ihren politischen Widersacher, gegen den sie 2020 die Präsidentschaftswahl verlor. Zudem äußert sich die 40-Jährige über die Wahrscheinlichkeit, dass die weißrussische Armee militärisch das verbündete Russland unterstützt.
Update vom 14. November, 11.51 Uhr: Wolodymyr Selenskyj hat die Stadt Cherson besucht. Aufnahmen von Nachrichtenagenturen zeigten, wie der ukrainische Präsident dabei von schwer bewaffneten Leibwächtern umgeben war. Der ukrainische Präsident selbst trug dabei offenbar weder Helm noch schusssichere Weste.
Der Kreml reagierte offenbar erbost auf den Besuch in der strategisch wichtigen Stadt. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow kommentierte den Besuch direkt zwar nicht, hob aber hervor, dass Cherson russisches Staatsgebiet sei. Das berichtete die Nachrichtenagentur AFP.
Update vom 14. November, 9.14 Uhr: Der bevorstehende Winter wird die Kämpfe in der Ukraine nach britischer Einschätzung deutlich beeinflussen. „Veränderungen bei Tageslichtstunden, Temperatur und Wetter bedeuten einzigartige Herausforderungen für die kämpfenden Soldaten“, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag mit. „Alle Entscheidungen, die der russische Generalstab trifft, werden teilweise vom Einbruch des Winters abhängig sein.“ Weil die Tageslichtstunden deutlich abnehmen, werde es weniger Offensiven und dafür mehr statische Verteidigungslinien geben.
Die Winterbedingungen mit mehr Regen und starken Winden sowie Schneefall führten zu Kälteverletzungen und würden die ohnehin schon niedrige Moral der russischen Streitkräfte vor zusätzliche Herausforderungen stellen, so das Ministerium weiter. Sie bedeuteten aber auch Probleme für die Wartung der Ausrüstung. „Grundübungen wie die Waffenreinigung müssen den Gegebenheiten angepasst werden, und das Risiko von Waffenfehlfunktionen steigt“, hieß es in London. Gleichzeitig betonte die Behörde, dass auch ukrainische Soldaten von den Konditionen betroffen seien.
Update vom 14. November, 6.44 Uhr: Russen kämpft auch nach dem Abzug aus Cherson weiter, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag betonte. „Die Kämpfe in der Region Donezk sind genauso intensiv wie in den vergangenen Tagen“, sagte er in seiner Videoansprache. „Die Wucht der russischen Angriffe hat nicht abgenommen.“
Update vom 13. November, 20.18 Uhr: Nach dem Rückzug der russischen Armee haben die ukrainischen Streitkräfte im Süden des Landes nach eigenen Angaben bislang insgesamt 179 Orte zurückerobert. In den Gebieten Cherson und Mykolajiw sei in den vergangenen Tagen nordwestlich des Flusses Dnipro eine Fläche von rund 4500 Quadratkilometern befreit worden, meldete die ukrainische Agentur Unian am Sonntag unter Berufung auf das Einsatzkommando Süd.
Update vom 13. November, 14.14 Uhr: Russland hat angeblich einen Abfangjäger des Typs MiG-31 über Belarus geflogen, und zwar bestückt mit einer der neuen Hyperschallraketen „Kinschal“ (deutsch „Dolch“). Es soll sich um einen Trainingsflug gehandelt haben. Das berichtet die belarussische Überwachungsgruppe „Belarusian Hajun Project“ auf Telegram und Twitter.
Die Marschflugkörper Kinschal fliegen nach russischen Angaben bis zu zehn Mal schneller als der Schall, sind dabei trotzdem lenkbar und haben eine Reichweite von 2000 Kilometern. Sie können konventionell oder nuklar bestückt werden. Im März hatte Russland nach eigenen Angaben eine Kinschal-Rakete gegen ein militärisches Ziel in der Westukraine abgeschossen.
Update vom 13. November, 13.48 Uhr: In Russland wurden Studenten dazu verpflichtet, Putins Soldaten Lebensmittel, Haushaltschemikalien und Medikamente zu spenden. Die Anweisung galt für die Region Krasnodar im Süden des Landes, wie das Portal Nexta zusammen mit einem entsprechenden Dokument twitterte.
Unabhängig prüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht. Nexta hat seinen Sitz in Warschau und gilt als wichtiger Informationskanal für die belarussische Protestbewegung.
Update vom 13. November, 13.26 Uhr: Moskaus Verteidigungsministerium meldet nun ein kleineren Erfolg: Soldaten hätten den Ort Majorsk in Donezk erobert. Unabhängig prüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht. Ukraine-Präsident Selenskyj hatte allerdings bereits am Vorabend von aktuell besonders heftigen russischen Angriffen in der Region gesprochen. „Dort ist es die reine Hölle“, sagte er in einem Video. Russlands Armee hat Donezk in größeren Teilen erobert und im September völkerrechtswidrig annektiert.
Update vom 13. November, 12.58 Uhr: Die russische Militärführung versagt „größtenteils“ darin, seine Rekruten zu einer geschlossenen Kampfeinheit zu machen. Zu dieser Einschätzung kommt das Institute for the Study of War (ISW) in seiner jüngsten Lage-Analyse. So hätte der ukrainische Generalstab berichtet, dass die Beamten den Kämpfern in Donezk und Luhansk die Dokumente über ihre Teilnahme nicht mehr zukommen ließen. Diese bürokratischen Ärgernisse sowie der „allgemeine Mangel an Struktur“ könnten den Konflikt mit der Führung verstärken, so der Thinktank mit Sitz in Washington.
Update vom 13. November, 12.34 Uhr: Die russische Gesellschaft ist es, die mit der Verantwortung für den Ukraine-Krieg „fertig werden muss“, sagte nun Wolfgang Schneiderhan. „Man sagt, es sei Putins Krieg“, so der Bundeswehrgeneral a.D. zu den RND-Zeitungen. Das stimme zwar, dennoch seien es auch russische Männer, die in diesem Krieg Verbrechen begingen.
Die deutsche Geschichte sei „eine Lehrmeisterin, was das bedeutet und wie lange es dauert.“ Schneiderhan äußerte sich anlässlich des Volkstrauertags in Deutschland (13. November), an dem Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht wird. Auf den Kriegsgräberstätten sähen junge Menschen deren Folgen. „Das lässt niemanden unbeeindruckt.“
Update vom 13. November, 11.43 Uhr: Die Ukraine feiert die Befreiung von Cherson: „Meine Stadt, wo ich geboren bin und mein gesamtes Leben verbracht habe, ist endlich frei“, sagte eine 17-Jährige laut einem AFP-Reporter in Kiew - mit Tränen in den Augen. Sie werde in ihre Heimatregion zurückgehen, sobald „es möglich und sicher ist“.
Die Nachricht, dass ukrainische Soldaten in der Stadt angekommen sind, sorgte für einen selten gewordenen Freudenausbruch in der ukrainischen Hauptstadt, mit Musik in den Straßen und Hupkonzerten, berichtete die Nachrichtenagentur weiter. Feiernde zogen am Freitagabend (11. November) in ukrainische Flaggen eingehüllt zum Maidanplatz, umarmten einander und ließen Sektkorken knallen, hieß es.
Außerdem riefen Menschen immer wieder die Nummern der ukrainischen Armee-Brigaden, die nach neun Monaten russischer Besatzung als erste Cherson eroberte. Ähnlich sei die Lage in den befreiten Gebieten. Der Befehlshaber einer Sanitäter-Einheit räumte zwar ein, dass es in der Region sicherlich auch Menschen gebe, die den russischen Rückzug bedauerten. Zum Glück habe er solche aber noch nicht getroffen.
Erstmeldung vom 13. November: Kiew/München - Der russische Rückzug aus Cherson befeuert Wolodymyr Selenskyj. „Wir vergessen niemanden, wir werden niemanden zurücklassen“, sagte der ukrainische Präsident in seiner Videoansprache vom 12. November. Doch einer seiner engen Berater warnt vor einer „Todesfalle“ in der Region.
„Die Russen versuchen, dort eine Todesfalle zu errichten. Sie verminen Straßen, Häuser, Abwasserkanäle. Am anderen Ufer des Dnipro steht russische Artillerie in Position und könnte die Stadt in Schutt und Asche legen. Wir müssen vorsichtig sein“, sagte nun Mychajlo Podoljak zum Portal t-online.de.
Tatsächlich haben laut Selenskyj ukrainische Sicherheitskräfte mit der Räumung von Minen in der Region begonnen. 2000 Sprengsätze seien bereits entschärft worden. Selenskyj berichtete von massiven Zerstörungen in der Region. „Vor der Flucht aus Cherson haben die Besatzer die ganze kritische Infrastruktur zerstört - Kommunikation, Wasserversorgung, Heizung, Strom.“
In der Stadt Cherson war nach acht Monaten russischer Besatzung wieder ukrainisches Fernsehen zu empfangen. Der regionale Energieversorger teilte mit, er arbeite an einer Wiederherstellung der Stromversorgung. Unabhängig verifizieren ließen sich die Angaben zunächst nicht.
Russland unter Kremlchef Wladimir Putin hatte das Gebiet Cherson kurz nach seinem Überfall auf die Ukraine weitgehend erobert und im September - ebenso wie die Gebiete Saporischschja, Luhansk und Donezk - völkerrechtswidrig annektiert. (frs mit AFP-Material)